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Straßenmusik verboten

Neue Single von Fools Garden: Pforzheimer Kultur schickt Lebenszeichen aus dem Lockdown

Die Kultur hat Zwangspause. Nicht mal Straßenmusiker dürfen im November auftreten. Ein paar Lichtblicke gibt es in Pforzheim dank kreativer Ansätze aber doch.

Zwei Männer sehen vor leeren Zuschauerrängen im Theater
Leeres Großes Haus: Die Zuschauerplätze im Theater Pforzheim müssen frei bleiben, da hilft auch das Hygienekonzept der Leitung um Thomas Münstermann (links) und Uwe Dürigen nichts. Auf der Bühne soll trotzdem etwas passieren. Foto: Roland Wacker

Kein Theater, keine Ausstellungen, keine Konzerte: Die Pforzheimer Kultur ist im November im Lockdown. Nicht mal Straßenmusiker dürfen hier auftreten. „Da das Musizieren auf öffentlichen Flächen nicht mit den Zielen und Regelungen der Corona-Verordnung beziehungsweise des derzeitigen Lockdowns vereinbar sind, werden Anträge auf Straßenmusik Stand heute bis Ende November abgelehnt“, teilt Stadtsprecher Michael Strohmayer dieser Redaktion auf Anfrage mit.

Gerade Singen sorge für die verstärkte Verbreitung der Aerosole. „Zudem stehen Zuhörer erfahrungsgemäß dichter und damit kann auch der Abstand zwischen Musiker und Spender in der Regel nicht gewahrt werden“, so Strohmayer weiter. Entsprechend habe die Stadt schon im Frühjahr entschieden.

Theater feiert Premiere ohne Publikum

Das Theater Pforzheim protestiert derweil öffentlich gegen den politischen Beschluss, die Spielstätten erneut zu schließen. „Damit richten die regierenden Parteien von Bund und Ländern großen Schaden in der gesamten Kulturlandschaft an“, heißt es in der von Intendant Thomas Münstermann, Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen sowie acht weiteren Leitungskräften des Hauses unterzeichneten Erklärung.

Theater dienten nicht nur der reinen Vergnügung. Sie seien Gradmesser der politischen Verfasstheit eines Landes und lieferten „wesentliche Beiträge zur seelischen und geistigen Gesundheit einer Nation“.

Seinen öffentlichen Spielbetrieb hat das Theater notgedrungen eingestellt. Es bringt aber am kommenden Samstag, 7. November, seine Neuproduktion „Der Trafikant“ als Premiere ohne Publikum heraus.

Zu der Aufführung sind bei strengen Hygienemaßnahmen nur einige wenige Pressevertreter zugelassen. Damit dringt dann zumindest ein wenig Kultur aus dem Mehrspartenhaus nach außen. Und es gibt weitere Lichtblicke in der Pforzheimer Kulturszene, die den düsteren November ein wenig aufhellen könnten.

Schlupfloch für kleinere Kunsterlebnisse

Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim musste zwar sein zweites Abokonzert absagen, das am Sonntag stattfinden sollte. Ans Herz legt Geschäftsführer Andreas Herrmann den Freunden des Ensembles aber die neu erschienene CD mit britischer Streichermusik, eingespielt unter der Leitung des neuen Chefdirigenten Douglas Bostock.

Ein Schlupfloch für kleinere Kunsterlebnisse gibt es dort, wo der Einzelhandel im Vordergrund steht. So gibt es in Ispringen (Enzkreis) ab 14. November die Möglichkeit, in einem Pop-up-Store, einem Geschäft, das nur zeitlich begrenzt öffnet, regionales Kunsthandwerk zu entdecken.

Fools Garden präsentiert Single aus dem ersten Lockdown

Das Kupferdächle, das Haus für junge Kultur in Pforzheim, empfiehlt während des Lockdowns einen Blick auf seinen Youtube-Kanal: „Hier finden sich tolle Live-Konzerte unterschiedlichster Musikrichtungen, alle dieses Jahr gestreamt“, preist das Team das Angebot an.

Die Reihe „zuhause zuhören – ein Platz für wilde Musiker“ ist dort ebenso zu finden wie das neue Format „for friends and family“. Auf dem Kanal finden sich auch Filme der hauseigenen Theatergruppen und Projektfilme der Social-Media-Gruppe.

Bei Youtube ist auch die Kulturhalle Remchingen vertreten, wenn auch mit einem kleineren Angebot. Immerhin kann man sich das No-Playback-Festival oder den Auftritt von Lucky Strings dort noch einmal ansehen.

Last but not least: Pforzheims wichtigste Pop-Band Fools Garden („Lemon Tree“) promotet derzeit ihre neue Single „Outta Love“, die im Frühjahr produziert wurde.

„Dieser Song entstand während des ersten Lockdowns und wurde für uns zur heimlichen Hymne dieser Zeit“, erklären die Bandmitglieder um Peter Freudenthaler. Eingespielt habe man den Song „auf Abstand“. Er stehe somit für eine Zeit, in der es wichtig ist, sich virtuell und über die Musik zu verbinden. Passend also auch für diesen November.

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