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Appell für regionale Einkäufe

Kein Regen in Sicht: Kartoffelbauern im Enzkreis kämpfen mit Trockenheit

Die Landwirte im Enzkreis warten sehnsüchtig auf Regen. Die anhaltende Dürre schadet vor allem den Kartoffeln. Auch anderen Gemüsesorten geht langsam aber sicher das Wasser aus.

Herausforderungen gewohnt: Trotz der extremen Trockenheit blicken die Kartoffelbauern im Enzkreis zuversichtlich auf die Ernte, wie (vorne im inneren Kreis von links) Corinna Benkel (Landwirtschaftsamt), Landwirt Karl Stahl, Michael Mauer (Landwirtschaftsamt) und Berater Heiko Höllmüller bei der Probeernte feststellten.
Trotz der extremen Trockenheit blicken die Kartoffelbauern im Enzkreis zuversichtlich auf die Ernte. Foto: Zachmann

Im feuchtwarmen Jahr 2021 hatten die Kartoffelbauern in der Region genau wie die Tomatengärtner alle Hände voll zu tun, um ihre Pflanzen vor der Krautfäule zu schützen.

Dieses Jahr stehen sie vor einer ganz anderen Herausforderung, wie ihr banger Blick gen Himmel zeigt: Wann wird es endlich wieder richtig regnen? Die tolle Knolle kämpft mit der Trockenheit der vergangenen Wochen.

Das unterstrich Anbauberater Heiko Höllmüller vom Kartoffelberatungsdienst Heilbronn bei einer Felderbegehung des Landwirtschaftsamts Enzkreis auf dem Betrieb von Karl Stahl in Mühlacker-Lomersheim. Während Raps und Wintergetreide vielerorts von den ausgiebigen Niederschlägen im Herbst und Winter zehrten, geht der Kartoffel ebenso wie dem Mais und den Zuckerrüben langsam das Wasser aus.

„Außer an ein paar wenigen Oasen, die rechtzeitig ein ordentlicher Landregen erreichte, machen sich die Hitze und starke Trockenheit überall im Land bemerkbar“, sagt Höllmüller. Nur wenige Landwirte in der Region haben effektive Möglichkeiten zur Beregnung oder setzen diese behutsam für Gemüsekulturen ein, die besonders anfällig für Trockenheit sind.

Während die Frühkartoffeln bereits geerntet und großteils vermarktet sind, kämen in den späten Lagersorten die Geräte zum Roden eigentlich erst in vier Wochen zum Einsatz. Nicht so in diesem Jahr. „Die hohen Temperaturen haben mancherorts für eine vier Wochen frühere Abreife gesorgt.

Sobald der richtige Stärkegrad erreicht ist, sollte das Kraut entfernt und so schnell wie möglich geerntet werden“, empfiehlt Höllmüller. So nehmen die Landwirte zwar Ertragseinbußen in Kauf, sichern für den Verbraucher aber eine optimale Qualität der Knollen. Denn: Unter der anhaltenden Hitze beginnt die Pflanze schon, das Wasser rückwärts aus der Knolle zu ziehen.

Landwirte sind Herausforderungen gewohnt

Gleichzeitig stehen hungrige und durstige Drahtwürmer in den Startlöchern und unbedeckte, rissige Dämme bergen bei zu viel Sonnenlicht die Gefahr grüner Stellen: „Das Kartoffellager im Damm ist in diesem Jahr eine tickende Zeitbombe.“ Andererseits seien die Knollen bei Hitze umso schlagempfindlicher gegen trockene Erdbrocken. Deshalb würde Regen jetzt zwar nicht mehr das Wachstum fördern, aber die schonende Ernte begünstigen.

„Wir Landwirte sind wechselnde Herausforderungen gewohnt“, sagt Stahl. Er und seine Kollegen blicken dennoch optimistisch auf die anstehende Ernte. Stahl setzt auf schonende Bodenbearbeitung, Zwischenfrüchte über den Winter und tolerantere Sorten.

Auf drei Hektar baut der Landwirt 15 Kartoffelsorten an, die sich in den Koch- und Geschmackseigenschaften unterscheiden. Der Bauer verkauft auch Frischmilch aus dem eigenen Stall, hat immer mehr den Weg in Richtung Direktvermarktung eingeschlagen.

Viele Hofläden freuten sich zu Beginn der Pandemie über eine gesteigerte Nachfrage. Aktuell führten wirtschaftliche Schwankungen wegen des Ukraine-Kriegs einige wieder zurück ans Discounter-Regal, sagte die Leiterin des Landwirtschaftsamts Enzkreis, Corinna Benkel.

„Einerseits werden viele teils unberechtigte Ängste geschürt und andererseits fangen die Verbraucher gerade bei Lebensmitteln an, noch mehr zu sparen, während sie weiterhin munter mit dem Auto unterwegs sind“, sagte Benkel. „Dabei sollten wir zu den regionalen Erzeugern stehen, wenn wir unsere lebendige und vielfältige ländliche Struktur erhalten wollen. An ihr hängt noch sehr viel mehr als die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel.“

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