Im Einsatz zählen bei der Freiwilligen Feuerwehr Remchingen blitzschnelle Entscheidungen. Dass für eine verbindliche Entscheidung über die Zukunft der beiden Feuerwehrstandorte ein, zwei oder auch acht Jahre ins Land ziehen, können die Kameraden dennoch nachvollziehen.
Immerhin bekamen sie, nachdem die Abteilung Süd erstmals 2013 auf die Baufälligkeit sowie die schwierige Park- und Ausfahrtsituation im Nöttinger Feuerwehrhaus hingewiesen hatte, in den folgenden Versammlungen immer wieder ein klares Signal: dass Gemeinderat und Verwaltung an beiden Standorten festhalten und zu gegebener Zeit – wenn die Ortsteilverbindungsstraße fertig ist und durch die Verkehrsentlastung neue Möglichkeiten entstehen – einen Neubau in Nöttingen angehen wollen.
Ersten Planungen zufolge könnte dieser für drei Millionen Euro auf dem Brachgelände am Ortseingang der Karlsbader Straße realisiert werden, wie Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon auf Nachfrage bestätigte.
Umso verwunderter reagierten die Feuerwehrleute darauf, dass jetzt, wo der eigentliche Abschnitt der Verbindungsstraße beschlossene Sache ist, eine andere Idee immer lauter wird: die Zusammenlegung der beiden Standorte durch Erweiterung des Feuerwehrhauses in den Billäckern, wo 2007 schon die Abteilungen Wilferdingen und Singen zusammengeführt wurden.
Dafür plädierte nun auch CDU-Fraktionssprecher Dieter Walch „mit ganz großer Mehrheit“ seiner Fraktion: „Landauf, landab wird das Zusammenlegen von Abteilungen als zukunftsfähige Lösung angestrebt. Die Vorteile sind mit den Händen zu greifen“, so Walch in einer Erklärung, in der er an die laufende Fusion von sechs Wehren in Straubenhardt oder die Auflösung der Kämpfelbacher Ortsteilwehren erinnert. Das sei nicht nur betriebswirtschaftlich von Vorteil, sondern würde auch die Identifikation und gemeinsame Jugendarbeit stärken.
Gespräche in kleinem Kreis
Der CDU-Fraktionssprecher erinnerte an Gespräche, die die Verwaltung mit dem Feuerwehrausschuss im Sommer 2020 in kleinem Kreis geführt hatte. Dabei sei es um den Vorschlag gegangen, dass die Abteilung Süd im Zuge des Neubaus einer Rettungswache in den Stockwiesen südlich der B10 dort eine neue Heimat finden könnte.
Nach gegenseitiger Annäherung in vielen Gesprächen, einer neuen Aufteilung der Einsatzgebiete und Plänen für eine zentrale Jugendwehr wäre die Feuerwehr geschlossen bereit gewesen, wie auch Kommandant Marc Unger unterstreicht: „Wir waren schon voller Stolz, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, Synergien mit dem DRK zu nutzen, die akute Raumnot auch in Nord zu lindern und den großen Wurf zu machen.“
Doch dann sei im Herbst die Enttäuschung gekommen: Die Prüfung habe gezeigt, dass der Platz zu klein und die momentane Verkehrsführung nicht geeignet sei – vor allem aber, dass die Mehrheit des Gemeinderates eine klare Front gegen zwei Standorte so nah beieinander zeigte. Die Bereitschaft von Süd, den Standort im Nöttinger Ortskern aufzugeben und näher Richtung Nord zu rücken, wertet Walch nun als Signal, dass die Abteilung dann auch bereit sein müsse, ganz in die Billäcker zu ziehen.
Diese wünscht sich jetzt nur noch eines, wie Abteilungskommandant Heiko Osswald feststellt: Klarheit. Auch wenn der Schimmel sich immer weiter im Keller ausbreite und ein derzeit massives Rattenproblem in Garagen den Fahrzeugen zu schaffen mache, komme es nicht darauf an, dass im nächsten Jahr ein Spatenstich erfolgt: „Sondern wir wollen jetzt einfach hören, wo der Weg hingeht. Jahr für Jahr haben wir unsere Hausaufgaben gemacht, standen zuletzt geschlossen hinter dem Projekt Stockwiesen, was selten vorkommt bei der Remchinger Wehr. Aber nicht viel ist passiert.“
Gemeinsam mit Kommandant Marc Unger und dem Abteilungskommandanten Florian Becker, der in Nord ebenso dringend auf einen Anbau wartet, spielt Osswald daher den Ball zurück an die Gemeinde.
Sie stellten einen Antrag an den Gemeinderat, nach letztmaliger Anhörung eine verbindliche Entscheidung darüber zu treffen, ob es einen Neubau in Süd und einen Anbau in Nord geben wird oder ob beide Abteilungen in den Billäckern oder an anderer Stelle zusammengeführt werden sollen. Zwar sei Corona sicher nicht die beste Zeit für die fundamentale Entscheidung: „Aber jetzt müssen wir sie treffen und werden es auch tun“, bekräftigte Prayon.