Ein langer Pass, die Annahme klappt perfekt, dann der Schuss, am Gegner vorbei, direkt in die Ecke: Tor. Eine Szene, die an diesem Nachmittag auf dem Waldrennacher Sportplatz Dutzende Male zu beobachten ist. 46 Kinder spielen dort auf vier kleinen Feldern Fußball. Aufgeteilt sind sie in mehrere Teams.
Es geht fair zu. Ohne Fouls, ohne Beleidigungen. Fällt einer hin, helfen ihm die anderen auf. Genauso haben sich die Organisatoren das gedacht. Teamgeist und Respekt stehen im Mittelpunkt beim Fußballcamp des FC St. Pauli.
Organisiert vom SV Waldrennach und vom TSV Schömberg, bietet es den Teilnehmern fünf Tage die Gelegenheit, zu trainieren wie die Profis. Sie lernen neue Tricks und haben Spaß in der Gemeinschaft. Sebastian Lindemann hat eine laute Stimme, die über den gesamten Platz dringt.
Er absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr beim FC St. Pauli und leitet das Camp. Er kündigt an, welche Mannschaften gegeneinander antreten, was als nächstes gemacht wird. „Die Kinder sind super entspannt“, sagt er. Alle sind zwischen fünf und 14 Jahre alt, die meisten kommen aus der Umgebung, einige auch aus Karlsruhe.
Der Nachwuchs des FC St. Pauli heißt „Rabauken“
Fast alle spielen Fußball im Verein, fast alle tragen dasselbe Trikot. Auf dessen Rückseite prangt groß der Schriftzug „Rabauken“. So heißt beim FC St. Pauli der Nachwuchs. Mehr als sechs Stunden Fußball stehen jeden Tag auf dem Programm. Vormittags trainieren die Kids an Stationen. Jeder der drei Trainer übernimmt eine.
Unter anderem geht es um Dribbling, um Torschuss, um Zweikamp. Und um einen Spielmodus, der sich Funino nennt und auf einem kleinen Feld auf insgesamt vier Toren ausgetragen wird. Bei allen Stationen legen Lindemann und seine Kollegen Wert darauf, dass die Kinder ständig gefordert sind. Sie sollen viele Ballkontakte haben, viel verteidigen, viel passen und dribbeln. Auspowern ist das Stichwort – auch am Nachmittag.
Dann wird gespielt. Mittwochs und freitags gibt es ein Turnier. An den übrigen Tagen wird mit Spielformen gearbeitet. Auch wenn die Kinder neue Techniken lernen und einen gesunden Ehrgeiz entwickeln: Teamgeist, Fairness, gegenseitiger Respekt und der Spaß am Sport und an der Bewegung stehen im Mittelpunkt.
Bei uns wird keiner ausgeschlossen.Sebastian Lindemann, Trainer.
„Bei uns wird keiner ausgeschlossen. Jeder darf mitspielen“, sagt Lindemann. Er erklärt, dass sich nicht die ganze Zeit alles um den Fußball dreht. Zwischendurch lassen sich die Trainer auch mal etwas anderes einfallen. Etwa eine Teambuildingmaßnahme, kognitive Übungen oder eine Runde Feldhockey.
„Die Kinder sollen sich am Abend schon auf den nächsten Morgen freuen“, erklärt Lindemann. Dass das tatsächlich so ist, zeigt eine kleine Umfrage: Paul (11) findet den Sportplatz und die Trainer gut. Antäuschen habe er schon gelernt. Und, dass man Koordination und Teamgeist braucht. „Man lernt echt viel“, meint auch Jakob (10). Er findet gut, dass viele seiner Freunde dabei sind.
Man lernt echt viel.Jakob (10), Teilnehmer.
Auch Emil (12) spielt gerne mit anderen Fußball und freut sich über die vielen Teilnehmer. „Sonst kriegt man nicht so viele Freunde zusammen.“ Zustande gekommen ist das Camp über ein Mitglied des SV Waldrennach. Es hat früher beim FC St. Pauli in der Verwaltung gearbeitet und den Kontakt hergestellt.
Waldrennach kooperiert mit dem TSV Schömberg
Weil Waldrennach derzeit keine eigene Jugendmannschaft im Spielbetrieb hat, ging der Verein eine Kooperation mit dem TSV Schömberg ein. „Es war natürlich schon ein Risiko, so etwas Großes in Corona-Zeiten und als kleiner Verein zu planen“, sagt Rolf Geckle: „Aber es hat alles sehr gut funktioniert.“
Das führt der Vorsitzende des SV Waldrennach auch darauf zurück, dass man im Vorfeld viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben hat mit Flyern und in der Presse. Es hat sich gelohnt: „Die Kinder haben Spaß und sind trotzdem sehr diszipliniert bei der Sache“, sagt Geckle und erklärt: Aktuell plane der SV Waldrennach, seine Jugendarbeit zu intensivieren und eine eigene Jugendmannschaft aufzubauen.