Eigentlich ist der Schüleraustausch quasi „Teil der DNA“ von Schulen. Landesweit sind nach Angaben des Kultusministeriums pro Jahr rund zehntausend junge Menschen daran beteiligt.
In Pandemiezeiten ist das allerdings nicht möglich, zunächst bis 31. Januar 2022. So lange sind außerunterrichtliche Veranstaltungen – und zu ihnen zählt auch der Schüleraustausch – untersagt.
Momentan sind nur ein- oder mehrtägige Praktika zulässig, „soweit diese in den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen oder Schulversuchsbestimmungen vorgeschrieben sind oder zu dem Zweck durchgeführt werden, den Unterricht inhaltlich zu ergänzen“, erklärt Fabian Schmidt, stellvertretender Pressesprecher beim Kultusministerium, auf Anfrage unserer Redaktion.
Gymnasium in Remchingen will mit Austauschschulen in Kontakt bleiben
Optimismus gehört in diesen Tagen also dazu – beispielsweise bei Sandra Brenner, Schulleiterin des Gymnasiums in Remchingen. Normalerweise findet hier ein Austausch regelmäßig statt. Es gibt Kontakte nach Frankreich und Großbritannien und in der Regel alle zwei Jahre auch eine Studienreise nach Spanien. „Seit der Pandemie liegt das natürlich alles auf Eis“, erzählt Brenner.
Trotzdem hat man an der Schule verschiedene Aktionen gestartet, um zumindest online in Kontakt zu bleiben. Dass es trotzdem nicht ganz einfach ist, die Verbindung zu halten, räumt sie allerdings auch ein. „Natürlich nimmt das über die Zeit ab.“
Bei den betroffenen Schülern stellt sie zudem fest, dass diese „schon fürchterlich traurig“ darüber sind, dass sie beispielsweise nicht einfach mal nach Frankreich ins Elsass reisen können, „was ja relativ unkompliziert wäre“, und zugleich auch den persönlichen Austausch schmerzlich vermissen. Insofern sehnen sie alle den Moment herbei, an dem ein regulärer Austausch wieder möglich sein wird. Vielleicht ja schon im Juli.
Wir planen sehr verhalten.Sandra Brenner, Schulleiterin
Zumindest ist für den Sommer eine Studienreise nach Spanien angedacht und auch schon grob geplant, verrät Brenner. „Wir planen aber sehr verhalten“; Stornokosten etwa müsste die Schule nämlich selbst tragen, gibt sie zu bedenken.
Austausch ist am Gymnasium in Neuenbürg aktuell auf die Lehrer begrenzt
Ein ganz ähnliches Bild bietet sich auch in Neuenbürg am Gymnasium. Im Schnitt haben hier 30 Schülerinnen und Schüler – klassen- und jahrgangsübergreifend – die Partnerschulen in Frankreich und Großbritannien besucht, sich am Kulturaustausch mit Budapest beteiligt oder sind zur Sprachreise nach Spanien gefahren.
Momentan ist der Austausch hauptsächlich auf die Lehrer der Partnerschulen begrenzt, erzählt Nicole Firzlaff, Abteilungsleiterin an der Schule. Über die Jahre hinweg seien hier Freundschaften entstanden. Die Schüler haben untereinander dagegen eher weniger Kontakt, sofern sie nicht schon mehrere Male dabei waren und deshalb einen festen Partner im Ausland haben.
Insofern hat Firzlaff Verständnis, wenn nicht nur sie traurig über die Zwangspause sind. Manchmal fragen auch Eltern an, wann denn ein Austausch wieder möglich ist. Momentan heißt es allerdings abwarten, auch wenn es in Neuenbürg bereits Überlegungen gibt, ob man eventuell die Reihenfolge wechselt: zuerst kommen die Gastschüler hierher, der Gegenbesuch erfolgt später. So ließe sich die Sommerzeit optimal nutzen. Doch auch hier braucht es frühzeitig Klarheit aus Stuttgart, räumt sie ein.
Schüleraustausche sollen laut Kultusministerium baldmöglichst wieder stattfinden
Zum jetzigen Zeitpunkt sind allerdings „keine verlässlichen Aussagen über den 31. Januar 2022 hinaus“ möglich, betont Schmidt angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens. „Wir beobachten dieses genau, tauschen uns regelmäßig mit Fachleuten aus und justieren unsere Maßnahmen, falls die Abwägungen ergeben, dass dies erforderlich ist“, so Schmidt.
Da Begegnungen im Rahmen des Schüleraustauschs auch aus Sicht des Kultusministeriums als „sehr wertvoll“ erachtet werden, möchte man diese „sobald dies vertretbar ist, wieder ermöglichen“.