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Unternehmen aus dem Enzkreis

Prickelndes aus Niefern: Die Kellerei Schweickert produziert seit 120 Jahren Sekt

Sekt aus Niefern-Öschelbronn: Für die Familie Schweickert gehört das seit 120 Jahren zum Geschäft. Die Inhaber sprechen selbst von "Badens ältester Sektkellerei". Von Klassikern bis Neukreationen ist die Palette breit gefächert. Aber der Kampf auf dem Schaumwein-Markt ist hart umkämpft.

Das Familienunternehmen Schweickert bezeichnet sich als Badens älteste Sektkellerei. Rund eine halbe Million Liter produziert sie jährlich. Etwa die Hälfte davon sind eigene Sekte, die andere Hälfte ist Lohnversektung.
Sektkellerei Schweickert aus Niefern Foto: Fabry

Die letzten Wochen des Jahres herrscht bei Familie Schweickert Hochbetrieb. Und das schon seit bald 120 Jahren. Am Silvesterabend 1899 schenkte Emil Schweickert den ersten Nieferner Sekt aus: in der „Kanne“, dem Winzergasthaus seiner Eltern. Auf seinen Wanderjahren als Geselle hatte er in der französischen Champagne die Kunst der Schauweinherstellung kennengelernt und legte nach seiner Rückkehr den Grundstein für eine prickelnde Familientradition.

Urenkel Rene Schweickert führt "Badens älteste Sektkellerei"

Heute führt sein 41 Jahre alter Urenkel Rene Schweickert das Unternehmen. Es befindet sich immer noch am Stammsitz mitten in Niefern (Enzkreis) und bezeichnet sich als „Badens älteste Sektkellerei“. Produziert werden eigene Sekte, die unter der Marke „Schweickert“ im regionalen Einzelhandel und im Direktvertrieb vermarktet werden. Vom Klassiker „Extra privat Sekt“, einem trockenen Cuvée, bis zu Spezialitäten wie „Riesling Brut Nature“ oder fruchtigen Neukreationen.

Eine halbe Million Liter Sekt wird pro Jahr produziert

Hinzu kommt die sogenannte Lohnversektung: Schweickert stellt für Winzergenossenschaften und Weingüter Sekt aus deren Weinen her. Die Vermarktung dieser Auftragsprodukte ist dann Sache der Kunden. Rund eine halbe Million Liter produziere seine Kellerei jährlich, sagt Geschäftsführer Schweickert. Etwa die Hälfte davon seien eigene Sekte, die andere Hälfte Lohnversektung.

Keine eigenen Weinberge, aber langjährige Partner

Wobei der Grundwein für die Schweickert-Sekte zum Teil von denselben Winzern stamme, die zugleich Kunden der Auftragsproduktion seien. „Wir setzen auf eine langjährige, vertrauensvolle Partnerschaft zu unseren Lieferanten und Kunden“, betont Schweickert. Es seien vor allem badische, aber auch württembergische Weinbauern und Winzergenossenschaften darunter. Eigene Weinberge hat die Familie Schweickert schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Reifeprozess dauert sechs Monate

Bis aus dem angelieferten Wein fertig abgefüllter Sekt wird, dauert es sechs Monate. In großen Stahltanks gärt der Wein mit etwas Zucker und Hefe. „Die Hefe spaltet den Zucker in Kohlensäure und Alkohol“, erklärt Schweickert, der an der Hochschule Geisenheim Weinbau und Getränketechnologie studiert hat. Nach etwa vier Wochen Gärzeit, in denen die Hefe dreimal täglich aufgerührt wird, ruht der Sekt im Tank. Fünf Monate später wird die Hefe herausgefiltert und es kommt ein Wein-Zucker-Gemisch, die Dosage, hinzu. Der Sekt wird auf minus fünf Grad heruntergekühlt und dann bei null Grad in die Flaschen gefüllt. „Damit er beim Abfüllen nicht schäumt“, sagt Schweickert.

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Herr Schweickert_Chef Sektkellerrei Niefern Foto: Fabry

Schweickert: Flaschengärung? Das ist nur ein Marketing-Gag!

Die Flaschengärung, wie sie traditionell in der Champagne, aber vermehrt auch hierzulande angewandt wird, hält der Weinbau-Ingenieur eher für einen Marketing-Gag. „Kleinere Weingüter setzen verstärkt auf flaschengegärten Winzersekt. Aber das ist ein anderes Preissegment. Unter zwölf Euro die Flasche wird es schwierig“, so Rene Schweickert. Seinen eigenen Sekt bie- tet er ab 6,69 Euro an. Und er ist überzeugt: „Qualitativ gibt es zwischen Flaschen- und Tankgärung keinen Unterschied, wenn die sonstigen Bedingungen gleich sind.“

Trauriger Umstand machte Rene Schweickert früh zum Chef

Anfang 2016 hat Rene Schweickert die Geschäftsführung des Familienbetriebs übernommen. Er wollte das Unternehmen eigentlich gemeinsam mit seinem Vater Edgar Schweickert weiterführen. Ein fließender Wechsel von der dritten zur vierten Generation war geplant. Doch dann verstarb Edgar Schweickert Ende 2017 überraschend. „Seine Erfahrung hat uns sehr gefehlt“, sagt Rene Schweickert. „Aber der Vorteil war, dass ich das Unternehmen ja schon kannte. Und unser Leitspruch ist: Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht der Asche.“

Ein Standortwechsel ist möglich - aber nur in Niefern

Die Sektkellerei beschäftigt zehn Mitarbeiter. Schweickerts Frau und seine Mutter arbeiten mit. Was die Zukunft bringen wird? „An diesem Standort können wir nicht mehr wachsen“, sagt der Unternehmer. „Die Kapazität wurde nach und nach erweitert, jetzt geht es nicht mehr.“ Vielleicht werde man eines Tages an einen anderen Standort umziehen. „Aber wir wollen auf jeden Fall in Niefern bleiben – und ein Familienbetrieb“, sagt Schweickert. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn der deutsche Sekt-Markt wird von drei großen Konzernen beherrscht: Rotkäppchen-Mumm, Henkell-Freixenet und Schloss Wachenheim. So wurde etwa die traditionsreiche Sektkellerei Geldermann in Breisach 2003 von Rotkäppchen-Mumm geschluckt. In Niefern soll so etwas nicht passieren.

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