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Ex-Anbieter kritisiert Stadt

Noch im Dezember soll das neue PF-WLAN in Pforzheim starten

Im Jahr 2013 war Pforzheim die erste Großstadt des Landes, die ein flächendeckendes, öffentliches WLAN hatte. Seit September ist der Dienst offline. Doch noch im Dezember soll es einen Neuanfang von "PF-WLAN" geben, mit den Stadtwerken als neuem Betreiber.

Surfen am Leopoldplatz im öffentlichen WLAN der Stadt soll noch im Dezember wieder möglich sein. Die Stadtwerke sind neuer Betreibe von „PF-WLAN“. Während über technische Details noch nichts bekannt ist, kritisiert der ehemalige Anbieter Skytron das Verhalten der Stadtverwaltung.
Surfen am Leopoldplatz im öffentlichen WLAN der Stadt soll noch im Dezember wieder möglich sein. Die Stadtwerke sind neuer Betreibe von „PF-WLAN“. Während über technische Details noch nichts bekannt ist, kritisiert der ehemalige Anbieter Skytron das Verhalten der Stadtverwaltung. Foto: aoe

Mit Pauken, Trompeten und reichlich Vorschusslorbeeren startete im September 2013 das kostenlos zugängliche WLAN „PF WLAN“. „Wegweisend für andere Städte im Land“, bezeichnete der damalige Landeswirtschaftsminister Nils Schmid die digitale Revolution in Pforzheims Innenstadt.

Neues WLAN soll am Leopoldplatz starten

Heute, mehr als sechs Jahre später, liegt die digitale Revolution brach. Seit September gibt es das Angebot nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt liefen die Namensrechte aus, der Vertrag endete. Bald soll es einen Neustart geben. Der Digitalisierungsbeauftrage der Stadt, Kevin Lindauer, bestätigte im jüngsten Ausschuss für Wirtschaft und Digitalisierung, dass noch im Dezember ein neues Netz an den Start gehen soll. Neuer Betreiber sind die Stadtwerke Pforzheim (SWP). Zu Beginn soll das WLAN am Hauptbahnhof und im Bereich des Leopoldplatzes verfügbar sein.

Technische Details werden noch nicht verraten

Geht es nach Lindauer folgen im kommenden Jahr Marktplatz, Fußgängerzone, Theater und Blumenhof. Wie die technischen Details der Neuauflage sind – etwa wie viele Hotspots geplant sind, wie schnell die Bandbreite sein wird oder ob es eine Drosselung für Nutzer gibt – darüber machen Stadt und SWP mit Verweis auf einen geplanten Pressetermin keine Angaben. Dieser solle laut einem Sprecher der Stadt „auf jeden Fall im Dezember“ stattfinden.

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Rückblick: Im September 2013 startete das kostenlose WLAN in Pforzheim. Damals posierten von links: von links: Erwin Geißler, Eugen Müller, Petra Schneider, Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD), OB Gert Hager, WSP-Direktor Oliver Reitz. Foto: Wacker (Archiv)

Kritik vom ehemaligen Anbieter Skytron

Unterdessen spricht Holger Witt von einer „schweren Enttäuschung“. Der Gründer der in Karlsbad-Ittersbach ansässigen Firma Skytron übt Kritik an der Vorgehensweise der Stadt im Zuge des zum 31. August ausgelaufenen Vertrags. Zuvor war das Unternehmen für die technische Umsetzung verantwortlich, betrieb das PF-WLAN die letzten drei Jahre eigenwirtschaftlich, finanziert durch die Gesellschafter. „Bei anderen Städten werden immer neue Orte eingebunden, aber in Pforzheim war es ein Rückschritt“, beschreibt Witt den Versuch, das WLAN auszuweiten und auch die Technik weiterzuentwickeln. Dies sei nötig gewesen, um die Qualität den immer neuen Anforderungen anzupassen.

Es war keine wirkliche Motivation zu sehen, um Pforzheim im flächendeckenden Ausbau weiterzubringen
Holger Witt, Gründer von Skytron

Nach eigenen Angaben wollte Skytron das WLAN flächendeckend ausbreiten. „Dazu müssen alle Beteiligten Hand in Hand arbeiten“, sagt Witt und fügt hinzu „Im Vergleich zu den anderen Städten, die proaktiv an dem Ausbau ihres WLANs arbeiten, gab es bei PF-WLAN einen Stillstand. PF-WLAN war in der Stadt gerne gesehen als es fremdfinanziert war, für weitere Ausbauten und Investitionen gab es keinen Willen von Seiten der Stadt, es war keine wirkliche Motivation zu sehen, um Pforzheim im flächendeckenden Ausbau weiterzubringen“ Kommunales WLAN gehört zur Expertise von Skytron. Zahlreiche Gemeinden in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz versorgt das Unternehmen unter anderem mit Netztechnik. Dazu gehören auch Ettlingen und Calw.

Planungskosten im fünstelligen Bereich

„Wir haben Planungen gemacht für den Ausbau des Dienstes, haben Konzepte und Lösungsvorschläge ausgearbeitet und sind auf die Wünsche der Stadt eingegangen“, führt Witt aus. Kosten im fünfstelligen Bereich wurden nach Angaben der Firma investiert. „Wir haben aus all den Wünschen ein Angebot mit vielen Variationen gemacht. Bei Nachfragen haben wir zum Angebotsstand keine konkreten Antworten bekommen, es herrschte Totenstille“.

Skytron bemängelt kurzfristige Absage

Wenige Tage vor dem Auslaufen des Vertrages kam dann die für Skytron überraschende Absage aus dem Pforzheimer Rathaus per E-Mail. „Was uns vor allem geärgert hat ist, dass die Entscheidung mit den Stadtwerken anscheinend schon länger feststand“, so Witt und resümiert: „Man hätte mit offenen Karten spielen können.“ Auch eine Kooperation mit den SWP hätte das Unternehmen sich vorstellen können. „Wir hätten gemeinschaftlich etwas hinkriegen können“, so Witts Einschätzung.

Stadt weist Kritik zurück

„Ich kann nachvollziehen, wenn Skytron enttäuscht ist“, sagt der Digitalisierungsbeauftragte Kevin Lindauer auf Nachfrage dieser Redaktion und stellt gleichzeitig klar, dass die Firma in keiner Weise benachteiligt wurde. Vielmehr wurde das Auslaufen der Namensrechte von PF-WLAN zum Anlass genommen „alles aus verschiedenen Perspektiven“ zu betrachten. Mit der Entscheidung für die SWP. Am Ende eines „längeren Prozesses“ hätten verschiedene Punkte den Ausschlag gegeben.

Wir sind Skytron sehr dankbar.
Kevin Lindauer, Digitalisierungsbeauftragter der Stadt Pforzheim

So unter anderem, dass die SWP über das breite Glasfasernetz andere Möglichkeiten hat, WLAN anzubieten. „Wir sind Skytron sehr dankbar“, stellt Lindauer klar. „Es ist gut, dass die Stadt sich dem Thema federführend annimmt“, sagt Erwin Geisler vom Verein „PF-WLAN Pforzheim“. Auch wenn der Verein sich zurückgezogen hat, findet Geisler es wichtig, sein „Kind“, wie er das WLAN nennt, wieder aufzubauen. „Auch, weil es immer noch Räume gibt, wo man keinen Empfang hat.“

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