Sie versuchen, den Menschen den friedfertigen Islam nahezubringen. Ihr Credo ist „Liebe für alle – Hass für keinen“. In diesem Jahr feiern sie ein besonderes Jubiläum: 100 Jahre Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) in Deutschland. Gleichzeitig feiern die Gläubigen in Pforzheim das zehnjährige Bestehen ihrer Moschee. Am Montag lud die AMJ zu einer Jubiläumsfeier in die Bait-ul-Qaqi Moschee auf der Wilferdinger Höhe ein.
In Deutschland stellt die AMJ mit rund 40.000 Mitgliedern eine der größten Gemeinden unter den organisierten Muslimen, unterhält mehr als 50 Moscheen, 225 lokale Gemeinden, einen TV-Sender und einen Verlag.
Seit 2013 ist sie die erste islamische Körperschaft des öffentlichen Rechts und damit den großen Kirchen rechtlich gleichgestellt. Die Gemeinschaft der Ahmadis wird von einem spirituellen Kalifat geleitet. Ihren Ursprung hat sie in den 1880er Jahren in Indien.
1984 kam erstes AMJ-Gemeindemitglied nach Pforzheim
In Dialogen mit Gemeindemitgliedern ließ der in der Jugendgemeinde der AMJ engagierte Sayyab Ahmad als Moderator von der Gemeindearbeit in Pforzheim berichten. 1984 kam das erste AMJ-Gemeindemitglied nach Pforzheim.
Heute besteht die hiesige Gemeinschaft aus rund 50 Familien. Anfangs wurden die Veranstaltungen in „in Hinterhöfen gelegenen Zentren“ abgehalten.
Als 2006 die Baugenehmigung für die Moschee vorlag, hätten Frauen aus der Gemeinde spontan Goldschmuck gespendet. Die AMJ finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Neben „Liebe, Brüderlichkeit und Harmonie“ stehe „die Loyalität zu dem Staat, der uns unseren Glauben leben lässt, im Vordergrund“.
Glaubensgemeinschaft wurde 1980 in Pakistan verboten
In den 1980er Jahren wurde die Glaubensgemeinschaft in Pakistan verboten. „Aus religiöser Überzeugung und Dankbarkeit“ geht die AMJ an jedem Neujahrstag durch die Stadt und räumt den Silvestermüll weg. Gemeindemitglieder rufen zum Blutspenden auf.
Über ihre Hilfsorganisation „Humanity First“ unterstützen sie Hilfebedürftige und beteiligen sich am interreligiösen Dialog in der Stadt.
Ihr Vorbild für friedliches Zusammenleben lobten der FDP-Bundestagsabeordnete Rainer Semet und Bürgermeister Frank Fillbrunn (FDP) in ihren Grußworten.
Die Dialogbereitschaft habe sie immer ausgezeichnet, wies CDU-Bundestagsabgeordneter Gunther Krichbaum auf die „Modellhaftigkeit“ des in Pforzheim geschaffenen Dialogs hin, die sich im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit zeige, bei welcher die bundesweit übliche Zusammenarbeit von Christen und Juden durch die Moslems ergänzt wurde: „Pforzheim zeigt, es kann funktionieren, wenn man will“, sagte Krichbaum.
Als Sprecherin des Rats der Religionen erinnerte Dekanin Christiane Quincke, dass die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit „ein mühsam errungenes Geschenk“, aber auch immer wieder bedroht sei, beispielsweise „durch Menschen, die sagen, bestimmte Religionen gehören nicht hierher“.
Im Rat der Religionen, der Unterschiede respektiere und Gemeinsamkeiten betone, sei man sich einig, dass „Frieden in der Stadt nur gemeinsam geschaffen werden kann“.