Am „dicken Mann“ kommt am Samstag in Pforzheim kaum jemand vorbei. Ein Mundschutz wurde der Statue am Leopoldplatz verpasst, Familien mit Kindern nutzen sogleich die Chance, sich mit „dem Dicken“ zu fotografieren. Ab Montag ist der Mundschutz in Geschäften und Bus und Bahn verpflichtend , und zumindest die bekannte Statue weist schon einmal darauf hin.
Apotheker müssen bei Masken noch viel erklären
Ansonsten dominiert eher das freie Gesicht das Straßenbild. Sind die Pforzheimer also Mundschutzmuffel? Mareike Gröhbühl von der Stadtapotheke widerspricht. „Seit die Maskenpflicht beschlossen wurde, ist der Andrang bei uns groß“, sagt sie.
So ist es auch am Samstag. „Wir erklären immer wieder, was die Unterschiede zwischen den Masken bedeuten und dass man damit weniger sich selbst schützt als andere“, berichtet sie. Ob das ihre Kunden auch verstehen? „Nicht wirklich“, bedauert sie hinter einer Plexiglas-Scheibe.
Bei Thalia werden Kunden mit Karten gezählt
Keine langen Schlangen gibt es bei der Buchhandlung Thalia, die als eines der wenigen Pforzheimer Geschäfte nicht ihre Verkaufsfläche reduzieren muss. Am Eingang schiebt eine Mitarbeiterin für jeden neuen Kunden ein Kärtchen von einem Korb in den anderen – und wieder zurück, wenn wieder einer den Laden verlässt. So behalte sie den Überblick.
Die stellvertretende Filialleiterin Judith Mönch kommt sogleich mit einem Mundschutz an die Tür. „Es haben schon viele Kunden Masken getragen. Ich glaube, das wird am Montag kein großer Sprung“, sagt sie. Derweil brumme das Geschäft, auch wenn der Montag noch stärker lief als der Samstag. „Die Leute waren einfach auch neugierig – wie sieht es in Pforzheim aus?“
Hygiene für Instrumentenverkäufer problematisch
Mit einem schlechten Tag schon gerechnet hat Karlheinz Pfeiffer, Filialleiter des Musikhauses Schlaile. „Bei schönem Wetter denken die Menschen weniger an Musikinstrumente“, sagt er. Die Corona-Hygiene beschäftige ihn noch auf anderer Ebene – etwa bei Mundstücken für ausprobierte Blasinstrumente. „Je nach Material müssen die danach bis zu einem Tag austrocknen“, das habe man in Absprache mit dem Gesundheitsamt festgestellt.
Lederecke: Viele Masken, keine Kunden
Keine Maske in seinem Geschäft trägt Peter Filev, Inhaber der „Lederecke“ am Marktplatz. Weil es kaum Grund dafür gibt. „Es ist eine Katastrophe, es kommt kaum Umsatz rein“, klagt er. Vielleicht liege es an seiner Klientel.
„Das sind Menschen, die auch die Möglichkeit haben, sich einmal etwas zu gönnen“, erklärt Filev. Und die würden das Geld in Zeiten der Corona-Krise im Moment zusammenhalten. Geöffnet habe er trotzdem. „Ich bin selbstständig. Es lohnt sich immer, aufzumachen.“ Vorbereitet jedenfalls ist er, mit Desinfektionsmittel, Plexiglas-Wand und Masken für etwaig Kunden.
Dessousverkäuferin fehlen "Shoppingkunden"
Und auch das Klientel von Irena Kulas, Filialleiterin des Dessoushändlers Hunkemöller, lässt auf sich warten. „Es ist schon extrem“, sagt sie. Gerade die typischen Shoppingkunden würden fehlen – was an einem regulären Samstag 90 Prozent der Kundschaft seien.
Socken und Gummibänder sind Top-Seller bei Galeria
Dass man bei Galeria Kaufhof die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter reduzieren musste, verstehen derweil nicht alle Kunden von Filialleiterin Stephanie Jeckel. „Manchmal hat man das Gefühl, uns würde unterstellt, wir würden das mit Absicht machen. Meine Standard-Antwort lautet mittlerweile: Fragen sie die Regierung.“
Zum Top-Seller entwickeln sich derweil Gummibänder – zum Nähen von Masken – und Socken. „Ich glaube, während der Krise haben plötzlich alle Socken Löcher bekommen und alle Uhren sind stehen geblieben.“ Den Uhr-Batterie-Service könne man aufgrund der Restriktionen aber derzeit nicht anbieten.