Seit Mitte November ist die neue Ortsteilverbindungsstraße um Nöttingen herum für den Verkehr freigegeben – wenn sie denn alle finden würden. Denn noch immer fehlen die Schilder an den entsprechenden Anbindungen Richtung Keltern und Wilferdingen.
„Die meisten Autos und vor allem Lastwagen rollen weiter mitten durch den Ort“, stellte die Nöttingerin Uschi Bodemer vor wenigen Tagen bei einer Gemeinderatssitzung fest.
„Von der versprochenen Erlösung für Nöttingens Anwohner ist Null zu spüren“, berichtet regelmäßig auch Wolfgang Stock von Gesprächen mit Betroffenen. Dem Darmsbacher waren die fehlenden Schilder gleich nach der Eröffnung aufgefallen, weshalb er im November direkt bei der Gemeinde als Bauträger nachhakte.
Behörde konnte Schilder nicht rechtzeitig bestellen
Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon verwies ihn an das für die Beschilderung zuständige Straßenverkehrsamt des Enzkreises. Amtsleiter Oliver Müller hatte daraufhin Anfang Dezember Verzögerungen im Zuge von Arbeitsüberlastung eingeräumt. Die Behörde konnte die Schilder nicht rechtzeitig bestellen. Aufgrund eines umfangreichen und komplexen Beschilderungsplans seien auch Abstimmungen mit der Autobahn notwendig gewesen, die A8-Umleitungsstrecke spielt beispielsweise ebenso mit rein wie statische Angaben für die Brücken.
Nun allerdings seien Verzögerungen bei der Herstellung der Schilder hinzugekommen, weshalb sie auch nicht wie geplant Mitte Januar aufgestellt werden konnten. „Wir haben sie aber fest eingeplant und rechnen mit einem Aufbau Anfang Februar“, bekräftigte Müller dieser Tage auf Nachfrage.
Anwohner spricht von Schildbürgerstreich
Wolfgang Stock blickt dem Februar gespannt entgegen: „Mittlerweile ist das, wie ich finde, ein Schildbürgerstreich – immerhin hat der Straßenbau insgesamt rund zehn Millionen Euro gekostet und war gut zwölf Jahre in der konkreteren Planung“, so Stock, „Der Verkehrsminister besichtigte im Frühjahr die Baustelle, die Regierungspräsidentin war bei der Eröffnung dabei. Da kann niemand sagen, die Aufgabe sei überraschend gekommen.“ Auf der Trasse selbst sind die Schilder vorhanden – aber eben nicht an den entscheidenden Anbindungen.
Erste Navigationssysteme kennen die Umfahrung schon, führen außerhalb der Stoßzeiten Autos aber trotzdem meist durch den Ort – auch wenn dort Tempo 30 und auf der neuen Trasse Tempo 100 gilt. Der Remchinger Bauamtsleiter Markus Becker rechnet damit, dass sich immer mehr Fahrer an die neue Strecke gewöhnen und die Akzeptanz mit der Zeit deutlich steigt – erst recht, wenn die Schilder angebracht seien und insbesondere bei den Lkw-Fahrern, die oft spezielle Navigationssysteme nutzten.
Zentrales Ziel des Straßenbaus war es, den Schwerlastverkehr aus dem Ort zu holen. Neben der angestrebten Umwidmung und Umgestaltung der bisher als Landstraße ausgewiesenen Karlsbader Straße könnte als schnelle Stellschraube ein Durchfahrtsverbot für Schwerlastverkehr helfen – mit Ausnahmen für Anlieger: „Wir haben ein Durchgangsverbot beantragt und warten auf die Rückmeldung“, erklärte Becker auf Nachfrage. Ein vierter Trassenabschnitt könnte zudem langfristig den Weg auf die Landstraße Richtung Keltern weiter verkürzen – ist aber noch nicht beschlossen.