
Was gibt es Schöneres als ein selbstgemachtes Eis an heißen Tagen? Dank moderner Technik ist das heutzutage alles kein Problem mehr, oft sogar ganz bequem zu Hause. Doch auch in früheren Zeiten war es relativ einfach möglich, Eis herzustellen – ganz ohne Strom und nur mit der Kraft der eigenen Hände.
Der Heimatverein Eutingen an der Enz hat beim Familiensonntag gezeigt, wie das geht und zugleich auch handwerklich geschickte Besucher dazu eingeladen, Wäscheklammern selbst zu schnitzen, so wie es die Menschen Mitte und Ende des 18. Jahrhunderts getan haben – vor allem Schäfer als Zeitvertreib während das Hütens.
„Das ist praktisch ein Haselstück, rausgeschnitten und aufgesägt, und dann kann man es noch ein bisschen aufspalten, schälen und verzieren“, erklärt Jürgen Alber vom Heimatverein. „Das wurde dann nicht festgeklemmt wie eine Klammer, sondern über das Stoffstück auf der Leine gesteckt.“
Physikalisches Prinzip machte Kühlung möglich
Was Kinder erfahrungsgemäß jedoch mehr interessiert als Wäscheklammern, ist die Produktion von Eis. Viele, die beispielsweise beim Ferienprogramm vorbeikommen, können es oft gar nicht glauben, dass mit einfachsten Mitteln leckeres Eis hergestellt werden kann. Dabei bedienten sich die Menschen vor hundert Jahren eines physikalischen Prinzips, erklärt Elke Künkele.
Im Winter haben sie Eis aus der Enz geholt und im Keller der alten Brauerei gelagert, der mit viel Stroh isoliert wurde. „Oben am Hang hat es einen Schlitz gegeben, über den die Luft reingekommen ist“, beschreibt sie das Prinzip der Kühlung ohne Elektrizität.
„Der Luftzug ist über das Eis gegangen, die kalte Luft sank dann nach unten an den tiefsten Punkt des Kellers“, während die erwärmte Luft über kleine Schlitze zur Hauptstraße hin abgeflossen ist. Auf diese Weise hielt auch das Eis bis in den Sommer und konnte zur Herstellung von Speiseeis verwendet werden.
Die Eismaschine bestand damals allerdings nur aus einem hölzernen Topf, in den eine etwas kleinere Metallbüchse gestellt wurde, demonstriert Künkele. Das Eis wurde dann in den Zwischenraum gefüllt, die Rohmasse für das Speiseeis in den kleineren Topf, der per Hand regelmäßig gedreht werden muss, weil die Rohmasse am Rand gefriert und sich durch das Rühren mit der Masse in der Mitte vermischt, wodurch erst ein besonders cremiges Eis entsteht.
Die notwendige Kühlung wiederum kommt über das Eis zustande. „Die Eiswürfel schmelzen und die Kälte kommt direkt an die Metallbüchse ran“, erklärt Alber und Künkele ergänzt: „Am äußeren Rand wird das richtig kalt.“ Bis zu minus 17 Grad können hier gemessen werden.
Altes Familienrezept kommt zum Einsatz
Für die Eisherstellung selbst hat Künkele auf ein altes Familienrezept auf Puddingbasis zurückgegriffen. „Da braucht man die doppelte Menge Milch im Vergleich zum normalen Rezept“, verrät sie das Geheimnis. „Sonst funktioniert es mit der Cremigkeit nicht so.“ Etwa 15 Minuten dauert es, bis das Eis fertig ist und probiert werden kann.
Für die Kinder ist das immer eine besondere Erfahrung, weiß Künkele, weil sie spätestens dann erkennen, dass das selbstgemachte Eis aus Großmutters Zeiten richtig lecker schmeckt.