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Kritische Einordnung - aber wie?

Kontroverse Debatte: Stadt Pforzheim will Bismarck-Statue nicht stürzen

Soll er nun stehen bleibt, oder fallen? In Pforzheim schwelt eine Debatte über die Bismarck-Statue im Stadtgarten. In welcher Form kann das Andenken an den ehemaligen Reichskanzler kritisch begleitet werden?

Eiserner Kanzler: Bismarck-Statue steht stramm im Pforzheimer Stadtgarten.
Eiserner Kanzler: Bismarck-Statue im Pforzheimer Stadtgarten Foto: Daniel Streib

Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne) macht Zweiflern wie Bernd Zilly (UB) deutlich, dass die Stadt keinen Denkmalsturz plant. Der gute alte Bismarck darf also auf seinem Sockel im Stadtgarten stehen bleiben. Doch ob er nun gut ist, gehört zum Repertoire der anderen Zweifler.

Etwa der SPD. Die hat vor geraumer Zeit einen Antrag gestellt, den Reichskanzler in einen kritischen historischen Kontext zu stellen. Wie das aussehen könnte, darüber diskutierte der Kulturausschuss immerhin eine gute Stunde. Freilich ohne eindeutiges Ergebnis.

„Der Weg ist das Ziel“ mag man zusammenfassend festhalten: Bismarck sollte dazu dienen, einen gesellschaftlichen Diskurs anzustoßen, „wie sich die Wahrnehmung innerhalb von 120 Jahren verändert“, wie Claudia Baumbusch vom Kulturamt es formulierte. Taten und Werke würden heute schließlich mit anderen Augen gesehen als 1900, wo die Plastik des renommierten Pforzheimer Künstler Emil Dittler zunächst am Bahnhofsvorplatz aufgestellt wurde – erst 1937 zog er in den Stadtgarten um.

Bismarck-Statue in Pforzheim: Hinweistafel oder Gegendenkmal?

Konkret wurden im Kulturausschuss zwei Ideen für den Umgang mit Bismarck im Sinne von Kontextualisierung diskutiert: Eine Tafel mit Erklärungen und historischer Einordnung im direkten Umfeld, oder eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Reichskanzler, etwa in einer Art Gegendenkmal in der Nachbarschaft.

Baumbuschs Recherche, wie in anderen Städten mit historisch zweifelhaften Figuren umgegangen wird, führte etwa nach Heidenheim. In der Geburtsstadt von Erwin Rommel steht seit 1981 ein Denkmal, das vom Verband des Deutschen Afrikacorps angeregt wurde, nach späteren Ergänzungen per Hinweistafel wurde im Jahr 2020 schließlich eine Skulptur von Rainer Jooß neben Rommel platziert. Seither wirft das „Landminenopfer“ einen Schatten auf den „Wüstenfuchs“.

SPD für Aufklärung, statt Geschichte auszulöschen

„Der Weg kann nicht sein, Geschichte auszulöschen“ betonte SPD-Stadträtin Dorothea Luppold, die vielmehr die junge Generation aufklären und die gesamte Gesellschaft zu einem Diskurs bewegen möchte, wie mit Geschichte umzugehen sei.

Eine Gegenüberstellung mit anderer Kunst schaffe dazu Reibung und erzeuge Diskussionsstoff, legt Kunsthistorikerin Baumbusch den Stadträten nahe. Aber solch ein Gegendenkmal findet Monika Desharmes (FDP) „überzogen“, Bernd Grimmer (AfD) „unhistorisch“ und Bernd Zilly (UB) lehnt es schlichtweg ab. Aufgeschlossen für einen Kreativwettbewerb zeigt sich dagegen Christof Weisenbacher (WiP), genau wie die SPD-Fraktion. Andreas Sarow (CDU) sieht bei der komplexen Sachlage nur „politische Bedenkenträger“ am Spielfeldrand. „Wir werden weiter diskutieren“, stellt Bürgermeisterin Schüssler schließlich in Aussicht.

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