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Ver.di fordert neun Prozent

Klinikmitarbeiter in Pforzheim streiken überwiegend von Daheim

Die Gewerkschaft Ver.di fordert neun Prozent mehr Gehalt für alle Beschäftigten im Krankenhaus. Vor dem Helios-Klinikum in Pforzheim versammeln sich Dutzende zu einem Warnstreik. Wegen Corona läuft der Arbeitskampf jedoch anders als sonst.

Sternregen und LED-Kerzen stecken in einer Wiese.
Kreativer Protest: Einen Kreis und „9 %“ haben die Streikenden mit LED-Lichtern und Sternregen in die Wiese vor dem Eingang zum Helios-Klinikum geschrieben. Foto: Nico Roller

Würde es sich nicht um LEDs handeln, würden die Kerzen am Montagmorgen in dem kalten Wind flackern, der durch die Pforzheimer Innenstadt pfeift. Dutzende müssen es sein, die vor dem Eingang zum Pforzheimer Helios-Klinikum auf der Wiese stehen – und zwar so, dass sie einen Kreis bilden und „9 %“ zu lesen ist.

Der Kreis ist eine Metapher und soll Geschlossenheit symbolisieren, die „9 %“ verweisen auf die Forderungen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di: Sie will eine Aufwertung aller Berufe am Klinikum über eine neue Eingruppierungssystematik und Gehaltserhöhungen im Gesamtumfang von neun Prozent durchsetzen.

Die dritte Verhandlungsrunde begleiten am Montag etliche Beschäftigte mit einem Streik. Als Grund gibt die Gewerkschaft „das enttäuschende Arbeitgeberangebot aus der zweiten Verhandlungssitzung“ an.

Im vorliegenden Angebot würden nur kleine Korrekturen bei der Eingruppierung vorgenommen, beklagt ver.di in einer Mitteilung an die Presse: Bereits bestehende Realitäten des Hauses würden nicht abgebildet, der Großteil der Belegschaft solle keinen Gewinn davon haben, einige würden sogar schlechter gestellt.

Als der Streik um sechs Uhr im Dunkeln und bei Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich beginnt, ist Gewerkschaftssekretär Michael Janus schon vor Ort. Um kurz nach sieben Uhr zündet er zusammen mit einer Handvoll Kollegen einen Sternenregen nach dem anderen an und steckt sie neben den LED-Kerzen in den Boden: um öffentlichkeitswirksam ein Zeichen zu setzen, wie er erklärt.

Einen großen Menschenauflauf wie bei anderen Streiks gibt es vor dem Helios-Klinikum am Montagmorgen nicht. Die Gewerkschaft ver.di hat wegen der Corona-Krise zu einem „Stay-at-home“-Streik aufgerufen: Die meisten Streikenden bleiben zu Hause.

Forderungen auf bunten Schildern

Wer will, dürfe aber trotzdem bis 9.30 Uhr vorbeikommen, um seine Solidarität zum Ausdruck zu bringen, erklärt Gewerkschaftssekretär Michael Janus. Tatsächlich machen sich einige auf den Weg zum Klinikum und bleiben ein paar Minuten neben dem roten Zelt stehen, das die Gewerkschaft am Rand des Parkplatzes aufgebaut hat. Als kleines Geschenk gibt es ein Feuerzeug.

Janus sagt, ein Warnstreik wie dieser sei immer die „ultima ratio“. In Corona-Zeiten setze man bei ver.di auf Kreativität: Schon bei der großen Tarifrunde im öffentlichen Dienst habe man gezeigt, dass ein Streik auch auf andere Weise möglich ist, unter anderem mit einem Basteltisch, der es den Streikenden ermöglichte, ihre Forderungen und Wünsche auf bunte Schilder zu schreiben.

Ver.di spricht von extremer Belastung durch die Pandemie

Auch beim Warnstreik am Montag hält man sich an alle Corona-Regeln: Alle tragen Masken und wahren den Abstand. Trotzdem machen sie auf ihre Forderungen aufmerksam. „Die für alle Beschäftigten am Helios Klinikum Pforzheim geforderte Aufwertung wird seitens der Arbeitgeberseite als nicht notwendig erachtet“, wird ver.di-Verhandlungsführerin Yvonne Baumann in einer Pressemitteilung zitiert: „Die Belastung für alle Beschäftigtengruppen ist durch die Corona-Pandemie extrem und deshalb müssen alle Bereiche aufgewertet werden: vom Service über die Funktionsbereiche bis hin zur Pflege. Ein Krankenhaus – eine Belegschaft.“

Silke Bentner, Abteilungsleiterin Marketing- und Unternehmenskommunikation bei Helios, konnte am Montag keine Stellungnahme abgeben. Sie verwies auf die zeitgleich laufenden Tarifgespräche.

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