Sind viele unterwegs? Diese Frage gehört zum Tag des offenen Denkmals wie Sonderaktionen in Museen. Auch in diesem Jahr ist sie von Interesse, lässt sich aber ad hoc noch schwerer beantworten als sonst.
Im wahren Pforzheimer Leben gibt es genau zwei Ereignisse, die sich mit dem Wort Denkmal verbinden lassen: Die neue Sektion Schmuck im Kulturrat eröffnet im Reuchlinhaus ihre erste Ausstellung und am Nachmittag folgen viele der bauhistorischen Spur der Schmuckindustrie. Alles andere zum Tag ist virtuell zu erleben, also nicht sichtbar im Stadtgeschehen.
Bunte Wäscheklammern symbolisieren im Reuchlinhaus, dass es in diesem von Corona geprägten Jahr auch gar nicht darum gehen kann, besonders viel Menschen in einen Raum zu bringen. Nur mit diesem Erkennungszeichen an Kleidung oder Tasche gibt es Zutritt zu der Ausstellung mit knapp 100 Werken von 32 Schmuckschaffenden in der neuen Sektion des Kulturrats.
Und das bedeutet, dass immer auch jemand gehen muss, damit jemand anderes neben dem Schmuck auch „die magische Tafel“ des Figurentheaters Raphael Mürle, das Jazz-Trio von Jörg Herzel oder ganz zu Beginn Schubert, dargeboten von Wolfgang und Martina Bürk erleben kann.
„Lust auf Schmuck“ im Reuchlinhaus
„Es ist hochaktuelle Schmuckkunst“ zu sehen, unterstreicht Sektionssprecherin Kerstin Mayer, dass Gegenwart im Vordergrund steht bei diesem facettenreichen ersten Auftritt der neuen Gruppe. Gleichzeitig erinnert sie daran, dass der Wunsch nach einer „Ornamenta, die die Menschen in dieser Stadt verbindet“ überhaupt erst zur Gründung der Sektion führte, die jetzt die Kultur des Schmückens weitervermitteln und in die Gegenwart tragen will.
Damit dies in der Breite der Bevölkerung ankommt, eröffnet Mayer schon jetzt die Aussicht auf die „Schmuck+“ am 3. und 4. Juli 2021. Die Sektion Schmuck knüpft damit an „Lust auf Schmuck“ an, macht aber mit dem neuen Namen deutlich, dass jetzt andere das Ereignis in und ums Reuchlinhaus organisieren.
„Stahl, Glas, Beton“ titelt Chris Gerbing, die den Bau von Manfred Lehmbruck selbst thematisiert zum Tag des offenen Denkmals unter dem Motto „Chance Denkmal: Erinnern, Erhalten, Neu denken“. Es ist der zweite Teil einer Architekturführung, die die Teilnehmer zunächst zu einem „steinernen Zeugen der Geschichte der Pforzheimer Schmuckindustrie führt: zum Kollmar & Jourdanhaus, wo das Technische Museum der Schmuck- und Uhrenindustrie eingerichtet ist.
Normalerweise rattern dort Kettenmaschinen und Fasser zeigen, wie sie einen Schmuckstein und Edelmetall zusammenfügen. An diesem Tag des offenen Denkmals gibt es all das auch, allerdings nur online: Videos zur ehemaligen Schmuckfabrik in der Bleichstraße sowie zur Schlosskirche, dem neuen Rathaus, der Villa Viola und einigem mehr ergänzen im Internet das Programm noch bis Ende des Monats.
Wie gut wird das virtuelle Angebot wahrgenommen?
Möglicherweise ist es wie so oft beim Tag des offenen Denkmals auch eine Wetterfrage, ob das virtuelle Programm angenommen wird. Sonne satt könnte durchaus ein Argument gegen den Computer sein an diesem Sonntag.
Ob das stimmt, dürfte sich im Laufe dieser Woche klären. Die Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde in Pforzheim, Stephanie Toussaint, kündigt an, dass sie und ihre Kollegen im Rathaus einen Blick auf die Computeraktivitäten an diesem Sonntag werfen wollen. Das fördert dann womöglich auch zutage, wie viele Leute ganz individuell bei einem digital gestützten Stadtspaziergang Pforzheims Denkmal-Schätze erkunden.