Auf diesen Moment haben die Schellbronner Narren drei Jahre lang gewartet: Um genau 18.11 Uhr stieg am Samstag eine Feuerwerksrakete in den Nachthimmel. Ihr knalliger Funkenregen war der Startschuss zum 22. Schellbronner Nachtumzug. Seit 2020 mussten die Narren auf eine Neuauflage warten. Entsprechend groß war die Feierlaune.
Der Narrenbund Schellau Schellbronn hatte zum Nachtumzug geladen – und alle sind gekommen. 77 Hästräger-, Masken- und Guggenmusik-Gruppen nahmen teil, darunter allein sechs Gruppen des Schellbronner Vereins.
Schellau-Präsidentin Sandra Hehn, Mitglieder des Vorstands und „ihre Lieblichkeit“ Prinzessin Nina die I. begrüßten vor Beginn des Umzugs die Zunftmeister der teilnehmenden Gruppen im Vereinsraum der Sporthalle bei einem kleinen Umtrunk.
Die Teilnehmer kamen sowohl aus dem nahen Umkreis, reisten aber auch über weitere Strecken an, beispielsweise aus Merklingen, Hengstett oder Bad Friedrichshall.
Ich hoffe, dass es wieder so gut wird wie vor Corona.Sandra Hehn, Schellau-Präsidentin
Sandra Hehn gab sich vor Beginn der Veranstaltung optimistisch: „Der letzte Umzug war im Jahr 2020. Ich hoffe, dass es wieder so gut wird wie vor Corona“. Eine Hoffnung, die sich erfüllte. Die Narren nutzten die Gelegenheit, sich endlich wieder austoben zu können, und verwandelten Schellbronn in ein buntes Tollhaus.
Der Wettergott war an diesem Tag auf seine Weise zu Streichen aufgelegt und bescherte den Anwesenden nasskaltes Wetter mit dauerhaftem Nieselregen. Die ließen sich die Stimmung jedoch nicht vermiesen. „Das Wetter ist egal. Wir haben einen Grund, endlich wieder zu feiern. Man merkt, die Leute wollen nach Corona endlich wieder raus aus der Bude“, sagte ein Teilnehmer aus Bad Friedrichshall.
Beim Start des Umzugs waren dann alle in bester Stimmung. Bereits Stunden vor dem Umzug waren die Teilnehmenden in Feierlaune und „glühten“ mit Bier oder hochgeistigeren Getränken vor. Oder sie wärmten sich mit Kaffee und Glühwein auf.
Narren verwandeln Gemeinde in leuchtendes Tollhaus
Um 18.11 Uhr fiel dann endlich der lang ersehnte Startschuss. Die beiden Umzugs-Moderatoren Nino Theurer und Fabian Kramer begrüßten die Besucher traditionell mit einem dreifach donnernden „Schellau“ und stellten die vorbeimarschierenden Gruppen vor.
Über 2.000 Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg zogen nacheinander in ihren traditionellen Kostümen durch das nächtliche Schellbronn und verwandelten die Straßen der Gemeinde in ein klingendes, und im bunten Fackelschein leuchtendes Tollhaus.
Zum Takt der Guggenmusik rissen dabei Teufel, Hexen, Horrorgestalten und Einhörner für ein paar Stunden die Macht in Schellbronn an sich. Mehrere tausend Besucher säumten den Weg und feierten mit den Narren, die Schellbronn im wahrsten Sinne auf den Kopf stellten. „Es ist jetzt drei Jahre her, seit zum letzten Mal ein Faschingszug hier durchgelaufen ist“, sagte eine Besucherin. „Ohne den Fasching fehlt uns hier ein wichtiger Teil.“
Überall an der Strecke konnten sich Zuschauer mit Speisen und Getränken versorgen. Einsatzkräfte von Polizei, DRK, Feuerwehr, DLRG und privaten Sicherheitsdiensten sorgten für ein sicheres Umfeld. Bis tief in die Nacht hinein gehörte Schellbronn den Narren.
Nach dem Umzug feierten Teilnehmer und Besucher ausgelassen zu Techno- und Partymusik an den Ständen und im Festzelt neben der Sporthalle. Trotz aller Krisentümelei mit Corona oder Inflation: Der Schellbronner Nachtumzug war ein voller Erfolg und zeigt, dass sich echte Narren den Spaß nicht verderben lassen. Gerade in solchen Zeiten tut Feiern richtig gut.