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Gerichtsurteil in Pforzheim

Nach Ausraster gegen CfR-Trainer: Lushtaku muss 2.000 Euro zahlen

Vor zwei Jahren wurde der Spieler des 1. CfR Pforzheim Kushtrim Lushtaku gegenüber dem damaligen Trainer Gökhan Gökce tätlich. Nun verurteilte ihn das Amtsgericht wegen Beleidigung, Bedrohung und Körperverletzung.

Eine Frau sitzt links im Bild, rechts zwei Männer hinter Glasscheiben.
Berufung denkbar: Kushtrim Lushtaku (rechts) und Anwalt Oliver Huthmacher denken darüber nach, weiterzukämpfen. Foto: Jürgen Müller

Der ehemalige Fußballer des 1. CfR Pforzheim Kushtrim Lushtaku ist vor dem Amtsgericht Pforzheim wegen Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro (80 Tagessätze à 25 Euro) verurteilt worden.

Richter Philipp Hauenschild sah es als erwiesen an, dass Lushtaku im Oktober 2018 gegen seinen damaligen Trainer Gökhan Gökce ausfällig geworden ist und ihn schließlich sogar gewaltsam zu Boden gebracht hat, wobei sich Gökce eine Rippenprellung zuzog. Damit folgte Hauenschild weder der Verteidigung noch der Staatsanwaltschaft, für die Georg Uhlig vor Ort war und der 65 Tagessätze à 40 Euro forderte – auch, weil er die Bedrohung nicht als erwiesen angesehen hatte.

Der Fall hatte seinerzeit für viel Aufsehen gesorgt, immerhin ereignete sich der Vorfall während der Oberliga-Partie des 1. CfR Pforzheims gegen den TSV Ilshofen. Selbst die internationale Presse berichtete, unter anderem in Lushtakus Heimatland Kosovo. Auch zwei Jahre später erhitzte der Fall noch die Gemüter und offenbarte eine interessante Innensicht in die Welt des höheren Amateurfußballs.

Alles begann mit einem verschossenen Elfmeter

Was war passiert? Sowohl Lushtaku als auch Gökce berichteten, dass alles mit einem verschossenen Elfmeter durch Lushtakus Bruder Kreshnik begonnen hatte. Nachdem ein anderer Spieler den unglücklichen Schützen dafür anmeckerte, habe der ältere Bruder eingreifen wollen beziehungsweise den Trainer aufgefordert, dies zu tun.

Stattdessen sei es zum Disput gekommen, inklusive Beleidigungen. Der gesamte Wortlaut war nicht mehr zu rekonstruieren, so Richter Hauenschild.

Zudem soll Lushtaku Gökce verbal mit Mord gedroht haben. Während er die Beleidigungen ansonsten gestand, bestritt Lushtaku die Drohungen. Nachdem ein Mannschaftsbetreuer zumindest den Satz „ich brech’ dir den Kiefer” bestätigte, folgte Hauenschild an dieser Stelle auch den restlichen Äußerungen von Gökce.

Kern des Prozesses aber war der Vorgang in der Kabine zur Halbzeitpause. Da habe Lushtaku in die Kabine gehen wollen, Gökce habe ihm den Eintritt verwehrt. Wobei unter den sechs Zeugen plus Lushtaku jeder einen etwas anderen Ablauf gesehen haben wollte. Zwei Zeugen bestätigten aber Gökces Version, wonach Lushtaku der Aggressor war und seinen Trainer mit einem Griff ins Gesicht zu Boden gebracht habe.

Gezielte Schläge oder Tritte – was Gökce auch ausgesagt hatte – konnte das Gericht nicht bestätigen. Es sei auch möglich, erklärte der Richter, dass sich Gökce seine Prellungen während des Gerangels zuzog, und Lushtaku nicht absichtlich zutrat. „Die Prellung war in jedem Fall Folge des Griffs”, sagte Hauenschild.

Allerdings ist das nur die eine Ebene der Lushtaku-Gökce-Geschichte. Die Aussagen der beiden Protagonisten beinhaltete noch deutlich mehr. So nannte Lushtaku Gökce einen „Schauspieler”, witterte ein Komplott gegen sich, da man den unbequemen Spieler loswerden wolle. Ein Mannschaftsbetreuer bestätigte den schwelenden Konflikt, seit Lushtaku 2017 – damals noch unter Adis Herceg – nach Pforzheim kam und fast im selben Atemzug der Trainer getauscht und Gökhan Gökce neu auf die Bank kam.

Katastrophale Zeit in Pforzheim

Die Zeit in Pforzheim wurde zur Katastrophe für Lushtaku, der sich immer wieder verletzte, gleichzeitig aber aufgrund seiner Qualität eine Stammplatzgarantie forderte – und dadurch immer wieder mit Gökce aneinander geriet. „Die beiden waren sich vom ersten Tag an nicht grün”, sagte der Zeuge. Und wenngleich der mit seiner Aussage zur Drohung Lushtaku eher schadete, wünschte er ihm im Hinausgehen doch noch „Alles Gute”.

Gökce auf der anderen Seite zeigte immer wieder Erinnerungslücken. Insbesondere dann, wenn es um Entlastendes für Lushtaku ging wie etwa die Frage, ob der sich entschuldigt habe, was Lushtakus Anwalt Oliver Hutmacher sogar schriftlich beweisen konnte. Woraufhin Gökce erst seine Aussagen von „Nein” in „Weiß ich nicht mehr” änderte.

Ähnlich verhielt es sich mit den „bewussten Tritten”, die außer Gökce nur noch ein Spieler gesehen haben wollte – dessen Aussage allerdings derart im Widerspruch zu dessen eigener Polizeiaussage stand, dass das Gericht die Aussage nicht zählen ließ. Und Lushtaku selbst setzte zum Kreuzverhör an, indem er fragte: „Stimmt das, dass du bei Gökhan Gökce immer gespielt hast, auch wenn du schlecht warst?”

Für Lushtaku, der bereits 2011 wegen Mittäterschaft bei räuberischer Erpressung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, endete mit dem Engagement beim CfR im Oktober 2018 seine offizielle Fußballkarriere, heute kickt der ehemalige Spieler von 1860 München in unteren Ligen und arbeitet bei seinem Bruder in einem Abriss-Betrieb. In einer ersten Reaktion behielten sich Lushtaku und sein Anwalt vor, Berufung einzulegen.

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