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Neubau der Herrenwaagbrücke in Mühlacker sprengt Zeitplan: Baufirma nennt keine Gründe

Ursprünglich sollte die Herrenwaagbrücke in Mühlacker in vier Wochen fertig sein. Jetzt werden die Arbeiten frühestens in einem halben Jahr beendet. Das wirft viele Fragen auf.

Die Torbogen stehen bereits, trotzdem verzögert sich die Fertigstellung um etwa ein halbes Jahr. Bis mindestens ins Frühjahr müssen Anwohner
Die Torbogen stehen bereits, trotzdem verzögert sich die Fertigstellung um etwa ein halbes Jahr. Das hat auch Auswirkungen auf den Verkehr, die Regierungspräsidentin spricht davon, dass zusätzliche Sperrungen nötig sein werden. Foto: Stefan Friedrich

Der Schock sitzt tief, sowohl bei der Stadt Mühlacker, als auch im Regierungspräsidium Karlsruhe. Seit Montag weiß man, dass der Zeitplan beim Neubau der Herrenwaagbrücke nicht einzuhalten sein wird.

Eigentlich sollte der Brückenneubau in diesen Tagen abgeschlossen sein, jetzt plant wird mit einem halben Jahr Verspätung geplant. Davon Kenntnis hat man jedoch erst vergangenen Freitag erhalten. Warum die Baufirma die Behörden erst jetzt von der Verzögerung informiert hat, ist derzeit unklar.

Uns hat es schockiert, weil wir alle damit gerechnet haben, dass wir vor dem Bauende stehen.
Sylvia M. Felder, Regierungspräsidentin

Nächste Woche soll es vertiefende Gespräche geben. „Im Moment können wir dazu nichts sagen“, räumt Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz ein. „Uns hat es schockiert, weil wir alle damit gerechnet haben, dass wir vor dem Bauende stehen“, sagt sie.

„Die Regierungspräsidentin hat mich am Montag angerufen“, beschreibt Frank Schneider (FDP), Oberbürgermeister von Mühlacker, wie die Woche verlaufen ist. Die Behörde selbst hat seit vergangenem Freitag Kenntnis von der Verzögerung.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen sei schnell klar gewesen, dass man die Öffentlichkeit zeitnah über den Stand der Dinge informieren wollte, auch wenn die Botschaft selbst keine gute ist. „Die Tatsache, dass wir mit einer großen Mannschaftsstärke vertreten sind, zeigt ihnen, dass es größere Schwierigkeiten gibt“, räumt die Regierungspräsidentin ein.

Baufirma legt „ohne Kommentierung und Entschuldigung“ neuen Zeitplan vor

Nachdem es im Mai schon einmal zu Verzögerungen auf der Baustelle kam – ausdrücklich kein Fehler der Bauarbeiter vor Ort, versichert Felder, sondern vermutlich ein Problem auf Managementebene – wurden zunächst Strukturierungen vorgenommen, die eigentlich für eine Einhaltung des Zeitplans hätten sorgen sollen.

„Wir wissen alle, dass so eine Baustelle im Herzen der Stadt eine große Belastung für die Bürgerinnen und Bürger ist und gerade in Mühlacker kriegen wir immer mit, dass es große Einschränkungen gibt“, so Felder.

Deshalb reagiert man bestürzt auf die Einschätzung der Baufirma, die Ende vergangener Woche „ohne jegliche Kommentierung, ohne Entschuldigung und ohne jegliche Begründung“ einen neuen Bauzeitplan vorgelegt hatte, demzufolge die Fertigstellung der Arbeiten nicht vor Sommer 2023 vorgesehen ist.

„Wir haben sofort Gespräche mit der Firma aufgenommen. Die waren aber verhältnismäßig kurz.“ Am Montag will man deshalb noch einmal mit der Geschäftsführung sprechen, respektive sich innerhalb der Behörde abstimmen, welche auch rechtlichen Folgen die Verzögerung nun haben wird.

„Gigantische Verzögerung“: Behörde in Mühlacker rechnet mit sechseinhalb Monaten

„Das Gespräch am Mittwoch war insofern sehr klar und eindeutig, als dass sie die Verantwortlichkeit für die Verzögerung übernommen haben“, stellt Felder allerdings klar.

Abhängigkeiten und Zeitbedarf für die verschiedenen Gewerke seien demnach „total falsch eingeschätzt“ und falsch geplant worden – mit der Folge, dass es nun zu einer „gigantischen Verzögerung“ kommen wird. Die Behörde rechnet mit etwa sechseinhalb Monate.

Auswirkungen wird der Zeitverzug auf den Verkehr haben. Realistisch betrachtet werden zusätzliche Sperren nötig sein, kündigt Felder an. „Wir müssen den Bauzeitenplan und dessen Auswirkungen aber in den nächsten Wochen noch mit der Firma besprechen“, bittet die Regierungspräsidentin um Verständnis, dass sie aktuell noch nichts zu konkreten Maßnahmen und Behinderungen sagen kann.

Üblich sei ein solches Vorgehen seitens einer Baufirma allerdings nicht, räumt sie ein, „vor allem nicht bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung“. Zudem habe es zuletzt auch „keinerlei Hinweise“ gegeben, dass es überhaupt Probleme auf der Baustelle geben würde, ergänzt Referatsleiter Michael Lumpp.

In den vergangenen 20 Jahren ist ein solches Desaster demnach einmalig im gesamten Regierungsbezirk. Vergleichbares habe man während einer Bauphase noch nie erlebt, bestätigt Lumpp, auch deshalb sei die Irritation bei allen Beteiligten so groß. Inwiefern die zusätzliche Bauzeit zu Regressansprüchen führen wird, soll intern noch besprochen werden.

Diese Nachricht ist für die Dürrmenzer Geschäftswelt eine absolute Katastrophe.
Erik Schweickert, FDP-Landtagsabgeordneter

Auch aus Sicht der Stadt ist diese Nachricht ein „Schock“ vor allem für die Bürger. „Aber man kann’s ja nicht ändern“, daher sei er dankbar, dass das Regierungspräsidium die Öffentlichkeit frühzeitig informiert hat. Das sei „der richtige Weg, damit sich die Bürgerinnen und Bürger rechtzeitig darauf einstellen können“.

Ebenfalls geäußert hat sich kurz nach der Bekanntgabe der FDP-Landtagsabgeordnete Erik Schweickert. „Mit großem Entsetzen und Unverständnis“ reagiert er auf die Ankündigung des Regierungspräsidiums am Morgen.

„Diese Nachricht ist für die Dürrmenzer Geschäftswelt eine absolute Katastrophe“, so Schweickert, der sich über die Neuigkeiten entsprechend „wütend“ zeigt. „Seit Beginn der Planung der Maßnahmen hat das Regierungspräsidium alle kritischen Stimmen aus der Bevölkerung einfach weggewischt und jetzt haben wir den Salat.“

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