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Erstmals Führung

Eigentlich kein Zutritt: Im Naturschutzgebiet bei Mühlacker herrschen nur die Gesetze der Natur

Nachdem man viele seltene Pflanzen und Tiere im Gebiet „Ziegelhäule“ in Mühlacker entdeckt hat, wurde es 2017 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Normalerweise ist der Zutritt verboten. Nun gab es eine Ausnahme,

Thomas Köberle (rechts) gewährte Einblicke in das Naturschutzgebiet „Ziegelhäule“, in dem man seiner Aussage nach zahlreiche seltene Tier und Pflanzenarten gefunden hat.
Mitten in der Natur: Thomas Köberle (rechts) gewährte Einblicke in das Naturschutzgebiet „Ziegelhäule“, in dem man zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten gefunden hat. Foto: Stefan Friedrich

Normalerweise ist der Zugang zum Naturschutzgebiet „Ziegelhäusle“ durch ein verschlossenes Eisentor gesperrt. Am Samstag jedoch durften erstmals Besucher die Fläche betreten, gemeinsam mit Thomas Köberle, dem Leiter des Landschaftserhaltungsverbandes des Enzkreises.

2017 erst hat das Regierungspräsidium Karlsruhe das Naturschutzgebiet „Ziegelhäule“ zwischen Mühlacker und Lienzingen ausgewiesen. In früheren Jahren befand sich hier eine Zwischendeponie für die Ziegelwerke Mühlacker. Die Deutsche Bahn hat dort Erdmaterial deponiert, das im Zuge des Baus der Schnellbahntrasse zwischen Stuttgart und Mannheim angefallen ist.

Für die Führung am Samstag bedurfte nicht alleine einer Genehmigung durch das Regierungspräsidium. Die Schlüsselgewalt hat die Stadt Mühlacker, erklärte Köberle. Es war das erste Mal, dass eine solche Exkursion erlaubt worden ist.

In diesem Gebiet gelten andere Regeln

Das Gebiet hat man bis dahin der Natur überlassen. „Man darf so ein Gebiet dann nicht ohne Weiteres betreten. Da gelten andere Regeln“, erklärte Ulrich Gommel, Vertrauensmann der Ortsgruppe Mühlacker des Schwäbischen Albvereins, der diese Exkursion organisiert hatte.

Es sind Inseln in einer genutzten Landschaft, in denen sich die Natur entwickeln kann.
Thomas Köberle, Landschaftserhaltungsverbandes des Enzkreises

Das Gebiet könne auf eine „spannende Geschichte“ zurückblicken, versicherte Köberle. Bevor hier Ton und Lehm abgebaut worden sind, sei es Grünland gewesen. Als die Ziegelwerke ihren Betrieb eingestellt haben, „sind hier Berge von Löss, Ton und Lehm gelegen, die man abgefahren hat.“

Danach passierte erst einmal nichts, bis der Naturschutz sich darum kümmerte. „Solche Sekundär-Biotope sind einfach spannend. Es sind Inseln in einer genutzten Landschaft, in denen sich die Natur entwickeln kann.“

Oft hat man es in solchen Bereichen mit „den letzten Rückzugsgebieten für viele Arten“ zu tun, sagte Köberle. Schon in den 1990er-Jahren sei hier der deutsche Sandlaufkäfer gesehen worden, der sehr selten geworden ist, „quasi kurz vor dem Aussterben in ganz Europa“. Bei einer Untersuchung durch das Regierungspräsidium Karlsruhe seien später „Unmengen von seltenen Pflanzen und Tieren“ gefunden worden.

Eine echte Rarität im Enzkreis

Damit sei auch klar gewesen, dass das „Ziegelhäule“ als Naturschutzgebiet ausgewiesen wird – übrigens gegen den Wunsch des Landratsamts, das zumindest einen Teil der Fläche rekultivieren wollte. Heute ist es das jüngste Naturschutzgebiet im Enzkreis. Es umfasst eine Fläche von rund elf Hektar und gilt laut Köberle „bei uns hier in der Region als Rarität“.

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