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Stufen, hohe Bordsteine und zu wenig Rampen

Was ist die Aufgabe der kommunalen Inklusionsvermittlerin in Niefern?

Stufen, hohe Bordsteine und zu wenig Rampen: Inklusionsvermittlerin Sabine Meier aus Niefern will das Bewusstsein dafür schärfen, wo der Alltag für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator erleichtert werden kann.

Sabine Meier, Kommunale Inklusionsvermittlerin
Macht auf Barrieren im Alltag aufmerksam: Sabine Meier aus Niefern will als Kommunale Inklusionsvermittlerin das Bewusstsein schärfen, wo am Ort Hürden für Rollstuhlfahrer abgebaut werden können. Foto: Tilo Keller Foto: Tilo Keller

Wenn Sabine Meier in Niefern unterwegs ist, fällt ihr sofort auf, was alles für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator besser sein könnte: Oft seien Gehsteige zu hoch oder Autos parken so, dass sie im Rollstuhl nicht daran vorbeikommt. Ein ganz großes Thema seien auch Behindertenparkplätze in der Ortsmitte.

Mein Ziel ist es, den Blick dafür schärfen, wo sich im Alltag Barrieren abbauen lassen.
Sabine Meier, kommunale Inklusionsvermittlerin

Es gebe schlicht zu wenige und diese seien oft von Falschparkern belegt. Eine weitere Hürde stellen auch Stufen am Eingang von Geschäften dar: Barrierefrei seien nur wenige Läden, sagt die 54-Jährige, die seit einem Unfall vor 30 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist. Die Niefernerin ist seit Sommer die Kommunale Inklusionsvermittlerin der Gemeinde. „Mein Ziel ist es, den Blick dafür schärfen, wo sich für Menschen mit Behinderung im Alltag Barrieren abbauen lassen.“

Außerdem will sie Anregungen sammeln und an die Gemeindeverwaltung weiterleiten. Es ist Teil des Projekts „Gemeinden in Bewegung“, für das das Sozialministerium zunächst zwei Jahre lang Geld für den Mini-Job der Inklusionsvermittlerin zuschießt.

Ideen habe sie viele, aber noch stecke das Projekt in den Kinderschuhen, sagt Sabine Meier, die gemeinsam mit ihrem Mann René ein Optik-Geschäft in Niefern führt. Ausgebremst werde es derzeit von Corona. Schon bald will sie sich aber im Gemeinderat vorstellen und auch einen Seniorennachmittag besuchen.

„Die Menschen werden immer älter, deshalb wird für jeden irgendwann der Alltag schwerer zu bewältigen sein“ – sei es, weil man einen Rollstuhl oder Rollator brauche oder schlechter sieht oder hört. Deshalb müsse man im Vorfeld was tun und vor allem das Bewusstsein und Verständnis dafür wecken, wo Hürden abgebaut werden können, so Meier.

Andere Länder sind beim Thema Inklusion weiter

In den vergangenen 30 Jahren habe sich wenig getan, aber viele Gemeinden hätten inzwischen begriffen, dass sie sich beim Thema Inklusion engagieren müssen, sagt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die beobachtet hat, dass andere Länder bei dem Thema schon viel weiter seien.

Auf Mallorca beispielsweise seien Behindertenparkplätze so auffällig gestrichen, dass es Falschparker hemme, auf diese Plätze zu fahren. Und in Lokalen gebe es selbstverständlich Toiletten für Rollstuhlfahrer. Hierzulande ist alles mit sehr viel Aufwand verbunden, etwa wenn sie eine Veranstaltung besuchen möchte. Das müsse genau geplant werden, erzählt die Niefernerin, die vor ihrem Unfall Formationstänzerin war.

Anregungen sollen in neue Projekte einfließen

Wichtig ist ihr, dass sie ihre Anregungen einbringen kann, wenn die Gemeinde neue Bauprojekte plant. Sinnvoll sei beispielsweise die Rampe zur Einsegnungshalle auf dem Friedhof gewesen. Die Gemeindeverwaltung habe sie als aufgeschlossen erlebt. Ein Beweis sei auch die lange Rampe, die bei der Rathaussanierung vor zehn Jahren angebracht wurde.

Meiers Verbindung zur Ortsverwaltung ist Daniela Krause, stellvertretende Leiterin des Amts für Personal und Bildung. In diesem Jahr ist eine Ortsbegehung und Fragestunde mit den Bürgern geplant, informiert Krause. Was umgesetzt wird, soll gemeinsam erarbeitet werden. Einige Projekte wie der barrierefreie Bahnhof seien bereits angelaufen, so Krause.

Keltern hat zwei Inklusionsvermittlerinnen

Auch andere Enzkreis-Gemeinden haben inzwischen kommunale Inklusionsvermittler (KIV). In Keltern sind das seit Juni Bianca Leschikar und Sabrina Bogner-Rudolph. Beide sind auch bereits ehrenamtlich im Kelterner Inklusionsrat engagiert. Laut Rechnungsamtsleiter Frank Kern ist deren Tätigkeit breit gefächert und reicht von verbalen Hilfestellungen bei verschiedenen Hilfsangeboten bis zur Beteiligung an bestimmten Projekten.

„Besonders geht es um alltägliche Dinge, die inklusiver gestaltet werden können. Etwa, wenn ohnehin Maßnahmen anstehen, bei deren Durchführung dann auf die besonderen Belange Rücksicht genommen wird. So haben wir auf diversen Spielplätzen bereits inklusive Spielgeräte installiert“, berichtet Kern.

Ein großes Thema seien Metakom-Tafeln, also standardisierte Bilder, die Sprach- und Lesebarrieren überwinden helfen sollen. Denkbar sei eine Metakom-Bebilderung auf den Spielplätzen, so der Rechnungsamtsleiter. Viel sei in Keltern durch den Inklusionsrat schon geschehen, etwa mobile Rampen und barrierefreie Straßenquerungen. „Wichtig ist immer das Bewusstsein, dass es auch Menschen mit Beeinträchtigungen gibt und diese im besten Falle genauso teilhaben können wie Menschen ohne Beeinträchtigungen“, betont Kern.

Kontakt

Sabine Meier nimmt Anregungen entgegen unter der Telefonnummer (0 15 15) 42 38 931 oder per E-Mail unter inklusion@niefern-oeschelbronn.de

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