Die 24 stimmberechtigten Versammlungsmitglieder des Sängerbundes Arnbach haben bei der Hauptversammlung im Gemeindehaus der Arnbacher Lutherkirche dem Vorschlag der Vorstandschaft zur Auflösung des Gesangvereins nach 139 Jahren mit 21 Ja- und drei Nein-Stimmen zugestimmt. Eine außerordentliche Sitzung wird nun einberufen. Auf dieser müssen dann mindestens 75 Prozent der aktiven Sängerinnen und Sänger anwesend sein, um final über die mögliche Auflösung des Vereins abzustimmen.
Es war für Jürgen König, den Vorsitzenden des Sängerbunds, seine schwerste Hauptversammlung, denn das Thema hat ihn sehr beschäftigt. 2019, noch vor dem Ausbruch der Pandemie, konnte der Sängerbund auf ein recht aktives Sängerjahr mit zahlreichen Auftritten zurückblicken.
Die letzten Gesangsauftritte absolvierte der Sängerbund am 8. März 2020 bei der Verabschiedung von Pfarrer Winfried Gruhler in der Lutherkirche sowie am gleichen Tag mit dem „Projektchor“ der Männer aus Arnbach, Gräfenhausen und Langenbrand beim Sängerfest in Unterreichenbach, unter der gemeinsamen Leitung von Chorleiterin Esther Rau.
Notenbücher der Arnbacher Sänger schließen sich für immer
Die Notenbücher schlossen die Sänger voraussichtlich zum letzten Mal bei der Singstunde am 11. März 2020. Seit diesem Datum habe sich alles schlagartig geändert, rekapitulierte König in seinem Bericht und Rückblick für die Jahre 2020 und 2021.
Von diesem Zeitpunkt an sei es bergab gegangen. „Chorisches Singen wurde zum ,gefährlichsten Hobby der Welt’“, bemerkte der Vorsitzende mit ironischem Unterton.
Bei der im Juli 2020 nachgeholten Hauptversammlung stimmten bei einer geheimen Abstimmung 23 von 27 Stimmberechtigen für ein „Ruhenlassen des Chorbetriebes zum Schutz der Aktiven“. Die Trennung von Chorleiterin Esther Rau zeichnete sich ab, da die Chorleiterin diese schweren Herzen gefällte Entscheidung nicht mittragen wollte.
Im Juni 2021, 15 Monate nach der letzten Singstunde, folgte dann eine denkwürdige Sitzung der Vorstandschaft. Die Erkenntnis: Der Männerchor war aufgrund von Sterbe- und Krankheitsfällen sowie Vereinsaustritten mit sechs bis sieben Männern nicht mehr singfähig. Auch der gemischte Chor „Voice Factory“ bestand nur noch aus sechs Frauen.
Dem Sängerbund Arnbach fehlen Mitglieder, die aktiv bei Festen mithelfen
In einem Schreiben für die geplante Hauptversammlung im Dezember 2021 teilte die Verwaltung den Mitgliedern mit, dass ohne tiefgreifende Veränderungen ein Fortbestand des Vereins nicht mehr möglich sein würde.
Benötigt würden neben Sängerinnen und Sängern auch Mitglieder, die nicht nur in der Verwaltung Verantwortung übernehmen, sondern auch aktiv bei Festen mitwirkten. Von den 130 Schreiben, die verschickt wurden, kam maximal ein halbes Dutzend Antworten zurück. „Die Zahl der Mitglieder, die einen Fortbestand des Vereins wirklich wollen und bereit sind, diesen auch konsequent und aktiv zu unterstützen, ist so gering wie sie noch nie war“, resümierte der Vorsitzende.
Aus diesen Gründen fasste die Verwaltung Mitte April dieses Jahres einstimmig den Beschluss, der Mitgliederversammlung vorzuschlagen, dass die Vorstandschaft beauftragt werden solle alles Notwendige zur Auflösung des Sängerbundes in die Wege zu leiten.
Neuenbürger Bürgermeistervertreter Gerhard Brunner bedauert die Auflösung
König zitierte mit den Worten: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergegeben der Flamme“ nicht nur den englischen Politiker Thomas Morus aus dem 16. Jahrhundert, sondern ergänzte auch, „dass der Sängerbund ausgebrannt ist“.
Bei der Hauptversammlung informierte Jugendleiterin Michaela Ibrahimovic darüber, dass dem Jugendchor „Team Voice“ noch fünf Sängerinnen angehörten. Durch geringe Ausgaben und Zuschüsse vom Chorverband und der Stadt Neuenbürg konnte Schatzmeisterin Ursel Frey den Versammlungsmitgliedern immerhin mit Blick auf die Finanzen Positives berichten.
Bürgermeister-Vertreter Gerhard Brunner, der die einstimmige Entlastung der Vorstandschaft für die Jahre 2020 und 2021 übernahm, bedauerte die Auflösung des Sängerbundes, „denn Vereine sind wichtig für das soziale Leben“.
Um die Abwicklung der bevorstehenden Auflösung durchzuführen, wurde die Vorstandschaft von den Mitgliedern einstimmig in ihren Ämtern wiedergewählt. Für ihre 25-jährige Mitgliedschaft wurden abschließend Margit Allion, Jürgen Diernberger und Alfred Koplin zu den letzten Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt.