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Zweitligist schickt Pakete

SV Waldrennach spendet mit Hilfe vieler Vereine Hunderte Fußballtrikots für Afrika

Phasenweise konnte Rolf Geckle sein Auto nicht mehr in die Garage stellen, denn sie war voll mit Kartons. Ihr Inhalt: unzählige Fußballtrikots, die darauf warteten, ihre Reise nach Afrika anzutreten. Dort wurden sie an örtliche Fußballvereine verteilt.

Große Spendenbereitschaft: Unzählige Kisten, Kartons und Koffer voller Trikots lagerten beim SV Waldrennach. Raoul Thome (links) und Rolf Geckle kümmerten sich darum, dass sie nach Afrika transportiert wurden.
Unzählige Kisten, Kartons und Koffer voller Trikots lagerten beim SV Waldrennach. Raoul Thome (links) und Rolf Geckle kümmerten sich darum, dass sie nach Afrika transportiert wurden. Foto: Nico Roller

Auch in einem Raum neben der Eichwaldhalle in Waldrennach stapelten sich wochenlang die Kartons. „Wir sind wirklich froh, dass wir das gemacht haben“, sagt Geckle. Er ist der Vorsitzende des Sportvereins Waldrennach, der die Spendenaktion vor gut einem Jahr zusammen mit 15 weiteren ehrenamtlichen Helfern ins Leben gerufen hat.

Angefangen hat damals alles mit den Erfahrungen, die Sven Stadtrecher in Gambia gemacht hat: Schon seit September 2020 gibt der Polizeibeamte im Rahmen eines polizeilichen Aufbauhilfeprojekts Schulungen in dem afrikanischen Land. Nebenbei trainiert er ehrenamtlich einen Fußballverein in der Hauptstadt Banjul.

Dabei ist ihm aufgefallen, dass die Vereine dort unzureichend ausgestattet sind: Richtige Trikots gibt es nur selten – und wenn, dann keine einheitlichen für die ganze Mannschaft. Stadtrecher nahm Kontakt zum SV Waldrennach auf, denn Geckle und er kannten sich noch von früher. Zusammen kam ihnen der Gedanke, dass bei vielen Vereinen in der Region noch Trikots herumliegen müssten, die schon seit Jahren nicht mehr benutzt werden.

Das war deutlich mehr als wir erwartet hatten.
Rolf Geckle, Vorsitzender des Sportvereins Waldrennach

Geckle startete einen öffentlichen Aufruf. „Es war für uns schwer abschätzbar, was da zusammenkommt“, sagt er und erklärt, Ziel sei es gewesen, alle von Stadtrecher betreuten Mannschaften zu versorgen. Dafür hätte man rund 15 Trikotsätze gebraucht. Letztlich sind fast 100 zusammengekommen, dazu noch rund 150 Paar Fußballschuhe. „Das war deutlich mehr als wir erwartet hatten.“

Transporte von Trikots und Schuhen in mehrere afrikanische Länder

Ein Verein nach dem anderen meldete sich bei Geckle und seinen Vereinskollegen, immer mehr Spenden gingen ein – sogar so viele, dass man sie kaum noch nach Gambia transportieren und dort verteilen konnte. Deshalb beschloss man, auch andere afrikanische Länder in den Fokus zu nehmen.

Da passte es optimal, dass Anfang des Jahres ein deutsch-afrikanischer Verein auf Geckle zukam und fragte, ob Trikotsätze übrig seien. „Der hat bei uns offene Türen eingerannt.“ Mit seiner Hilfe organisierte man Transporte nach Kenia, Eritrea, Guinea, Ruanda, Uganda und Burkina Faso.

Der Verein vermittelte Kontakte zu Vertretern der jeweiligen Länder, die die Trikots bei Geckle in Waldbronn-Etzenrot abgeholt haben. „Das war der Wahnsinn.“ Fast wöchentlich sei jemand vorbeigekommen und habe mehrere Kartons dankend in Empfang genommen. Besuche, die in dem kleinen Ort für Staunen und interessierte Nachfragen gesorgt haben.

Trikots für Afrika: 23 Vereine beteiligen sich an Aktion

Geckle freut sich, dass er so viele verschiedene Leute, ihr Leben und ihr Land kennengelernt hat. Und er freut sich über die gewaltige Spendenbereitschaft, die er auch darauf zurückführt, dass durch Corona viele Vereine Zeit hatten, um auszusortieren.

Teilweise haben Ehrenamtliche des SV Waldrennach die Trikots bei den Vereinen abgeholt, teilweise haben sie sie persönlich vorbeigebracht. Insgesamt haben sich 23 Vereine beteiligt, darunter auch der FC St. Pauli, den Geckle aufgrund persönlicher Kontakte für die Aktion gewinnen konnte.

FC St. Pauli schickt drei Riesenpakete

Der Hamburger Zweitligist schickte „drei Riesenpakete, die man kaum tragen konnte“. Neben Vereinen haben auch einige Unternehmen gespendet. Dass die Trikots gut angekommen sind, beweisen Fotos und Videos, die Geckle aus Afrika zugeschickt bekommt. Sie zeigen jubelnde, klatschende, tanzende und stolz in den Trikots posierende Menschen.

Nachdem Ende August die letzten großen Spenden eingetroffen waren, beschloss man beim SV Waldrennach, die Aktion zum Jahresende auslaufen zu lassen. Doch dann gab es kurz vor Schluss noch eine kleine Überraschung: Ende Oktober meldete sich ein kleiner Fußballverein aus Sachsen-Anhalt bei Geckle, der es kaum fassen konnte, dass die Aktion inzwischen auch in Ostdeutschland bekannt geworden war.

Eigentlich war er schon in der Endphase. „Aber wenn man so eine Aktion macht, dann nimmt man natürlich alles mit, was einem angeboten wird.“ Erst recht, wenn es sich um fünf große Kartons voller Trikots und Sportutensilien handelt. „Das war wirklich klasse“, sagt Geckle und kündigt an, auch nach dem offiziellen Ende der Aktion nicht abzulehnen, wenn ihn in den kommenden Wochen oder Monaten noch jemand kontaktiert.

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