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Kritik am Kämmerer der Gemeinde

Briefkasten-Aktion gegen Kunzmann trübt Bürgermeister-Wahlkampf in Remchingen

Gerd Kunzmann und Julia Wieland kämpfen auch am Feiertag um die Stimmen der Remchinger. Derweil sorgt eine Briefaktion einiger Remchinger für Unmut.

Gerd Kunzmann (rechts) sprach im Vereinsheim der Singener Schützen vor 50 Menschen, darunter auch Til Warneck (von links) und Jessica Staske.
Gerd Kunzmann (rechts) sprach im Vereinsheim der Singener Schützen vor 50 Menschen, darunter auch Til Warneck (von links) und Jessica Staske. Foto: Sebastian Kapp

Es ist eine gespannte Stimmung im Vereinsheim der Schützen in Remchingen-Singen. Gerd Kunzmann, Kämmerer der Gemeinde und vielleicht künftiger Bürgermeister, hatte geladen, um mit Bürgern im Wahlkampf ins Gespräch zu kommen, sich Fragen zu stellen.

Fronleichnam und der Vorabend dazu boten die perfekte Chance, sich noch einmal zu präsentieren – zumindest für Kunzmann und seine Konkurrentin Julia Wieland. Die Kandidaten Philipp Hildinger und Andreas Wagner hatten im Vorfeld schon erklärt, rund um den Feiertag auf Wahlkampf zu verzichten.

Ganz anders Kunzmann, der sich in einer sehr kritischen Fragerunde bewähren musste. Vor allem eine Frage überschattete dabei den Abend. Ein Bürger wollte eine Stellungnahme des Kandidaten zu „den Vorwürfen im Briefkasten“ haben. Er sollte sie bekommen, nebst großem Applaus für Kunzmann. Der einzige an diesem Abend, und vielleicht auch der ehrlichste.

Kritische Texte zur Arbeit von Kämmerer Gerd Kunzmann

Remchinger Bürger hatten offenkundig Texte in Briefkästen geworfen, deren Inhalt Kritik an Kunzmanns Arbeit als Kämmerer der Gemeinde bedeuteten.

Die Briefe liegen dieser Redaktion vor. Die Unterzeichner sind Einzelpersonen, aber auch die Diakonische Altenhilfe Remchingen, die dem Kämmerer in dem Text schwere Vorwürfe macht. Ebenso geht es dabei um Themen wie Photovoltaik-Anlagen, die allgemeine Finanzlage Remchingens und noch so einiges mehr. Wer hinter der Aktion steckt, ist unklar.

Das kann ich nicht ernst nehmen, das ignoriere ich.
Gerd Kunzmann, Kämmerer und Bürgermeisterkandidat

„Alles großer Unsinn“, schimpft Antje Hill, die für die SPD im Gemeinderat sitzt. Viele dieser Probleme seien längst gelöst, andere habe der Kämmerer gar nicht zu verantworten. Kunzmann selbst reagierte ebenfalls deutlich: „Das ist eine Schmutzkampagne“, sagt er. „Da sehen wohl offensichtlich einige ihre Felle davonschwimmen, wenn sie zu solchen Mitteln greifen. Das kann ich nicht ernst nehmen, das ignoriere ich.“ Hier gab es Applaus.

Der Vorfall überlagert auch die Radtour von Konkurrentin Julia Wieland

Viele dieser in den Briefen genannten Aspekte tauchten auch als Einzelfragen auf. Etwa das Thema behindertengerechter Bahnhof oder Förderung alternativer Energien. „Ich werde der Bahn auf die Finger klopfen, wann immer es geht“, sagte Kunzmann zum Thema Bahnhof.

Und er skizzierte ebenfalls aus dem Kopf, an welchen Stellen es Möglichkeiten für Windräder gibt und an welchen nicht.

Meines Erachtens ist er ein sehr guten Kämmerer.
Julia Wieland über ihren Rivalen Gerd Kunzmann

Der Vorfall überlagerte dann auch die Radtour von Konkurrentin Julia Wieland. Beobachter sehen sie als chancenreichste Kandidatin und einen Zweikampf zwischen ihr und Kunzmann. Wieland wurde ebenfalls sehr deutlich: „Ich distanziere mich davon ausdrücklich“, sagt sie. „Es ist einfach unfair, auch Herrn Kunzmann gegenüber. Meines Erachtens ist er ein sehr guten Kämmerer.“

So wolle sie jedenfalls nicht gewählt werden. „Ich möchte, dass die Remchinger mich wollen. Und nicht, dass sie mich wählen, weil sie jemand anderen nicht wollen.“

Wieland, die mit ihrem Alter von 28 Jahren kokettiert, war zuvor mehrere Stunden durch den nördlichen Enzkreis mit einer Gruppe von etwa 40 Menschen geradelt, was etwa auch der Zuhörerzahl bei Kunzmanns Fragerunde entspricht.

Auch in ihrer Entourage findet sich ein SPD-Unterstützer, Andreas Baier. „Ich möchte gestalten und nicht verwalten“, erklärt er sein Engagement für die Ortsvorsteherin von Huchenfeld. „Ich habe zwei Kinder im Geschäft in ihrem Alter. Dieses Alter ist gut und kann auch entscheiden.“

Wieland bestreitet eine Allianz mit Altbürgermeister Oechsle

Entsprechend unabhängig und tough ist dann auch das Bild, das Wieland von sich selbst vermitteln möchte. Dass sie eine Allianz mit Alt-Bürgermeister Wolfgang Oechsle eingegangen sei, das wies sie klar von sich. „Das stimmt definitiv nicht.“ Es gab zwar Gespräche, auch positive, aber eine Wahlempfehlung von Oechsles Bürgerliste möchte sie nicht. „Das ist eine Form von Bevormundung des Wählers“

Sowohl für Kunzmann als auch für Wieland ging es dann an Fronleichnam noch zu einem klassischen Wahlkampfort: Der Kleintierzüchterverein in Nöttingen feierte sein Vereinsfest.

Und die anderen beiden Kandidaten? Hildinger erklärte gegenüber dieser Redaktion, erst in der Woche der Wahl wieder in den Straßenwahlkampf übergehen zu wollen. „Ich möchte mir diese Woche auch mal Zeit für die Familie nehmen“, so Hildinger.

Der Straßenwahlkampf laufe „wirklich gut, wenn man ungestört mit den Leuten ins Gespräch kommt“. Aber er merke schon, dass er viele Bedenken zerstreuen müsse, weil er als Autoverkäufer nicht aus der Verwaltung kommt. Andreas Wagner erklärte seine Abwesenheit mit „privaten Gründen“.

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