Simon Schneider aus Straubenhardt-Feldrennach weiß mit Holz, Akkuschrauber und Säge umzugehen. Bereits vor zwei Jahren hat der heute 15-Jährige im Garten seiner Eltern eine eigene Holzachterbahn gebaut, von der sogar Europa-Park-Inhaber Roland Mack begeistert war und ihn zu sich nach Rust einlud.
Mittlerweile arbeitet der Realschüler an seinem nächsten Projekt, einem sogenannten „Tiny House“ auf einem alten Landwirtschaftsanhänger – ohne je eines in echt gesehen zu haben, wie er im Gespräch mit der Redaktion erklärt.
Auf die Idee kam der Feldrennacher durch mehrere Videos auf dem YouTube-Kanal „The Real Life Guys“, zu Deutsch: „die Jungs aus dem echten Leben“. Dort zeigten die Brüder Johannes und Philipp Mickenbecker bis Juni immer wieder selbst gebaute Projekte wie ein Baumhaus, eine fliegende oder tauchende Badewanne – und Ende vergangenen Jahres eben auch ein Tiny House.
Ursprünglich hatte er vor, irgendwann einen Bus als Campingfahrzeug umzubauen. Da der Führerschein hierzu allerdings erst ab 21 Jahren möglich ist, sah sich der Realschüler alternativ nach einem geeigneten Anhänger für sein Projekt um. „Von einem Bauern in der Nähe haben wir dann den alten Anhänger zum Schrottpreis gekauft“, erzählt Simon Schneider. Der rollende Untersatz hatte bereits 65 Jahre auf dem Buckel, nach dem Abschleifen und roten Grundieren war davon am Anhänger jedoch nichts mehr zu erkennen.
Erbauer des Tiny House arbeitet intuitiv vor Ort
Mit Holzplatten aus einem Sägewerk konstruierte und montierte der begeisterte Nachwuchsheimwerker eine Bodenplatte auf den Rahmen des alten Wagens und isolierte diese mit Styropor. Anschließend stellte er mit Balken die Seitenwände auf. An diesen will er Holzfasern für die Isolierung verwenden.
Fenster und Türen kaufte der Neuntklässler gebraucht im Internet von seinem eigenen Geld. Wie er das Haus letztendlich außen verkleiden oder streichen will, da ist sich der Realschüler noch nicht ganz sicher. Den Plan dachte sich Simon Schneider grob am Schreibtisch aus, hauptsächlich arbeitet er jedoch intuitiv vor Ort.
Am Anfang stand das Haus unter dem heimischen Carport und auf der Wiese neben der Achterbahn hinter dem Garten. Mit einer Plane deckte er den Anhänger abends vor dem Regen zu. Mittlerweile steht das Haus vor Wind und Wetter geschützt in einer Halle in der Nähe. „Hier bin ich einfach wetterunabhängig und habe mit dem Regal nebendran mehr Ordnung für meine Werkzeuge.“
Haus ist Wohnung für das Wochenende
Rings herum hat Simon sein Haus mit Paletten umbaut, um an alle Stellen des Mini-Hauses heranzukommen. An der höchsten Stelle soll der Anhänger vom Boden ab vier Meter hoch werden, wie die Straßenverkehrsordnung maximal erlaubt. Auch die Breite ist auf etwas mehr als zweieinhalb Meter begrenzt. Mit fast fünf Metern Länge kommt das Projekt des 15-Jährigen dennoch auf eine beachtliche Größe.
Was mit dem Haus nach seiner Fertigstellung passieren soll, hat Simon bisher noch nicht entschieden. „Ich habe vor, ab und zu am Wochenende oder wenn ich Lust darauf habe, darin zu wohnen“. Wirklich damit Reisen sei allerdings schwierig, sagt der Realschüler, da er zum Ziehen des Anhängers einen Traktor benötigen würde.
Wegen der zahlreichen Vorschriften hat er nicht vor, eine TÜV-Zulassung für das Tiny House zu beantragen, daher darf er nur maximal 25 Stundenkilometer schnell damit fahren, was lange Strecken verhindert.
Gelegentlich arbeitet Simon Schneider neben seinem neuen Projekt auch weiterhin an seiner Achterbahn. Von Europapark-Chef Roland Mack hat er seit seinem Besuch vor zwei Jahren nichts Weiteres gehört. Ein mögliches Praktikum, welches ihm der Firmenchef damals anbot, fiel bisher der Pandemie zum Opfer. Durch sein aktuelles Projekt geht dem 15-Jährigen die Arbeit jedoch so schnell nicht aus.