An Donald Trump hat sich Vince Ebert erfreulicherweise nicht abgearbeitet, auch wenn der Titel seines neuen Bühnenprogramms unschwer als Gegenentwurf zum zentralen Motto des US-Terminators zu verstehen ist. „Make Science great again“ lautet Eberts Kernbotschaft, die im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld vor 50 Gästen ziemlich unterhaltsam daherkommt.
Ein Plädoyer zum Nachdenken. Nicht ganz so wissenschaftslastig wie bei Hirschhausen, eher politisch wie bei Nuhr und ohne die ganz platten Kalauer mancher Kollegen plauderte sich der 68er (Jahrgang) aus dem Odenwald durch den Abend.
Programm wegen Corona mit doppeltem Zeilenabstand geschrieben
„Was ist wirklich wichtig“, sei die zentrale Frage in Corona-Zeiten, die der Wissenschaft zu einer ungeahnten Renaissance verholfen habe: „Christian Drosten hat mehr Follower als Mario Barth“, bekundete der Wissenschaftsjournalist, der sein Programm wegen Corona mit doppeltem Zeilenabstand geschrieben haben will.
Dass dabei nicht nur die ganz großen Fragen aufgeworfen wurden belegen Überlegungen, ob man sich strafbar macht, wenn man sich die Haare selber schneidet oder was passiert, wenn man beim Italiener Antipasti und Pasti zusammenbringe. Nach 20 Jahren als Kabarettist in Deutschland hat er eine neue Herausforderung gesucht und ein Jahr in New York gelebt.
„Wie kannst Du in ein Land ziehen, in dem es noch die Todesstrafe gibt“, habe ihn sein Nachbar gefragt, der gerade aus dem Urlaub in Dubai zurückkam. Die Bilanz über das Land, das über 173 Toastsorten, aber nur zwei Parteien verfügt, fällt bei Ebert durchaus differenziert aus: kein Bashing auf die Fast-Food-Weltmeister, kein Kopfschütteln über tumbe Trump-Fans, kein Urteil über einen mitunter überschwänglichen Nationalstolz.
Vornehme Zurückhaltung im Urteil über Amerikaner
„Wer nicht in der Lage ist, einen Flughafen zu bauen, sollte den Ball flach halten“, begründete er die vornehme Zurückhaltung. Stattdessen die Einsicht, dass die Welt mit zunehmender wissenschaftlicher Erkenntnis nicht einfacher, sondern komplizierter wird. Und dass nicht nur dieses Land Amerika voller Widersprüche sei: „Wir Menschen sind es auch“, sagt der Hesse mit den grünen Turnschuhen und dem schwarzen T-Shirt.
Beispiel gefällig: Der vielfache Tour-Sieger Lance Armstrong sei ein mieser Betrüger gewesen und habe 100 Millionen für die Krebsforschung gespendet. „Der nahm Drogen für einen guten Zweck“, lautet Eberts etwas andere Sicht auf den Dopingskandal. Seine Empfehlung: Statt sich gegenseitig über Facebook und Twitter für verrückt zu erklären, sollte man wieder miteinander reden: „Let’s talk and make science great again“.