Neuenbürg ist das Zentrum eines uralten Bergbaureviers. Im Besucherbergwerk „Frischglück“ können Besucher in die Arbeitswelt der damaligen Bergleute eintauchen und die Geheimnisse der Untertagewelt erkunden.
Schon 500 Jahre vor Christus gab es am Schlossberg eine befestigte Keltensiedlung. In den umliegenden Wäldern haben die Kelten Eisenerz geschürft, an Ort und Stelle verhüttet und zu metallischem Eisen geschmiedet. Archäologische Grabungen bei Waldrennach in den Jahren 1995/96 zeigten, dass das Neuenbürger Revier in vorchristlicher Zeit zu den größten Eisenerzvorkommen und Eisenverhüttungsplätzen nördlich der Alpen gehört haben muss.
Ein Nachbau eines sogenannten „Rennfeuerofens“ aus keltischer Zeit ist auf dem Vorplatz des Besucherbergwerks Frischglück zu sehen. Schautafeln erläutern die urzeitliche Verhüttungstechnik.
Während in der Keltenzeit das Eisenerz im Tagebau gewonnen wurde, begann 1720 auf Initiative der sächsischen Bergleute Jakob und Christian Viehweg der Untertageabbau des Minerals. Das geförderte Material wurde mit Ochsenkarren nach Friedrichstal im Murgtal transportiert und dort verhüttet.
1868 schloss das Bergwerk in Neuenbürg endgültig
Unter anderem die Neuenbürger Sichel- und Sensenfabrik Haueisen&Sohn weiterverarbeitete das Eisen weiter. Weil das Vorkommen zur Neige ging, schloss das Bergwerk 1868 endgültig.
Mitte der 1970-er Jahre machte eine Gruppe von Lehrern und Schülern des Neuenbürger Gymnasiums die historischen Zeugnisse des Bergbaus der Öffentlichkeit zugänglich. Ab 1979 wurde die Grube „Frischglück“ wieder begehbar gemacht. 1985 öffnete das Bergwerk für Besucher.
Der Frischglück Stollen liegt im Wald am Enzhang. Besucher erreichen ihn über die Landesstraße 342 von Neuenbürg nach Waldrennach. Vom Parkplatz aus führt ein steiler Fußweg 150 Meter bergauf zum Bergwerk. Dort kann man an der Stollenschänke rasten und das neu eingerichtete Bergwerksmuseum anschauen.
Die Besucher laufen in Gruppen von zehn bis 15 Personen durch das Bergwerk. Führer berichten ihnen über die Arbeit der Bergleute und die geologische Entstehung der Erzgänge. Das Bergwerk ist effektvoll illuminiert, bei besonderen Führungen flackert Kerzenlicht. An den Wänden sehen die Besucher offene Erzgänge mit glitzernden Mineralen. Früher meißelten die Bergleute das Eisenerz im Schein eines Kienspans und später einer Öllampe in mühsamer Arbeit heraus.
Im Stollen sind es ganzjährig acht Grad Celsius
Der Stollen ist manchmal nur schulterbreit, an etlichen Stellen muss man den Kopf einziehen. Der Schutzhelm ist daher ein Muss. Auch einen Umhang bekommt jeder Besucher, denn von der Decke tropft immer wieder Wasser. Im Bergwerk herrscht das ganze Jahr über eine konstante Temperatur von acht Grad Celsius.
Daher sollten Gäste auch an heißen Sommertagen daran denken, Jacke oder Pullover mitzunehmen. Rund hundert Meter führt der Gang in den Berg hinein, dann geht es im „tiefen Schacht“ über lange und steile Treppen 30 Meter nach oben. Im Wald, hoch über dem Eingang, kommen sie wieder ans Tageslicht.
Über den Arbeitsalltag der Bergleute informiert auch das neu eingerichtete Bergbaumuseum. Besucher können es besichtigen, während sie auf eine der Führungen warten. Es beherbergt ein großes Modell des Bergwerks, so wie es bis 1868 in Betrieb war. Mit dabei sind Stollen, Leitern, Treppenanlagen und Winden. Ausgestellt sind auch historische Bergmannswerkzeuge und Lampen, Lederhelme und weitere Ausrüstung der Bergleute. „Glasköpfe“ eine spezielle Form des Eisenerzes und Schwerspat aus dem Bergwerk, sind ausgestellt. Zudem liegen Mineralien aus aller Welt in den Vitrinen.
Bergwerk ist Winterquartier für Fledermäusen
Einem Berggeist begegnet man im Stollen nicht, versichert der Obersteiger. Aber „Gangschlafwusel“, wie der Siebenschläfer dort genannt wird, können dem Besucher über den Weg laufen. Über den Winter haben mehrere Arten von Fledermäusen im Stollen ihr Winterquartier. Das Bergwerk ist deshalb auch nur von April bis Ende Oktober für die Besucher geöffnet. Beispielsweise vom S-Bahnhof Neuenbürg Nord können Besucher zum Frischglück wandern.
Der eisengeschichtliche Rundweg „Spectaculum Ferrum Pfad“, der mit Schlägel und Eisen markiert ist, führt über den Schlossberg zum Bergwerk. Entlang des Weges informieren Tafeln über geologische Besonderheiten und den Keltischen Eisenerzbergbau. Die Gehzeit beträgt etwa 75 Minuten.
Service
Öffnungszeiten: Von April bis Ende Oktober an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Die letzte Führung beginnt 16.00 Uhr. Nur für Gruppen finden auch von Mittwoch bis Freitag nach vorheriger Anmeldung Führungen statt.
Parkmöglichkeiten: Der Parkplatz liegt direkt an der Landesstraße L 342 von Neuenbürg nach Waldrennach.
Führungen: Der Rundgang dauert zirka 60 Minuten. Die Gruppen (10 bis maximal 15 Personen) können die Besichtigung im Abstand von ungefähr 15 Minuten beginnen.
Empfohlene Kleidung: Aufgrund der konstanten Temperaturen von +8 Grad Celsius und der hohen Luftfeuchtigkeit im Stollen ist es ratsam, warme Kleidung (lange Hosen und Pullover) und festes Schuhwerk zu tragen.
Eintrittspreise: Erwachsene 6,00 Euro (Gruppen 5,00 Euro) pro Person. Jugendliche von 12 bis 18 Jahre 5,00 Euro, Kinder und Schüler 3 bis 11 Jahre 4,00 Euro pro Person.
Weitere Informationen und aktuelle Hinweise auf der Internetseite https://frischglueck.de