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Nächster Schritt Richtung Windpark

Neulinger Einwohner machen mit Unterschriftenliste gegen Windkraftanlagen mobil

Im Wald bei Neulingen soll ein Windpark entstehen. Der Gemeinderat befürwortet das Projekt. Das gefällt nicht jedem. Einige Bürger wehren sich gegen das Vorhaben.

Windrad im Windpark Straubenhardt
Grüne Energie aus dem Schwarzwald: So stellt der Betreiber, die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden, den Windpark Straubenhardt auf seiner Internetseite vor. Foto: Nico Roller

Auch, wenn das nicht allen Bürgern gefällt: Der nächste Schritt in Richtung Windpark ist gemacht. Bei einer Gegenstimme hat der Neulinger Gemeinderat dem Angebot der RES Deutschland zugestimmt und die Verwaltung damit beauftragt, auf dieser Grundlage einen Gestattungsvertrag auszuhandeln und abzuschließen.

Er gewährt dem Investor Exklusivität auf Waldflächen in den links und rechts der Bundesstraße 294 gelegenen Distrikten Hinterbach und Altenhau. Dort will der potenzielle Betreiber prüfen, ob ein Windpark realisierbar wäre.

Eigentlich hätte dieser Schritt schon im September gegangen werden sollen. Doch kurz vor der Gemeinderatssitzung hatte sich ein weiterer Investor gemeldet, der Interesse an demselben Standort zeigte.

Bürgermeister Michael Schmidt (parteilos) entschloss sich dazu, den Tagesordnungspunkt abzusetzen, um dem Gemeinderat Gelegenheit zu geben, auch den zweiten Investor kennenzulernen.

Das ist inzwischen geschehen: In nicht-öffentlicher Sitzung haben sich beide Firmen vorgestellt und ihre sogenannten Indikativangebote, unverbindliche erste Angebote in der Dialogphase eines Vergabeverfahrens, erläutert – mit dem Ergebnis, dass sich der Gemeinderat für ein Festhalten an der RES Deutschland entschied.

Bürger haben 320 Unterschriften gegen den Windpark gesammelt

Was der international tätige Investor in Neulingen vorhat, gefällt allerdings nicht allen: In der Bürgerfragestunde meldete sich „ein überzeugter Gegner der Windenergie im Wald“ und verwies unter anderem auf dessen Erholungsfunktion und Artenvielfalt.

„Erhalten Sie den Gemeindewald den Bürgern in seiner jetzigen Funktion“, appellierte er an den Gemeinderat und bekam dafür Applaus aus den Reihen der rund 50 Zuhörer. An die Verwaltung übergab der Gegner eine Liste, auf der sich seinen Angaben zufolge 320 Unterschriften von Menschen befinden, die sich gegen einen Windpark im Wald aussprechen.

Weitere 100 seien noch bei den Bürgern. Ein anderer Mann sieht in den Windrädern „eine ökologische Katastrophe“ und sagte, der abgeholzte Wald sei für immer verloren. Eine Frau beklagte, die Bürger seien bislang nicht mitgenommen worden.

Gemeinderat ist nicht einer Meinung

Auch der Gemeinderat war sich bei dem Thema nicht einig. Rainer Prokosch (CDU) lehnte das Vorhaben ab. Er sei nicht gegen Windkraft, aber die Flächen müssten pfleglich ausgesucht werden und es dürfe der Natur kein übermäßiger Schaden zugefügt werden. Auch von der Wirtschaftlichkeit am vorgesehenen Standort ist er nicht überzeugt.

Martin Schickle (FWV), der von Beruf Förster ist betonte, der Schaden im Wald müsse so gering wie möglich gehalten werden. Dem Vorhaben steht er offen gegenüber und erklärte, mit der Energiewende tue man dem Wald etwas Gutes.

Wenn wir vor Ort die Möglichkeit haben, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, dann sollten wir das tun.
Thomas Seidel, SPD-Gemeinderat

Auch Thomas Seidel (SPD) betonte, der Klimawandel sei ein großes Problem. „Wenn wir vor Ort die Möglichkeit haben, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, dann sollten wir das tun.“ Und Sead Karic (FWV) betonte: „Hier geht es nicht um Profit, hier geht es um Klimawandel.“ Mit ihm habe bislang keiner der Gegner das Gespräch gesucht. „Jeder will alles haben, aber nicht vor meinem Haus.“

Bürgermeister Schmidt betonte nicht nur einmal, man müsse sich mit der Energiewende auseinandersetzen. Potenzielle Standorte von vornherein auszuschließen, schaffe langfristig Probleme – auch vor dem Hintergrund, dass im Koalitionsvertrag der Landesregierung ein Mindest-Flächenziel für Windenergie und Photovoltaik von zwei Prozent der Landesfläche vereinbart ist.

Bürger sollen in Planung miteinbezogen werden

Dass der Wald mit der Anlage vernichtet werde, sei so nicht richtig, sagte Schmidt: Für jeden Eingriff müsse man einen Ausgleich schaffen. Um ein Windrad aufzustellen, wird mit einem Flächenbedarf von 0,7 bis 0,9 Hektar gerechnet. Der Investor plant momentan mit drei Anlagen.

Geschäftsführer Gerhard Kienzler sprach von einem „langen, komplexen Verfahren“, an dem die Öffentlichkeit beteiligt werde. Unter anderem sind eine Artenschutz-Untersuchung und eine Windmessung nötig. Erst, wenn die Sachlage eindeutig sei, gehe man ins Genehmigungsverfahren.

Baubeginn könnte dann 2025 sein. Die RES Deutschland will die Betriebsführung für den Windpark übernehmen. Zusätzlich ist die Realisierung von Wertschöpfungsmöglichkeiten vor Ort denkbar, etwa durch Bürgerbeteiligung oder durch Zuwendungen an die vom Windpark betroffenen Kommunen.

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