
Wer folgt an die Spitze des Remchinger Rechnungsamts? Nachdem das Interesse auf den Posten des Kämmerers bis vergangenen Freitag mit nur einer Bewerbung verhalten war, bot sich am Montag ein anderes Bild: Übers Wochenende erreichten das Rathaus zwei, am Montagnachmittag eine weitere Bewerbung, wie Hauptamtsleiterin Diana Wirth auf Nachfrage erklärte.
Bis Dienstschluss lagen damit vier Bewerbungen für die verantwortungsvolle Amtsleiterstelle vor. Die Bewerbungsfrist selbst reicht aber noch bis zur Nacht auf Dienstag.
Remchinger Hauptamtsleiterin sieht verhaltene Bewerbungen auch in anderen Bereichen
„Dass es eine Auswahl gibt, ist sehr erfreulich für uns und den Gemeinderat, der bei einer solchen Stelle nach der verwaltungsinternen Vorauswahl zusammen mit einem örtlichen Personalbüro letztlich die Entscheidung trifft“, verdeutlichte Wirth.
Den Einfluss der Sommerferien kann sie als Grund der anfangs eher verhaltenen Nachfrage eher ausschließen – die Gemeinde hatte vorsorglich fünf Wochen lang ausgeschrieben und neben dem Amtsblatt, dem Staatsanzeiger und der Tagespresse auch im Internet geworben.
Eher stelle sie wie in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes fest, dass Führungspositionen im Gegensatz zu Sachbearbeiter-Stellen momentan weniger begehrt seien: „Aber in diesem Fall will ich mich gar nicht beschweren – eine gute Bewerbung reicht ja aus.“
Gerd Kunzmann verlässt Remchingen nach verlorener Wahl und umstrittener Flugblatt-Aktion
Schon der erste Bewerber sei seiner Meinung nach sehr qualifiziert, konnte Bürgermeister-Stellvertreter Kurt Ebel am Montagvormittag feststellen, bevor er die Unterlagen der drei weiteren Personen gesichtet hatte.
Zumindest drei, vier Bewerbungen habe er „bei so einer wichtigen Stelle“ erhofft. Persönlich nimmt er aber auch die umstrittene Flugblatt-Aktion gegen den früheren Kämmerer und unterlegenen Bürgermeister-Bewerber Gerd Kunzmann in die Verantwortung.
„So eine unsägliche Aktion macht schon was mit den Leuten, wenn sie mitbekommen, dass ein leitender Beamter so massiv angegriffen wird – zumal er gar kein politisches Amt innehatte“, so Ebel.
Wie berichtet erhoben mehrere Flugblätter aus Reihen der Bürgerliste schwere Vorwürfe gegen Kunzmann während dessen Wahlkampf. Er zog Ende Juli die Konsequenzen, verabschiedete sich aus dem Rathaus und wechselte zur Gemeindeprüfanstalt.
Organisationsstruktur wird mit der neuen Bürgermeisterin Julia Wieland eventuell überarbeitet
Diana Wirth rechnet mit einer nicht-öffentlichen Bewerbervorstellung spätestens bei der Ratssitzung im Oktober und mit einer Stellenbesetzung spätestens zum Jahreswechsel.
„Unser großes Glück ist, dass im Zuge des Doppelhaushalts keine neue Haushaltsplanung in diesem Jahr ansteht. Zwar könnte das auch der stellvertretende Kämmerer leisten, es wäre aber eine noch größere Belastung für das Team“, sagt Wirth.
Neben der Planung und Kontrolle der Finanzen lagen bisher auch die Wirtschaftsförderung, die Bäder, der Forst, die Gemeindewerke und das Abwasser in der Zuständigkeit des Kämmerers: „Ob es in der Organisationsstruktur grundlegende Änderungen geben wird und die eher technischen Bereiche anderen Ämtern zugeordnet werden, überlassen wir ab Mitte September der Entscheidung der neuen Bürgermeisterin Julia Wieland“, betont Ebel.
Das gelte auch für die Stelle des langjährigen Hauptamts-Mitarbeiters Frank Reichert, der sich Ende Juli in den Ruhestand verabschiedete. Die Ausschreibung solle im September erfolgen.