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Erfolgreiche Suche nach Proberäumen

Mit Konzertabsagen bricht Pforzheimer Chören eine wichtige Einnahmequelle weg

Viele Chöre und Gesangvereine in Pforzheim und dem Enzkreis sind auf ihrer Suche nach geeigneten Probelokalen für den Winter fündig geworden. Schlecht sieht es in den kommenden Wochen aber mit Konzerten und Auftritten aus.

Der Gesangverein Arlinger probt in der Kirche St. Bernhard.
Proben mit Abstand: Der Gesangverein Arlinger trifft sich einmal pro Woche in der Kirche St. Bernhard. Weihnachtskonzert wird es jedoch nicht geben. Foto: Herbert Ehmann Foto: Herbert Ehmann

„Wer weitersingen wollte, hat auch etwas gefunden“, sagt Beate Dufke-Falkenstein. Die Vorsitzende des Chorverbands Pforzheim Enzkreis probt jeden Donnerstag mit durchschnittlich 20 weiteren Mitgliedern des Gesangvereins Arlinger in der Kirche St. Bernhard.

„Das ist überragend. Wir sind glücklich über die Chance“, freut sie sich und lobt die Gastfreundschaft der katholischen Kirche. Möglich wurden die Probestunden in der Kirche über das Pfarramt. Das Erzbistum Freiburg habe zudem ein Hygienekonzert entwickelt, an das sich die Sänger und Sängerinnen halten.

Abstand und Frischluft sind das A und O
Beate Dufke-Falkenstein, Vorsitzende des Chorverbands Pforzheim Enzkreis

„Zwei Meter hat jeder um sich herum Platz“, beschreibt Dufke-Falkenstein die Situation bei den Proben. Außerdem müsse alle 30 bis 40 Minuten gelüftet werden. Masken „auf allen Wegen“ und Hände waschen seien ohnehin selbstverständlich. „Abstand und Frischluft sind das A und O“, betont die Chorverbands-Vorsitzende.

Fünf Vereine haben sich aufgelöst

Eine Umfrage unter den 42 Mitgliedsvereinen im Verband stehe noch aus, aber viele von ihnen haben laut der Vorsitzenden Räume zum Proben gefunden: Das Rebstock-Quartett beispielsweise trifft sich im Lokal der Börth-Halle, TonArt in der Jugendmusikschule, der Büchenbronner Gesangverein probt in der Bergdorfhalle, Eintracht Dürrn in der Gemeindehalle, Eintracht Eutingen im Feuerwehrhaus und die Singgemeinschaft Brötzingen in der Schwarzwald Sängerhalle.

Es gebe auch Vereine, die aus Angst vor Corona derzeit nicht in Innenräumen singen wollen und den Probenbetrieb ganz ruhen lassen, so Dufke-Falkenstein. Aufgelöst hätten sich im gesamten Badischen Chorverband, bei dem der Chorverband Pforzheim Enzkreis Mitglied ist, aber nur fünf Vereine. Dabei handele es sich aber um ältere, traditionelle Chöre, die sich in den kommenden zwei bis drei Jahren wahrscheinlich ohnehin aufgelöst hätten, so Dufke-Falkenstein: „Ein junger, gut aufgestellter Chor oder Verein ist derzeit nicht gefährdet.“

Gute Stimmung bei den Proben

Insgesamt sei die Stimmung bei den Proben sehr gut. Viele Mitglieder seien froh, sich zu treffen und singen zu dürfen. Dennoch sei die Verunsicherung darüber, was man darf und was nicht, unter den Sängern groß, berichtet Dufke-Falkenstein. Die Proben werden als Veranstaltung eingestuft, bei der laut Corona-Verordnung derzeit bis zu 100 Teilnehmer erlaubt seien.

Auftritte und Konzerte wird es in den kommenden Wochen jedoch kaum geben. Der Gesangverein Arlinger singt am Volkstrauertag, 15. November, unter freiem Himmel auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof. „Aber an Konzerte in Hallen traut sich momentan niemand ran“, so die Chorverbandsvorsitzende. Der Gesangverein Arlinger hofft daher auf Lockerungen im Frühjahr.

Was Weihnachtsfeiern angehe, müssten die Vereine eine neue Form finden. Man könnte die Veranstaltung auf den Nachmittag oder ins Freie verlegen und verkürzen, überlegt die Chorverbandsvorsitzende, die der Meinung ist: „Nicht lamentieren, sondern schauen, was man unter den Umständen machen kann.“

Chöre plagen finanzielle Sorgen

Finanzielle Probleme sieht Peter Heinke, Vorsitzender des Chorverbands Enz und der MGV-Chöre Mühlacker, auf die Vereine zukommen. Von einer kleinen Konzertreihe des Jungen Chors „Ton-Art“ finanzieren sich die MGV-Chöre zwei Jahre lang. Die Veranstaltungen seien die wichtigste Einnahmequelle und eine wichtige Basis für die Vereinsfinanzen, sagt Heinke. Die Konzerte waren im vergangenen März ausgefallen und um ein Jahr verschoben worden. 1.000 Karten seien für die drei Konzerte vom 19. bis 21. März 2021 im Uhlandbau verkauft worden.

Zwei Jahre ohne Konzerteinnahmen – dann sind wir pleite
Peter Heinke, Vorsitzender des Chorverbands Enz

Aufführungen in abgespeckter Form mit begrenzter Besucherzahl würden sich allerdings nicht lohnen. „Wir hoffen, dass das ohne Corona-Auflagen möglich ist“, erklärt Heinke. „Sonst fehlen wichtige Einnahmen.“ Heinke ist aber skeptisch, dass das im März möglich sein wird. Ausweichtermine gebe es im Mai 2021. „Zwei Jahre ohne Konzerteinnahmen – dann sind wir pleite.“ Versprechen der Politik auf Soforthilfe hätten sich als hohl erwiesen. Zwei Anträge, die der Verein schon im Frühjahr gestellt hat, seien noch gar nicht bearbeitet worden, kritisiert der Verbandsvorsitzende.

Bedingungslose Zuschüsse seien vom Land aber geflossen, entgegnet Beate Dufke-Falkenstein, die auch Finanzreferentin beim Badischen Chorverband ist. Je nach Größe des Vereins betrage der Zuschuss zwischen 800 bis 1.400 Euro.

Mitglieder bleiben aus Angst vor Virus fern

Trotz aller Widrigkeiten proben die MGV-Chöre seit einigen Wochen. Der Junge Chor seit Ende der Sommerferien im Uhlandbau. Von den insgesamt 60 Sängerinnen und Sängern treffen sich pro Woche im Schnitt 15. 20 Sänger des traditionellen Chors proben jede Woche in einem Raum der Musikschule Gutmann in Mühlacker – natürlich unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen. Manche Mitglieder bleiben aus Angst vor dem Virus den Proben aber fern, erzählt Heinke.

Rückmeldungen, wie es anderen Vereinen im Chorverband Enz Sängern bei ihrer Raumsuche geht, hat Heinke keine. Der Liederkranz Engelsbrand pausiert wie berichtet auf unbestimmte Zeit und auch beim Sängerbund Arnbach ruht das Vereinsleben, bis Feste und Veranstaltungen ohne größere Einschränkungen wieder möglich sind.

Blasmusiker proben in Maschinenhalle

In Feuerwehrhäusern und Maschinenhallen proben auch die Mitgliedsvereine des Blasmusik-Kreiverbands, berichtet Vorsitzender Heiko Genthner, der auch Bürgermeister von Königsbach-Stein ist. Genthner, der im Musikverein Eisingen Querflöte und Saxofon spielt, probt mit seinem Verein beispielsweise ein Mal pro Woche in der Bohrrainhalle. Der organisatorische Aufwand sei gestiegen. Das Hygienekonzept des Landesverbandes gebe den Vereinen vor, was sie zu beachten haben. Auf der anderen Seite seien die Einnahmen gesunken. Die vom Land zugesagten finanziellen Zuschüsse seien eine „Hilfe, die bei den Vereinen ankommt“, sagt Genthner. Auftritte planen Vereine des Verbands dennoch – sie seien sich aber bewusst, dass sie die Planung den aktuellen Verordnungen anpassen müssen, so Genthner.

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