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Fahrplanwechsel am Sonntag

Go Ahead und Abellio übernehmen neue Strecken - und lernen aus den Problemen um Pforzheim

Nach dem missglückten Start auf der Residenzbahn im Sommer wollen es Go Ahead und Abellio nun auf weiteren Strecken im Land besser machen. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) befürchtet abermals einen „ruckeligen Start“. Wir haben Fragen und Antworten zusammengestellt.

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Vor dem Fahrplanwechsel: Go Ahead mit den Zügen von Stadler (links) und Abellio mit dem Fuhrpark von Bombardier (rechts) zeigen auf den Strecken um den Pforzheimer Hauptbahnhof Verbesserungen – haben aber noch nicht alle Probleme gelöst. Foto: ron

Nach dem missglückten Start auf der Residenzbahn im Sommer wollen es Go Ahead und Abellio nun auf weiteren Strecken im Land besser machen. Sie übernehmen zum Fahrplanwechsel am Sonntag neue Verbindungen von Stuttgart nach Ulm, Nürnberg, Würzburg, Heilbronn und Osterburken.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) befürchtet abermals einen „ruckeligen Start“. Die Unternehmen müssen teilweise auf geliehene Züge setzen. Trotz Verbesserungen auf der Strecke Karlsruhe – Stuttgart sind hier nach einem halben Jahr noch nicht alle Schwierigkeiten behoben. Wir haben Fragen und Antworten zusammengestellt.

Welche neuen Strecken übernehmen Go Ahead und Abellio?

Go Ahead fährt künftig von Stuttgart aus auch nach Ulm (Filstalbahn), Würzburg (Frankenbahn) und Nürnberg (Murrbahn). Abellio übernimmt die Verbindungen Stuttgart – Heilbronn – Mannheim und Stuttgart – Osterburken.

Wird der Start dort besser laufen als im Juni um Pforzheim?

VCD-Landeschef Matthias Lieb erwartet erneut einen „ruckeligen Start“. Es könnte aber besser werden als beim Start auf der Residenzbahn. „Durch die Probleme der ersten Betriebsstufe haben wir viel gelernt, so ätzend das war“, bekennt Go-Ahead-Pressesprecher Erik Bethkenhagen. Statt Züge auf den letzten Drücker zuzulassen und dann quasi mit Fahrgästen in den Testbetrieb zu gehen, setzt nun auch Go Ahead zunächst teils auf Leihzüge.

Die lästigsten Softwareprobleme, die die Pendler in und um Pforzheim plagten, sind inzwischen bekannt und müssten von den Herstellern bei den neuen Zügen abgestellt sein. Gleichwohl wird sich der Fahrplan mit einer Mischung aus neuen und alten Zügen, fehlendem Personal und neuen Verbindungen erst einspielen müssen.

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Der Fokus von Go Ahead und Abellio dürfte nun erstmal auf den neuen Strecken liegen. Was bedeutet das für die Lösung der verbleibenden Probleme auf der Residenzbahn?

Abwarten – mehr kann dazu auch Experte Lieb vom VCD nicht sagen. Spannend könnte ihm zufolge werden, ob die Personaldecke auf dem umkämpften Markt für Lokführer ausreicht, oder ob sie zu dünn ist. Immerhin versichern Go Ahead und Abellio, dass keine neuen Züge von der Residenzbahn auf andere Strecken gebracht werden, um dort bei Engpässen zu helfen.

Gerade bei Abellio hatte man da im Herbst noch überlegt. Go Ahead betonte zuletzt, dass es nicht geplant sei, Personal von hier auf anderen Strecken einzusetzen. Um alle Probleme zu lösen, ist bei Abellio der Verwaltungsapparat gewachsen. Statt ursprünglich geplanten 40 Mitarbeitern sind es laut Pressesprecherin Hanelore Schuster inzwischen mehr als 50.

Welche Probleme sind um Pforzheim gelöst – welche noch nicht?

Go Ahead hat über seinen Hersteller Stadler viele technische Macken behoben. Gleiches gilt für Abellio und Zughersteller Bombardier – der aber noch immer vier Züge für die Strecke um Pforzheim schuldig ist. Außerdem dauert die Zugteilung in Mühlacker noch immer länger als bestellt, was zu Verspätungen führt.

Laut aktueller Prognose wird Bombardier das Problem erst zum Juni 2020 in den Griff bekommen. Wenn bis April, wenn die Residenzbahn den Ausweichverkehr der gesperrten Schnellbahnstrecke Mannheim – Stuttgart aufnehmen muss, zu viele Schwierigkeiten ungelöst sind, droht abermals Chaos, warnt der VCD bereits.

Welche Fahrplanänderungen gibt es ab Sonntag?

Im Regionalzugverkehr um Pforzheim gibt es zum Fahrplanwechsel nur wenige Veränderungen. Abellio schafft eine Direktverbindung von Stuttgart nach Heidelberg mit Abfahrt um 6.09 Uhr. Als Konsequenz wird der Zug, der bislang zwischen Stuttgart und Pforzheim verkehrte, verkürzt. Er startet nun in Mühlacker um 7 Uhr und erreicht Pforzheim um 7.13 Uhr. Zwischen Pforzheim und Bietigheim-Bissingen wird eine Spätverbindung aus Karlsruhe für die kleineren Halte östlich von Pforzheim eingerichtet.

Der Zug fährt in Pforzheim um 23.45 Uhr ab. Somit ist ein Anschluss des IRE von Go Ahead aus Karlsruhe gegeben, der Pforzheim um 23.38 Uhr erreicht. In der Gegenrichtung fährt der Zug ab Bietigheim-Bissingen um 0.05 Uhr ab und erreicht Pforzheim um 0.39 Uhr. Bei Go Ahead ändert sich zwischen Stuttgart und Karlsruhe nichts. Um den Gesamtbetrieb zu stabilisieren, fällt bis Anfang Februar das Teilstück zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen weg. Ein zusätzlicher Eilzug der AVG fährt um 6.36 Uhr ab Karlsruhe über Wilferdingen (6.51 Uhr) bis Pforzheim (7.08 Uhr).

Wie fällt die politische Bewertung der Veränderungen aus?

Ein Aktionsbündnis um den Enzkreis-Abgeordneten Erik Schweickert hatte sich für Verbesserungen in der Region eingesetzt. Er freut sich über die Spätverbindung von Karlsruhe in den östlichen Enzkreis und die morgendliche Direktverbindung von Illingen nach Heidelberg. Er erinnert aber an weitere Forderungen, die nicht umgesetzt sind: kürzere Umsteigezeiten in Pforzheim, die IC-Freigabe bei Taktlücken, direkte Verstärkerzüge in Richtung Karlsruhe sowie die Stärkung der kleineren Haltepunkte.

Er fordert: Spätestens in einem Jahr müsse es weitere strukturelle Verbesserungen geben. Eine Reaktion aus dem Verkehrsministerium ließ am Freitag nur neun Minuten auf sich warten. „Wir begrüßen, dass Herr Schweickert als FDP-Landtagsabgeordneter sehr für die Qualität und den Ausbau des Bahnverkehrs eintritt – aber Detailfragen lassen sich nicht über die Medien klären.“ Man lade ihn ins Ministerium ein.

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