Es ist das 621. Mal, dass der Obergefreite Maximilian Gumpert ein langes, am Ende fein umwickeltes Stäbchen in die Hand nimmt und sich damit einer Mundhöhle nähert. Im Altenheim Albert-Stehlin-Haus macht kein Mitarbeiter des Hauses, sondern ein ansonsten in Donaueschingen stationierter Bundeswehrsoldat den Abstrich.
Das ist auch der Anlass des Pressegesprächs, bei dem neben Caritas-Vorstandsmitglied Gabriele Weber auch Caritas-Direktor Frank Johannes Lemke sowie der Leiter des Caritas-Pflegeheims „Erich-Bähner-Haus“ Mark Hammer und der Bundeswehr-Koordinator, Fahnenjunker Fabian Weiler Rede und Antwort stehen. Dabei ist auch der Obergefreite Lennert Frey, der im Erich-Bähner-Haus Dienst tut.
Fast schon rollen Tränen bei diesem Treffen, so dankbar ist man über die dringend benötigte Hilfe. Nicht nur deshalb sind die Bundeswehr-Soldaten gern gesehen in den Caritas-Häusern (ein Dritter ist im Pflegeheim St. Josef in Neuhausen tätig), sondern auch, weil sie menschlich eine Bereicherung seien – den Gästen und Mitarbeitern zwar in voller Schutzmontur und mit Schutzbrille entgegentreten, aber dies mit Feingefühl und Charme.
Das kommt gut an, sind sich die Anwesenden einig. Und so gebe es auch keine Diskussionen über den Sinn oder Unsinn von Schnelltests. Bei den Mitarbeitern ohnehin nicht, die sich freiwillig jeden Tag dieser je nach Hersteller für Rachen oder Nasenraum vorgesehenen kurzen Prozedur unterziehen.
In Pforzheim testen 13 Bundeswehrsoldaten
„Wir erfüllen damit mehr als das Vorgesehene. Eigentlich müssten sich die Mitarbeiter nur drei Mal pro Woche testen lassen“, sagt Frank Johannes Lemke. Da aber klar war, dass die Pflege- und Seniorenheime das nicht aus eigener Kraft würden stemmen können, kam von der Bundesregierung der Marschbefehl.
Vor gut zwei Wochen kamen so 13 Bundeswehr-Soldaten nach Pforzheim, die in zehn Einrichtungen testen. 23 weitere Männer sind in elf Enzkreis-Einrichtungen tätig. Fahnenjunker Fabian Weiler koordiniert und ist Ansprechpartner sowie Bindeglied zwischen den Soldaten, den Einrichtungen, Landkreis und Stadt.
Eine Einweisung gab es für die Soldaten auch, denn es sei entscheidend, mit dem Stäbchen tief genug zu kommen. „Aber das wird dann schnell Routine“, sagt Maximilian Gimpel. Kein Wunder, bei 40 Abstrichen pro Tag, die auf eine kleine Testfläche kommen. Dieser zeigt durch Striche, ähnlich einem Schwangerschaftstest, nach etwa einer Viertelstunde das Ergebnis an.
Erweiterte Besuchszeiten
Auch am Wochenende Dienst zu tun – zuvor hatte man die Besuchs-Zeiten aus Mangel an Schnelltest-Personal einschränken müssen –, ist für die Bundeswehrsoldaten kein Problem. „Wir sind drei Wochen zum Dienst hier und das bedeutet: drei Wochen“, habe man ihr gesagt, erzählt so Gabriele Weber.
Das stellte für die Caritas-Einrichtungen eine wesentliche Erleichterung dar. „Endlich konnten wir die Besucher-Korridore wieder erweitern“, sagt Mark Hammer. Damit meint er die Besuchszeiten: Seitdem werden Besuchertermine im 20-Minuten-Takt ermöglicht. Terminvereinbarung ist nach wie vor wichtig.
Und was passiert, wenn die Soldaten kommenden Dienstagabend wieder ihre Bündel packen und Richtung Donaueschingen abreisen? „Wir geben am Wochenende eine Ausschreibung heraus, dass wir Testhelfer suchen“, sagt Frank Johannes Lemke. Den Einsatz der Bundeswehr werde man in der ersten Woche wohl kaum kompensieren können. Dennoch zeigt er sich zuversichtlich, dass die Ausschreibung von Erfolg gekrönt sein wird.