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Wahlkampf um begehrtes Direktmandat

Nach Merz-Niederlage: AfD Pforzheim hofft auf Laschet-Effekt für Landtagswahl

Das Corona-Krisenmanagement der Regierung und die Niederlage von Friedrich Merz gegen den CDU-Parteichef Armin Laschet wirken sich auch auf den Landtagswahlkampf in Pforzheim aus. Welche Chancen haben jetzt CDU, AfD und die Grünen auf das begehrte Direktmandat?

Vorteil durch Laschet-Wahl? Bernd Gögel, Abgeordneter aus Tiefenbronn-Mühlhausen und AfD-Fraktionschef im Landtag hofft auf Rückenwind für seine Partei.
Vorteil durch Laschet-Wahl? Bernd Gögel, Abgeordneter aus Tiefenbronn-Mühlhausen und AfD-Fraktionschef im Landtag hofft auf Rückenwind für seine Partei. Foto: Foto: Christoph Schmidt/Archiv

Auch wegen Bernd Grimmer gilt Pforzheim als AfD-Hochburg: Er holte bei der Landtagswahl vor fünf Jahren das Direktmandat – nur noch im Mannheimer Norden war das den Rechtspopulisten ebenfalls gelungen.

Große Erwartungen lasten nun auf den Schultern des 70-Jährigen im Ringen mit der CDU und den Grünen um das begehrte Direktmandat. Wird die AfD am 14. März den Erfolg wiederholen können?

„Ich bin da sehr optimistisch“, sagt Grimmer, der 2016 hauchdünn mit 24,2 Prozent oder 58 Stimmen gegen die Grünen-Kandidatin Katrin Lechler (24,1 Prozent) gewann.

Zur politischen Großwetterlage zieht der AfD-Abgeordnete eine aus seiner Sicht günstige Parallele. „Bei der Wahl 2016 waren es die Folge der großen der Migrationswelle von 2015. Heute sind wir beim Thema Corona wieder die einzigen, die zur Mäßigung aufrufen.“

Auch Bernd Gögel setzt auf Laschet-Effekt

Dass die CDU am Wochenende nicht Friedrich Merz, sondern den Merkel-Getreuen Armin Laschet zum Bundesvorsitzenden gewählt hat, komme der Alternative für Deutschland ebenfalls zupass, so Grimmer.

„Für meine Partei freue ich mich natürlich über dieses Ergebnis. Für unser Land bedauere ich es, weil die Merkel-Politik uns ja dahin gebracht hat, wo wir sind.“

Auch Bernd Gögel setzt auf einen Laschet-Effekt. Der Abgeordnete aus dem Enzkreis ist Fraktionsvorsitzender der AfD im Landtag und bewirbt sich derzeit auch um die Spitzenkandidatur seiner Partei.

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AfD-Landtagsfraktionschef Bernd Gögel (rechts) und sein Fraktionskollege Bernd Grimmer - hier in der Pforzheimer AfD-Geschäftsststelle - treten beide wieder zur Landtagswahl an. Foto: str

Gögels Analyse: „Die Wahl von Herrn Laschet ist ein deutliches Signal für ein Weiter-so mit der Merkel-Politik. Das macht es sicher einfacher mit unseren Argumenten beim Wähler zu punkten.“

Während der neue CDU-Chef Laschet als Merkel-Mann gilt, hatten etliche Christdemokraten auch in der Region auf Friedrich Merz gehofft, den langjährigen Kritiker der Kanzlerin, der seinen Parteifreunden sogar „die Halbierung der AfD“ in Aussicht gestellt hatte.

Neben der ihm zugeschriebenen Wirtschaftskompetenz war es dessen konservativere Linie, die Rückwind im Landtagswahlkampf hätte bringen sollen. Fast alle der prominenten CDU-Politiker im Südwesten hatten sich deshalb für den Sauerländer ausgesprochen – von Wolfgang Schäuble bis zum Pforzheimer CDU-Kreischef und Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum.

Die AfD verkennt, dass wir eine starke Kanzlerin haben.
Philippe Singer, CDU-Landtagskandidat

Und auch Philippe Singer, CDU-Kandidat im Wahlkreis Enz hoffte eigentlich auf Merz. Die Jubelstimmung bei den Rechtspopulisten hält er aber für unbegründet. „Die AfD verkennt, dass wir eine starke Kanzlerin haben, die in der Bevölkerung enormen Rückhalt hat. Wenn mit dem neuen Bundesvorsitzenden dieser Kurs gestärkt wird, dann ist die Darstellung der AfD nicht nachvollziehbar und widersprüchlich.“

Probleme für Spitzenkandidatin Eisenmann

Für die CDU-Wahlkämpfer ist die Merz-Niederlage freilich nicht die einzige Bürde. Das harsche Feedback vieler Eltern und Lehrer auf das Corona-Krisenmanagement von Kultusministerin und CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann sorgt bei manchem an der Basis für Entmutigung. Öffentlich äußern will sich dazu verständlicherweise kaum ein CDU-Ansprechpartner.

Den Ärger findet man zwischen den Zeilen. „Da ist noch Luft nach oben. Aber noch ist nicht aller Tage Abend“, sagt die Pforzheimer Gemeinderatsfraktionschefin Marianne Engeser und lobt dann sogleich das Engagement von Eisenmann in den höchsten Tönen. Engeser war seit 2016 die vorerst letzte CDU-Landtagsabgeordnete aus Pforzheim.

In Engesers Fußstapfen und die ihres berühmten Vorgängers und Kurzzeit-Ministerpräsidenten Stefan Mappus will nun Philipp Dörflinger treten, der als CDU-Kandidat im Wahlkreis Pforzheim antritt.

Grünes Lob für CDU-Kandidaten

Dörflinger, der auch beruflich mit PR-Kampagnen zu tun hat, versucht, das Beste aus der schwierigen Lage zu machen. So hatte er zum Jahreswechsel ein viel gelobtes Drohnen-Spektakel in der Pforzheimer City mitorganisiert.

Das sorgt auch außerhalb der CDU für Anerkennung. „Philipp Dörflinger macht aus meiner Sicht derzeit den engagiertesten und kreativsten Wahlkampf aller Pforzheimer Landtagskandidaten“, findet Grüne-Liste-Stadtrat Axel Baumbusch.

Die Aussage des langjährigen Kommunalpolitikers dürfte der grüne Landtagskandidat Felix Herkens mit Interesse zur Kenntnis genommen haben. Herkens führt im Gemeinderat die Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“, gewissermaßen eine Abspaltung von Baumbuschs Grüner Liste. Die Animositäten zeigen: Auch im lokalen Lager des 72-jährigen Landesvaters Winfried Kretschmann ist nicht immer alles im grünen Bereich. Um 58 Stimmen hatten die Pforzheimer Grünen das Direktmandat verpasst.

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