Weniger finanzielle Zuschüsse bedeuteten nicht gleich weniger geistliches Leben in den Gemeinden. So hieß es am Freitagabend in der Synode des evangelischen Kirchenbezirks Badischer Enzkreis. Nach intensiven Vorplanungen in den vergangenen drei Jahren präsentierten die Vertreter der Kirchengemeinden im Singener Paul-Gerhardt-Haus erstmals öffentlich ihre Pläne, mit denen sie das gebotene Einsparziel der Landeskirche erfüllen wollen.
Wie berichtet muss die Landeskirche aufgrund rückläufiger Kirchensteuer, aber auch wegen Herausforderungen wie klimagerechter Ertüchtigungen bis ins Jahr 2032 30 Prozent einsparen – sowohl bei Pfarrstellen als auch bei den Bauförderungen für kirchliche Gebäude.
Landeskirche gibt den Bezirken den Rotstift in die Hand
Den Rotstift gibt die Landeskirche dabei den Bezirken selbst in die Hand, um im Strategieprozess „ekiba 2032“ vor Ort Priorisierungen zu setzen. Diese können nun noch einmal intensiv in den Gemeinden diskutiert werden. Sofern es keine Einsprüche gibt, greifen die ersten Maßnahmen für Gebäude ab 2024, die Stellenreduktion später.
Von den 40 Kirchen, Gemeindehäusern und Gemeindezentren des Bezirks – Kindergärten bleiben außen vor – erhalten neun die Farbe „grün“. Sie liegen zentral, sind auch für die übergemeindliche Arbeit wichtige Anlaufpunkte und sollen in den nächsten Jahren mit Landeskirchenmitteln klimaneutral ertüchtigt werden.
Gesicherte Finanzierung für 17 von 40 Gebäuden
Dazu gehören die Kirchen Wilferdingen, Eisingen und Dürrn sowie die Gemeindehäuser Ellmendingen, Singen, Königsbach, Bauschlott, Öschelbronn und Ispringen (Pfarrscheuer).
Durch den glücklichen Umstand bestehender staatlicher Mitfinanzierung erhalten zudem die Kirchen in Dietlingen, Ellmendingen, Weiler, Langenalb-Marxzell, Nöttingen, Ispringen, Stein und Niefern einen „hellgrünen“ Status mit gesicherter Finanzierung.
Keine Baubeihilfe mehr für zwölf Kirchengebäude
Gemeinden mit grünen Gebäuden erhalten aber auch ein Rot. So sollen zwölf Gebäude ab 2024 keine landeskirchliche Baubeihilfe mehr bekommen: die evangelischen Kirchen Dietenhausen, Singen, Ersingen, Göbrichen und Öschelbronn sowie die evangelischen Gemeindehäuser Nöttingen (zwei), Wilferdingen, Eisingen (unteres), Ispringen und Dürrn sowie das Gemeindezentrum Bilfingen. Elf weitere Gebäude stehen auf „gelbem“ Status – ihre Baubeihilfe wird voraussichtlich bis 2029 geklärt.
Die Stellen sollen von aktuell 15 Pfarr- und vier Diakonstellen schrittweise bis ins Jahr 2036 auf zwölf Pfarr- und eine Diakonenstelle reduziert werden. Dabei sind frei finanzierte Stellen nicht mitgerechnet. Pfarrwohnsitze sind ab 2036 noch in Langenalb, Ellmendingen, Nöttingen, Singen, Königsbach, Stein, Eisingen, Ispringen, Göbrichen, Kieselbronn, Niefern und Öschelbronn vorgesehen.
Vier Pfarrhäuser ohne Perspektive
Die Pfarrhäuser Dietlingen, Weiler, Wilferdingen und Bauschlott sollen entfallen – zumindest auf dem Papier. Denn ohnehin seien die Pfarrer bis dahin nicht mehr ortsgebunden, sondern hätten gemeindeübergreifende Zuständigkeiten. Dabei seien unbesetzte Stellen weniger ein Problem der Finanzierung, sondern vielmehr des Nachwuchsmangels.
Wir müssen massiv um nachkommende Theologinnen und Theologen werben.Uwe Roßwag-Hofmann
beratender Pfarrer
„Wir müssen massiv um nachkommende Theologinnen und Theologen werben“, unterstrich Pfarrer Uwe Roßwag-Hofmann, der den Kirchenbezirk im Laufe der Strategie beraten hatte und am Freitag durch eine Gruppenarbeit führte. Diese verdeutlichte zahlreiche Potenziale und Chancen der stärkeren Zusammenarbeit.
Trotz weniger Mitteln soll das kirchliche Leben vor Ort aber erst recht noch lebendiger werden, verdeutlichte Dekan Christoph Glimpel. Er distanzierte sich vom Begriff einer „Gebäudeampel“. Rot sei keineswegs gleichzusetzen mit Schließung oder gar Abriss: Für „rote“ Gebäude entfalle lediglich die bisherige Beteiligung der Landeskirche in Höhe von 50 Prozent an den Baumaßnahmen.
Kirchengemeinden wird Kreativität empfohlen
Wenn die Gemeinden selbst die Kosten nicht schultern können, so Glimpel, seien der Kreativität in Sachen Fundraising, Untervermietung oder gemeinsamer Nutzung als „Dorfgemeindehaus“ keine Grenzen gesetzt – ebenso wenig wie bei den Stellen. Die Zahl der Stellen könne durch Spendenträgerschaft auch wieder steigen.
Dabei soll die Zusammenarbeit in den drei neuen Kooperationsräumen West (Langenalb, Marxzell, Weiler, Dietenhausen, Ellmendingen, Nöttingen, Singen, Wilferdingen, Dietlingen), Mitte (Königsbach, Stein, Bilfingen, Ersingen, Eisingen, Ispringen) und Ost (Göbrichen, Bauschlott, Dürrn, Kieselbronn, Niefern, Öschelbronn) deutlich gestärkt werden.
Außerdem beschloss die Synode einstimmig mehrere Grundsatzentscheidungen. Im Einzelnen: dass Mission im Zweifelsfall wichtiger sei als Organisationserhaltung, dass Mündigkeit und Beteiligung wichtiger seien als schlichte Versorgung und dass Betreuung und Innovation wichtiger seien als Verteilungsgerechtigkeit.