Was braucht der Mensch, damit er der Einkaufsstadt Pforzheim treu bleibt oder gar wieder zurückkommt? Hinweise darauf will Pforzheims Wirtschaftsförderung aus einer Umfrage zum neuen Märkte- und Zentrenkonzept ableiten. Die Antworten wurden Anfang des Jahres online bei 320 Leuten und telefonisch bei je 400 in Pforzheim und im Umland erhoben. Außerdem gibt es eine Umfrage beim Einzelhandel, die separat davon zu sehen ist.
Bunte Balken- und Tortendiagramme symbolisieren, was das Karlsruher Team der Marktforschungsfirma Stadt + Handel zusammengetragen und ausgewertet hat. Pforzheims Wirtschaftsförderung sowie Vertreter von Stadtplanung, Citymanagement, Handel, IHK und Regionalverband haben an diesem Montag erstmals darüber gesprochen. Sie sind diejenigen, die daraus Vorschläge für die weitere Entwicklung der Stadt ableiten.
Allein das Reiseverhalten der potenziellen Kundschaft für Pforzheims Einzelhandel signalisiert Handlungsbedarf. Rund ein Viertel der Kaufkraft aus Pforzheim und Umgebung fließt ab. Größter Nutznießer ist die Stadt Karlsruhe. Daneben zieht Stuttgart einiges an Geld ab.
„Das ist die überraschendste Erkenntnis“, sagt Wirtschaftsförderer Markus Epple zur neuen Erhebung. Er habe hier einen Wert von unter 20 Prozent erwartet. Dass es ausweislich der Umfrage mehr ist, sei aber „nicht so dramatisch“.
Einkaufen in Pforzheim: Bei der Befragung gibt es vor allem Dreier
2010, beim vergangenen Märkte- und Zentrenkonzept, hatte Pforzheim noch einen Zentralitätsfaktor von 146 Prozent. „Damals gab es aber noch kein Ikea in Karlsruhe“, wendet Epple ein. Jetzt wird Pforzheim ein Zentralitätsfaktor von 124 Prozent zugeschrieben. Das ist immer noch mehr als aus der Stadt rausgetragen wird – also ein guter, angesichts des stabilen Angebots an Verkaufsflächen in der Stadt, für Epple aber auch ein „optimierbarer“ Wert.
An Bus- und Bahn dürfte es nicht liegen, dass Pforzheim weniger Käufer bindet als bislang. Sie bekommen bei der Frage nach der Attraktivität der Innenstadt das mit Abstand beste Ergebnis: eine glatte Zwei. Ansonsten gibt es vor allem Dreier – teils mit starker Tendenz zur Vier „Wir hätten uns gewünscht, dass wir eher im Bereich der Zwei liegen“, sagt Epple und zeigt damit, dass die Attraktivitätsbewertung enttäuscht.
Die Durchschnittsnoten für die Innenstadt korrespondieren mit dem, was online und in der Direktbefragung als wichtig gilt. Angebotsvielfalt inklusive Gastronomie und Dienstleistungen (18 Prozent), Sauberkeit und Ordnung (15) sowie Atmosphäre/Flair (12). An vierter Stelle folgen mit neun Prozent Parkplätze. „Das ist nicht so hoch“, sagt Epple und verweist auf einen zweites Ergebnis: 62 Prozent der Pforzheimerinnen und Pforzheimer und 73 Prozent der Besucher von außerhalb reisen mit eigenen Fahrzeugen an.
Leichte Unterschiede zwischen den Antworten am Computer und im direkten Gespräch zeigen sich bei dem, was Menschen in Pforzheim vermissen. Die telefonisch Befragten hätten gerne mehr Qualität, Bekleidung, Grün und Cafés, online dominiert der Wunsch nach mehr Gastronomie, Bars, Cafés und Unterhaltung.
Elektronisch haben allerdings auch fast nur Pforzheimer geantwortet. Während diese Gruppe zu über einem Drittel zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus ins Zentrum fährt, sind im Umland Fußgänger und Radfahrer nur marginal zu finden.
Wilferdinger Höhe ist wichtig für Einkäufer
In einem Punkt sind sich die gut 1.100 Antwortgeber einig: Es fehlen Lebensmittel in Pforzheims Innenstadt – gerne auch im höherwertigen Bereich. Bei den Anbietern, so ordnet Epple ein, geht der Trend indes deutlich in Richtung „Discountisierung“. Das spiegele sich in Pforzheim bei Textilien wider, wo es im Mittelfeld fast nichts mehr gebe, und mache sich ein Stück weit bei Lebensmitteln bemerkbar, wie die Nachfrage nach Flächen zeige. Dennoch: „Die Grundversorgung ist sehr gut, weil es relativ viele Spezialisten gibt.“
Spannend mit Blick auf die Wilferdinger Höhe sind die Angaben zum Einkaufsverhalten. Wer nach Unterhaltungselektronik, Pflanzen, Bauartikeln, Einrichtung und Sportsachen sucht, bewegt sich entlang „der gewachsen Mall an der Karlsruher Straße“, wie Pforzheims Wirtschaftsförderer beschreibt und folgert: „Das zeigt, wie wichtig die Wilferdinger Höhe ist.“
Wir hätten uns gewünscht, dass wir eher im Bereich der Zwei liegen.Markus Epple, Wirtschaftsförderer
Tatsächlich stellt der Einzelhandel rund um die Karlsruher Straße die Innenstadt deutlich in den Schatten. Wer von außerhalb zum Einkaufen in die Stadt kommt, hat das dortige Angebot für Haushalt, Bauen und Gärtnern, Sport und Unterhaltungselektronik deutlich im Blick. Die Umfrage zeigt auch, dass es Stadtbewohner eher ins Zentrum zieht, vor allem wenn es um Kleidung und Schuhe oder Unterhaltungselektronik geht.
Ein positives Fazit zieht Epple zum Kaufverhalten insgesamt. Ungeachtet aller Geldabflüsse: „Das Umland ist auf Pforzheim fixiert.“ Pforzheim erfülle den Versorgungsauftrag eines Oberzentrums über alle Segmente hinweg.