Das Bild, mit dem das Umweltamt auf die bedenkliche Trockenheit im Enzkreis hinweist, ist eindrücklich. Wo normalerweise der Gräfenhauser Bach fließt, ist jetzt nur noch ein Bachbett. Zu sehen sind Steine, Zweige, Blätter – aber kein Wasser und keine Tiere.
So ähnlich wie beim Gräfenhauser Bach sieht es vielerorts im Enzkreis aus. Und das schon den dritten Sommer in Folge. „Die Wasserstände sinken und nähern sich wieder dem kritischen Bereich. Und ein Ende von Hitze und Trockenheit ist weiter nicht in Sicht“, sagt Axel Frey, Leiter des Umweltamtes beim Landratsamt.
Fast überall müsse man von Niedrigwasser sprechen. Besonders mittlere und kleine Fließgewässer seien vom Mangel betroffen. Aber auch an größeren Gewässern wie der Enz gehen solche Phasen nicht spurlos vorbei, warnt der Experte.
Auf der Seite der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg wird die Enz nach dem Verlassen des Enzkreises am Pegel Vaihingen/Enz am Donnerstagmittag mit einem Wasserstand von 62 Zentimetern geführt. Die Vorhersage deutet an, dass es Anfang der kommenden Woche unter 50 Zentimeter gehen könnte. Der niedrigste dort erfasste Wert liegt bei 43.
Neuer Negativrekord in Sichtweite
Noch dramatischer ist das Bild am Pegel in Pforzheim. Dort sind es aktuell 34 Zentimeter. Die Experten schätzen, dass es in den kommenden Tagen noch weniger als 30 Zentimeter werden könnten – das ist der tiefste bisher hinterlegte Wert. Für die Würm deutet sich Ähnliches an. Am Pegel Pforzheim könnten es bald weniger als 20 Zentimeter Wasserhöhe sein.
Die kurzen Niederschläge zuletzt konnten die Auswirkungen des trockenen Sommers auf Flüsse und Bäche nicht ausgleichen, stellt man beim Umweltamt fest. Die Regenfälle während der Gewitter brachten nur kurz mehr Wasser. „Das verschwindet sofort wieder”, erklärt Angelika Groß vom Landratsamt. Was es wohl bräuchte, wäre Landregen, am besten über mehrere Tage. Aber der ist nicht in Sicht. So liegt denn beispielsweise auch der Kirnbach, der in Niefern in die Enz mündet, fast trocken.
Das setzt den Tieren zu. Wo kein Wasser mehr im Bach ist, ziehen sich Insekten und kleine Schnecken unter die Steine in den Untergrund zurück, schildert Expertin Groß. Das funktioniere, solange es zumindest im Lückensystem noch Wasser gibt. Und wenn auch dieser Bereich austrocknet? „Dann fällt mitunter eine ganze Generation aus.” Die Arten, die es können, ziehen in dieser Zeit weiter Richtung Enz.
Doch auch dort, wo noch Wasser ist, wird die Lage immer schwieriger. „Der sinkende Sauerstoffgehalt im erwärmten Wasser beeinträchtigt den Fischbestand und die Kleinlebewelt“, sagt Umweltexperte Frey.
Wasserentnahmen aus den Gewässern verschärfen den Mangel zusätzlich. Die Wasserbehörde ruft deshalb die Bevölkerung zu einem verantwortungsvollen Umgang auf und bittet die Allgemeinheit, Wasserentnahmen aus oberirdischen Gewässern wie Flüssen, Bächen, Gräben, Seen und Teichen zu unterlassen beziehungsweise auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Grundsätzlich dürfen Privatpersonen normale Mengen mit Handgefäßen abschöpfen, wie Frey sagt. Landwirte, Forstwirte und Gärtner dürfen auch die Pumpe einhängen.
Sollte die Trockenheit weiter anhalten, ziehe das Landratsamt auch eine rechtliche Einschränkung des Gemeingebrauchs an oberirdischen Gewässern in Betracht. Das könne bis hin zu einem Verbot bestimmter Wasserentnahmen aus Flüssen und Bächen gehen, fürchtet Frey. Auf Nachfrage macht er deutlich, dass es die entsprechende Rechtsverordnung in ein bis zwei Wochen geben könnte: „Es wird wohl nicht zu vermeiden sein.”