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Hitzewelle

Wasserverbrauch erreicht in Birkenfeld Spitzenwerte

Die Sonne glüht, der Garten lechzt nach Wasser: Wenn ausreichend viele Menschen zeitgleich den Wasserhahn aufdrehen, wird es für die Wassermeister heiß. In Birkenfeld bewegt man sich derzeit am Maximum, was die Brunnen hergeben.

Eyachtal
Der Pegel der Eyach ist bereits bedenklich niedrig, wie die zahlreich sichtbaren Steine und Felsstücke im Flussbett zeigen. Foto: Winnie Gegenheimer

Von unserem Mitarbeiter Winnie Gegenheimer

Heiße Tage erlebten die Wassermeister der Mannenbach Wasserversorgung zur Zeit. Und das nicht nur von der Außentemperatur her. Da das Phänomen von Spitzen-Wasserverbräuchen unmittelbar zu Beginn der Schulsommerferien schon von 2019 bekannt war, so der Vorsitzende des Zweckverbandes Mannenbach Wasserversorgung (ZVMW), der Birkenfelder Bürgermeister Martin Steiner, seien Vorkehrungen getroffen worden.

So wurde die Abnahme von Wasser der Stadtwerke Pforzheim (SWP) vorsorglich von vier Litern pro Sekunde auf 6,5 Liter pro Sekunde erhöht und die betroffenen Birkenfelder Firmen auf die Wasserumstellung vorbereitet. Vom Freitag, 31. Juli, meldete Betriebsleiter Wilfried Seitz dann einen echten Spitzenverbrauch: 103,6 Liter pro Sekunde im Verbandsgebiet. Dabei kommen die Brunnen kaum mehr hinterher: Dem enormen Verbrauch stehen sogenannte Quellschüttungen von nur 104 Liter pro Sekunde entgegen, plus eben jenen 6,5 Liter pro Sekunde der SWP. Ohne SWP-Wasser fast ein „Null-Summen-Spiel“.

Bürgermeister hofft, dass Verbauch wieder sinkt

Im Wasserwerk war erhöhte Wachsamkeit angesagt, es wurde auf manuelle Steuerung umgestellt, um jeweils die Bedarfe zu decken. „Die drei Wassermeister haben einen tollen Job gemacht“, lobt Steiner, der die Situation trotzdem als „Ausreißer“ sieht: „Auch in vergangenen Jahren gingen die Verbräuche nach diesem einen Wochenende – seien es Freizeitverbräuche wie für Pool und Garten oder solche von Firmen, die vor den Betriebsferien noch einmal reinigten – wieder nach unten.“

Fakt bleibt: der Puffer war an diesem Tag trotz Zusatzwasser der SWP gerade einmal bei sieben Litern pro Sekunde. Zum Glück kam dann etwas Regen. Doch die Quellschüttungen der letzten Monate sprechen eine deutliche Sprache: Von 169 Liter pro Sekunde Anfang Mai über 134 Liter pro Sekunde Anfang Juni und 118 Litern pro Sekunde Anfang Juli ist die Abwärtsentwicklung klar. Dem stehen Verbräuche von durchschnittlich knapp über 80 Liter pro Sekunde gegenüber. Wobei auch Steiner sagt: „Zunehmende Trockenheit und Hitze steigern die Abnahmen. Außerdem können wir wegen Corona keine sicheren Prognosen geben. Vielleicht bleiben mehr Leute zuhause, gießen ihren Garten und füllen ihren Pool.“ Auf längere Sicht, weiß Steiner, sind für die Quellschüttungen die Prognosen düster: „Fachleute gehen von Rückgängen von 20 bis 50 Prozent in den nächsten Jahren aus.“

Ein Speicher könnte weiterhelfen

Wie stellt sich der ZVMW für die Zukunft auf? Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte Mitte Juni weitere Quellerschließungen im Hinteren Eyachtal aus Naturschutzgründen abgelehnt (wir haben berichtet). „Bei der derzeitigen Rechtslage wird der Zweckverband keinen Widerspruch einlegen“, erklärt Steiner. Weiterverfolgt wird vom Zweckverband der Ausbau der Abnahme von Wasser der SWP im Brötzinger Tal. „Unser Ziel sind hier acht Liter pro Sekunde. Die Datenermittlung läuft“, informiert der Verbandsvorsitzende Steiner. Weiterhin wurde ein Strukturgutachten in Auftrag gegeben mit dem Zweck, eventuell im Verbandsgebiet vorhandene Speicherkapazitäten zu eruieren.

„Nicht im Naturschutzgebiet“, betont Steiner, „aber ein Speicher für einen kurzen Zeitraum von ein bis zwei Tagen – länger wird wegen des Keimbefalls kritisch – könnte uns weiterhelfen.“ Vorausgesetzt, das Projekt ist finanzierbar. Das Land, führt Steiner weiter aus, sehe die Zukunft der Wasserversorger schwerpunktmäßig in der Vernetzung untereinander sowie im Anschluss an die ganz großen Versorger. „Die Realität hat dies aber ein Stück weit schon überholt“, gibt er zu bedenken, „die Bodensee-Wasserversorgung möchte gar keine neuen Bezugsrechte mehr vergeben. Schließlich haben alle dasselbe Problem mit dem Klimawandel.“ Er hofft darauf, dass zeitnah eine Diskussion auf Landesebene darüber angestoßen wird, wie es einen Interessenausgleich zwischen Belangen des Naturschutzes einerseits und der Sicherstellung der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung andererseits geben kann.

Feuchtgebiete trocknen aus

Noch sei die Lage nicht dramatisch, so Steiner, da es ab und zu regne und die Verbräuche jetzt wieder rückläufig seien. Dass Bezugsrechte gedrosselt werden müssten, wäre ein äußerstes Mittel. Sollte es so weit kommen, würden die Verbandsmitglieder rechtzeitig vorher informiert und Meldungen an die Bevölkerung gegeben. Bis dahin jedoch gilt: sorgsamer Umgang mit dem wertvollen Gut Trinkwasser.

Im Eyachtal sieht nicht nur der ZVMW die rückläufigen Quellschüttungen mit Sorge. Peter Kreisz von der Schutzgemeinschaft Eyachtal spricht von einem Pegel des Flüsschens von mittlerweile unter zwölf Zentimetern an der Eyachmühle – Tendenz sinkend: „Damit trocknen Flachwasserbereiche und Feuchtgebiete aus. Für Kleinstlebewesen wird es kritisch. So wie für die Köcherfliegenlarve, die Steinfliegenlarve oder für Strudelwurmarten. Die dann wiederum im Gesamtkreislauf der Natur fehlen. Kreisz erklärt: „Wer da fragt, was sein Rasen wässern oder Auto mit dem Schlauch abspritzen mit dem Eyachtal zu tun hab, dem muss man sagen: eine ganze Menge!“

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