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Irenicus sucht Fachpersonal

Interreligiöse Kita in Pforzheim steht vor dem Start

Am 2. März soll in der Pforzheimer Irenicusstraße die erste interreligiöse Kita an den Start gehen. Die Kita-Leitung steht bereits fest, eine Gruppe wird es zu Beginn mindestens geben. Sabine Jost, Geschäftsführerin der Träger-GmbH, hofft auf zwei Gruppen. Die Trägerschaft teilen sich Vertreter verschiedener Religionen. Längerfristig werden rund 100 Mädchen und Jungen in dem Haus nahe dem Enzufer miteinander spielen.

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Vor dem Kita-Neubau in der Irenicusstraße steht Investor und Bauherr Alex Biros. Das dreigeschossige Haus mit Dachterrasse ist in unmittelbarer Nähe zur Enz. Foto: Ehmann

Die Leiterin steht fest, und es haben sich schon etliche Eltern auf der Vormerkliste eintragen lassen für Irenicus, die bundesweit erste interreligiöse Kita, die am 2. März in Pforzheim an den Start gehen soll. Im Neubau in der Irenicusstraße werden dann Kinder verschiedener Religionen zusammen spielen und werkeln. Bauherr und Investor des drei Millionen Projekts ist das Pforzheimer Ingenieurbüro Biros.

Am 2. März soll es losgehen

Das dreigeschossige Haus mit Dachterrasse nahe dem Enzufer ist – einige Wochen später als geplant – bald bezugsfertig, ein Sandkasten auf der Rückseite schon angelegt. Es ist ein naturnaher Kindergarten in der Stadt.

Mit einer oder zwei Gruppen geht Irenicus an den Start

Fest geplant wird zunächst mit einer Gruppe, vielleicht werden es zwei sein. Langfristig wird es sechs Gruppen geben mit insgesamt 100 Mädchen und Jungen. Allein die Personalnot, die die gesamte Branche betrifft, bereitet Sabine Jost derzeit noch Kopfzerbrechen. „Der Markt für Erzieherinnen und Erzieher ist leer gefegt“, erklärt die Chefin der Diakonie Pforzheim, die auch Geschäftsführerin der GmbH als Träger der Kita Irenicus ist.

Eröffnung unter dem Jahr schafft Probleme

Größtes Problem sei die Eröffnung unter dem Jahr, sagt Jost. Erst im September werden die nächsten Anwärter ihre Ausbildung beendet haben, und fertige Erzieherinnen, die wechseln möchten, müssen sich schon einlassen wollen auf das Abenteuer mit kleinem Träger und neuem Konzept.

Konzept wird mit Eltern weiterentwickelt

Das ebenso neue wie abenteuerliche Konzept soll gemeinsam mit Eltern weiterentwickelt werden, während muslimische, jüdische, jesidische, katholische und evangelische Mädchen und Jungen unter fachpädagogischer Anleitung erste Schritte ins Leben gehen. Dass Eltern aktiv mitwirken, ist nicht nur Voraussetzung. „Wir wollen einen Schwerpunkt auf Elternarbeit setzen“, sagt Jost.

Viel Platz auf 1.000 Quadratmetern Fläche

Dafür bietet der Neubau mit rund 1.000 Quadratmetern Fläche viel Platz: Im dritten Obergeschoss gibt es einen großen Mehrzweckraum mit Dachterrasse, im Stock darunter einen „Marktplatz der Religionen“ mit Symbolen, die darauf verweisen, dass jedes Kind seine eigene Religion im Haus leben kann und dass alle Religionen gleichrangig nebeneinander stehen.

Jedes Kind  kann seine eigene Religion leben

Kein Ausschlusskriterium ist Konfessionslosigkeit. "Wir sind offen für alle." Jost betont dabei, dass Irenicus wie alle anderen Kitas auch nach dem baden-württembergischen Orientierungsplan für Bildung und Erziehung  arbeite.

Auch die Kinder sollen gehört werden. „Der pädagogische Alltag wird sich entwickeln“, ist Jost überzeugt. Spannend dürfte für alle Beteiligten sein, wie die Kinder miteinander spielen und sprechen – wenn es um jüdische, christliche und muslimische Feste geht.

Werden gemeinsam Moscheen, Synagogen und Kirchen gebaut?

Werden sie im Werkraum zusammen Moscheen, Kirchen und Synagogen bauen? Welche Geschichten werden sie sich erzählen beim Spielen oder beim Turnen, welche Kinderbücher mitbringen? „Die multikulturelle Gesellschaft wird dargestellt und die Kinder sollen das im Spiel verarbeiten“, verdeutlicht Jost Ziele der Kita Irenicus, deren Name schon Programm ist: Das aus dem Griechischen stammende Wort bedeutet „friedlich“. Das wirkt wie ein Fingerzeig: Denn zunächst stand der Standort in der Irenicusstraße fest, bevor man sich Gedanken über den Namen  gemacht hat.

Tägliches Miteinander wird Normalität

Das alltägliche Miteinander wird für die Kinder Normalität, sind Jost und die anderen Vertreter in der Trägerschaft überzeugt. Diese teilen sich evangelische, katholische Kirche, Bündnis unabhängiger Muslime Enzkreis, Jüdische Gemeinde Pforzheim, Jesidisches Zentrum Baden-Württemberg sowie Caritas und Diakonie.

"Auch die Trägerstruktur ist einzigartig", sagt Jost. Und es gebe keine Kita in Deutschland, in der jedes Kind  seine Religion wiederfinde.

Konzept wird wissenschaftlich begleitet

Das Konzept wird von einem interreligiösen Beirat begleitet sowie über drei Jahre von einer wissenschaftlichen Fachkraft von der Uni Tübingen mit dem Ziel einer Evaluation. Die Stadt habe erklärt, sich an der Finanzierung zu beteiligen. "Wir wollen Ergebnisse zeigen", sagt Jost, denn bislang gebe es zwar interkulturelle Kitas aber eben keine interreligiöse.

Anmeldegespräche mit Eltern

Während das Haus noch Böden und Möbel braucht, werden Jost und die Kita-Leiterin Anmeldegespräche mit Eltern führen und mit Flyern in der Johanna Wittum-Schule, die den Abschluss der Staatlich anerkannten Erzieher anbietet, für Irenicus werben. Darauf gedruckt über Kindergesichtern sind Friedenstauben, bunt wie die Vielfalt der Menschen in der Stadt. Offiziell wird Irenicus bei Woche der Brüderlichkeit am 13. März eröffnet.

Kinder- und Familienzentrum angestrebt

Langfristig soll es in der Irenicusstraße auch Angebote für Eltern geben, etwa Sprachkurse. "In diesem Gebiet gibt es viele Eltern mit Migrationshintergrund", erklärt Jost. Angestrebt sei, der Kita ein Kinder- und Familienzentrum anzugliedern.

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