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Außengastronomie in Pforzheim

Gastronomen und Politiker fordern längere Außensaison in Pforzheim: Können Heizpilze helfen?

Steigende Infektionszahlen und sinkende Temperaturen: Die Furcht vor Ansteckung mit dem Corona-Virus sorgt dafür, dass viele auf den Besuch im Restaurant verzichten, wenn sie nicht im Freien speisen können. Pforzheimer Gastronomen suchen nach Möglichkeiten, die Freiluftsaison zu verlängern.

Leuten im Restaurant draußen
Mittagessen im Freien: Damit Gäste auch an kühleren Tagen beim Essen draußen nicht frieren müssen, stehen beim „Platzhirsch“ am Sedanplatz Heizpilze. Die Stadt prüft derzeit noch, ob sie die Geräte ausnahmsweise in diesem Herbst zulassen soll. Foto: Herbert Ehmann

Mit dem für Freitag angekündigten Temperatursturz wird wieder Trübsal in Gastronomiebetriebe der Region einkehren. „Die Menschen haben Angst, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten“, erklärt Alldyz Korqaj. Im Zweifel bleiben sie zu Hause anstatt auswärts zu essen, bringt der Geschäftsführer vom „Platzhirsch“ die Nöte vieler Kollegen auf den Punkt.

Dabei hat Korqaj noch das Glück, dass sein Restaurant beim Sedanplatz über eine Außenfläche verfügt mit Platz für etwa 100 Gäste. Damit sie beim Speisen unter freiem Himmel auch an herbstlich kühlen Tagen und Abenden nicht frieren müssen, hat er am Wochenende sechs Heizstrahler aufgestellt und eine Entscheidung vorweggenommen, die seitens der Stadt noch aussteht.

SPD-Stadtrat Ralf Fuhrmann geht davon aus, dass sie zugunsten der Heizpilze ausfallen wird. Seine Fraktion hatte kürzlich beantragt, sie zeitlich befristet zu genehmigen. Man wolle daraus kein Politikum machen, erklärt Fuhrmann mit Blick auf die klimaschädliche Wirkung der Geräte, an deren Verbot im öffentlichen Raum die SPD vor Jahren mitgewirkt hatte. „Wir wollen gute Bedingungen dafür schaffen, dass die Gastronomie die Außensaison verlängern kann.“

Dass die wegen ihres schädlichen Kohlendioxid-Ausstoßes verpönten Geräte die drastischen Umsatzeinbrüche der Branche im Corona-Jahr nicht wettmachen können, ist den Genossen klar. „Es soll ein kleines Trostpflaster sein“, sagt Fuhrmann. Es gehe um „ein kleines Zeichen, das nix kostet“. In dieser Ausnahmesituation sei das angemessen, hatte die SPD in ihrem Antrag erläutert und auf viele schon jetzt drohende Insolvenzen hingewiesen.

Dehoga plädiert für Ausnahme von der Regel

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg (Dehoga) begrüßt eine Wiederzulassung der Heizstrahler für diesen Herbst und Winter. Die Pforzheimer Vertretung des Dehoga trägt das mit. „Ich will das niemandem verweigern“, erklärt Siegfried Weiß. Bezüglich des Umweltaspekts äußert er zwar Bedenken, plädiert aber dafür, in diesem Jahr großzügig darüber hinwegzusehen.

„Wenn am Ende des Winters eine Umweltbilanz gezogen wird, stehen wir trotz der Heizpilze gut da“, prophezeit Weiß. Während des Shutdowns habe man genug Energie eingespart. Sein Kollege bei der Dehoga, Frank Daudert, ist ebenfalls der Meinung, dass man eine Ausnahme machen solle, wenn Gastronomen auf diese Weise etwas mehr Geld verdienen könnten. „Es wird ja niemand gezwungen.“

Für seine eigene Gastronomie lehnt Daudert Heizpilze jedoch aus „energetischen Gründen“ ab. Er setzt auf die neuen Überbrückungshilfen für den Zeitraum September bis Dezember, die Gastronomen bis Ende November beantragen können. „Das ist viel besser für uns.“

Es sei ein Gebot der Stunde, die Gastronomie zu unterstützen, teilt Sprecher Philip Mukherjee die Sicht der Verwaltung mit. In Sachen Heizstrahler werde hausintern die Rechtslage aufbereitet. Dabei würden auch Umweltaspekte abgewogen. Ziel sei, das Machbare zu ermöglichen. Eine verbindliche Entscheidung werde zeitnah auf Ebene der Bürgermeister getroffen, wobei die Fraktionen und Gruppierungen des Gemeinderats in den Prozess einbezogen würden.

Eine klare Aussage der Stadt fehlt noch.
Max Müssle, Inhaber der Müssle Weinbar und Stadtrat

Neben der SPD will auch die CDU-Fraktion Cafés und Restaurants mit Außenbereich unter die Arme greifen und hat die Stadt darum gebeten, über die Sommersaison hinaus auf Mieteinnahmen für die Nutzung städtischer Fläche zu verzichten. „Der Gastronomie sollte man diese Chance nicht nehmen“, argumentiert CDU-Stadtrat Jörg Augenstein.

Grundsätzlich könne man sich das vorstellen, erwidert Stadtsprecher Mukherjee daraufhin. Unterdessen stellt Max Müssle, CDU-Stadtrat und Besitzer der Müssle Weinbar, verschiedene Überlegungen an, wie er seine Gäste auch in der kühlen Jahreszeit auf der Fläche vor dem eigenen Betrieb bewirten kann. Denkbar wäre ein Pavillon oder ein Zelt. Die Stadt müsste dann von ihrem Fassadenkonzept vorübergehend abrücken. Heizpilze hält Müssle vom ökologischen Gesichtspunkt für schwierig, will sie aber nicht ganz ausschließen. Er wartet auf eine klare Aussage der Stadt.

Am Sedanplatz stehen schon Heizstrahler

Korqaj hat eine Genehmigung beantragt zur vorübergehenden Aufstellung von Gas-Heizstrahlern vor seinem Lokal am Sedanplatz, mit Bitte um zeitnahen Bescheid. Eine temporäre Duldung könne helfen, „weiteren Schaden von uns als Gastronomiebetreiber abzuwenden“, begründet er den Antrag an die Stadt.

Auch ohne einen erneuten Shutdown rechnet der Gastwirt mit Umsatzeinbrüchen von rund 70 Prozent ab Oktober. Erst im vergangenen November hat Korqaj den „Platzhirsch“ übernommen und beschäftigt inzwischen 14 Mitarbeiter. „Wir müssen das Lokal durch die Krise bringen“, sagt er.

Auch die Nachbarn von „La Piazza“ haben schon Heizstrahler im Außenbereich des Restaurants stehen. „Die durch die Corona-Krise bedingten Restriktionen sind für die Bürger leichter zu ertragen, wenn sie im Herbst die gastronomischen Außenbereiche weiterhin nutzen können“, fügt Korqaj hinzu.

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