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Mitbewerber empört

Flyer führt zu Aufregung im Neuenbürger Wahlkampf-Endspurt

Vor der Bürgermeisterwahl in Neuenbürg führt ein Prospekt von Kandidat Fabian Bader zu Aufregung. Er zeigt ihn und den ehemaligen Mitbewerber Markus Härlin. Härlin ist alles andere als begeistert.

Sorgt für Wirbel: Bürgermeisterkandidat Fabian Bader steht in der Kritik, weil er dieses Foto, auf dem auch der ehemalige Mitbewerber Markus Härlin (links) zu sehen ist, in seinem Wahlflyer verwendet hat. Auch der Bildtext kommt bei manchen nicht gut an.
Sorgt für Wirbel: Bürgermeisterkandidat Fabian Bader steht in der Kritik, weil er dieses Foto, auf dem auch der ehemalige Mitbewerber Markus Härlin (links) zu sehen ist, in seinem Wahlflyer verwendet hat. Auch der Bildtext kommt bei manchen nicht gut an. Foto: Bernd Helbig

Auf dem Foto ist zu sehen, wie sich Bader und Härlin nach dem ersten Wahlgang am 31. Juli die Hände schütteln. Hauptamtsleiter Bader hatte den Wahlsieg knapp verpasst. Härlin landete mit 22 Prozent der Stimmen auf Platz drei. Tage später zog er seine Bewerbung für den zweiten Wahlgang nach einem Gespräch mit Mitbewerber Jochen Schmid zurück, dem Zweitplatzierten der Wahl.

„Wir ähneln uns nicht nur hinsichtlich Verwaltungsausbildung und Körperlänge“ steht neben dem Bild von Bader und Härlin. Und: „Im Wahlkampf tauschten wir uns mehrmals aus und sahen manches ähnlich. Damit keine gute Idee verloren geht, möchte ich im Fall meiner Wahl einige Anregungen und Vorschläge von Markus Härlin weitertragen.“

Härlin zeigte sich irritiert über Bild und Text, als er den Flyer in seinem Briefkasten gefunden hatte. Er kritisiert, dass Bader ihn nicht gefragt habe, ob er das öffentliche Foto für den Flyer verwenden könne. Außerdem habe es die Gespräche, die Bader nennt, so nicht gegeben. „Das ist kein professioneller Umgang. Das ist unanständig und macht man nicht“, sagte der 27-jährige Arnbacher im Gespräch mit dieser Redaktion.

Der Landesbeamte vermutet, dass es Bader darum geht, einen Teil der 630 Stimmen, die Härlin im ersten Wahlgang geholt hatte, zu gewinnen. Rechtliche Schritte wolle er aber nicht verfolgen, sagte Härlin.

Damit keine gute Idee verloren geht, möchte ich im Fall meiner Wahl einige Anregungen und Vorschläge von Markus Härlin weitertragen.
Fabian Bader, Hauptamtsleiter und Kandidat

Bader weist die Vorwürfe von sich: „Das veröffentlichte Foto, das mich am Wahlabend zusammen mit Herrn Härlin zeigt, muss ihn nicht irritieren. Unser Handschlag am Wahlabend war und ist von öffentlichem Interesse, weshalb wir mehrfach gemeinsam abgelichtet wurden, wie das Foto zeigt.“

Zum Bildtext teilt Bader im Gespräch mit dieser Redaktion mit, dass Härlin und er eine ähnliche Ausbildung durchliefen und von ähnlicher körperlicher Statur seien: „Das entspricht zweifellos den Tatsachen.“

Die Verwendung eines Fotos ohne Zustimmung in Verbindung mit dem Text ist eine Frechheit.
Jochen Schmid, Polizeibeamter und Kandidat

Genauso wahr sei, „dass wir in manchem Punkt thematisch übereinstimmten, wenn wir uns während der Kandidatenvorstellungen hinter der Bühne austauschten.“

Und: „Damit keine gute Idee verloren geht, möchte ich im Fall meiner Wahl einige Anregungen und Vorschläge von Markus Härlin weitertragen. Bekanntlich äußerten ganz viele Bürgerinnen und Bürger mir gegenüber Anregungen und Vorschläge. Nicht alles wird sich umsetzen lassen, aber viele dieser Ideen und Wünsche sind es wert, beherzigt und weiterverfolgt zu werden. Da wollte ich bei Herrn Härlin, seinerseits Bürger von Neuenbürg, keine Ausnahme machen. Alle anderen Bürgerinnen und Bürger, deren Anliegen bei mir Gehör fanden, freuen sich jedenfalls darüber“, teilte Bader weiter mit.

Das ist kein professioneller Umgang. Das ist unanständig und macht man nicht.
Markus Härlin, ehemaliger Bürgermeisterkandidat

Mitbewerber Jochen Schmid ist empört über den Vorgang: „Die Verwendung eines Fotos ohne Zustimmung in Verbindung mit dem Text ist eine Frechheit.“

Beides suggeriere eine Zusammenarbeit, die es nicht gebe. Im Gegenteil: Er und Härlin hätten sich nach dem ersten Wahlgang getroffen, um zu beraten, wer von beiden sich aus der Wahl zurückziehe. Mit seinem Rückzug habe Härlin den Wählern empfohlen, Schmid zu wählen.

Schmid sieht Bürger verhöhnt

Der Arnbacher Polizeibeamte kritisiert auch Baders Reaktion nach der Aufregung: „Er hat sich noch nicht einmal entschuldigt. Stattdessen hat er versucht, sich zu rechtfertigen. Das ist die Höhe.“

Schmidt befürchtet durch den Vorgang einen großen Schaden für das Bürgermeisteramt und die Stadt und sieht den Bürger durch den Flyer verhöhnt. Der Bewerber deutete im Gespräch mit dieser Redaktion außerdem an, dass die Wahl unabhängig vom Ausgang ein Nachspiel haben könnte, weil es während des Wahlkampfs einige Dinge gab, die „prüfenswert“ wären.

Mit dem Flyer, der an rund 4.000 Haushalte verteilt wurde, beschäftigte sich auch die Kommunalaufsicht des Enzkreises. Eine Absage der Wahl am Sonntag komme nicht in Betracht, teilte Pressesprecherin Stefanie Frey mit.

Ob der Flyer ein zulässiger Wahlanfechtungsgrund ist, könne erst im Rahmen der Prüfung der Neuwahl und nach Feststellung des Wahlergebnisses bewertet werden. Anfechtungsgründe können innerhalb einer Woche nach der öffentlichen Bekanntmachung des Wahlergebnisses geltend gemacht werden, sagte Frey.

Bader wehrt sich gegen „Weiter-so“

Im Endspurt vor dem entscheidenden Urnengang am Sonntag versuchen sowohl Bader als auch Schmid bei Wahlkampfterminen ihr Profil zu schärfen.

„Nach acht Jahren als Leiter Ihres Hauptamtes kenne ich die Neuenbürger Schwachstellen und Stärken. Deshalb weiß ich genau, wo man jetzt ansetzen muss“, schreibt Bader auf seiner Internetseite. Er wehrte sich auch dagegen, er stehe für ein „bloßes Weiter so“: „Ganz im Gegenteil: Im Falle meiner Wahl werde ich rasch meinen eigenen Stil prägen“, sagte der 34-Jährige.

Wer wird Bürgermeister? Fabian Bader (rechts) oder Jochen Schmid (links)? Das entscheidet sich bei der Nachwahl am Sonntag in Neuenbürg. Interessant ist auch die Frage, ob sich der Flyer von Bader auf das Ergebnis auswirkt. Bürgermeister Horst Martin will das Ergebnis gegen 19 Uhr vor dem Rathaus verkünden.
Wer wird Bürgermeister? Fabian Bader (rechts) oder Jochen Schmid (links)? Das entscheidet sich bei der Nachwahl am Sonntag in Neuenbürg. Interessant ist auch die Frage, ob sich der Flyer von Bader auf das Ergebnis auswirkt. Bürgermeister Horst Martin will das Ergebnis gegen 19 Uhr vor dem Rathaus verkünden. Foto: Torsten Ochs

Schmid wirbt für sich als „unabhängiger, außerhalb der Verwaltung stehender Kandidat“: „Nur wer unabhängig ist, kann objektiv entscheiden. Wer seit acht Jahren Teil des Problems ist, kann nicht die Lösung sein. Die Erfahrung aus dieser Zeit für sich zu beanspruchen und gleichzeitig die Verantwortung abzulehnen ist unglaubwürdig“, teilte der 49-Jährige in einem Presseschreiben mit.

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