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Aktion bei Fußball-EM

Anklage erhoben: Pforzheimer Greenpeace-Bruchpilot landet vor Gericht

Der Pforzheimer Greenpeace-Aktivist Kai S. muss wegen seiner Aufsehen erregenden Bruchlandung bei der Fußball-EM 2021 in München vor Gericht. Der Arzt und Hobby-Pilot war in einem ähnlichen Fall schon einmal angeklagt.

Ein Greenpeace-Aktivist stürzte mit einem Motorschirm-Flieger bei einer Protestaktion auf dem Spielfeld.
Angeklagt: Ein Greenpeace-Aktivist aus Pforzheim landete bei einem EM-Spiel in München mit einem Motorschirm-Flieger auf dem Spielfeld. Foto: Christian Charisius/dpa

Die Bruchlandung eines Greenpeace-Piloten bei einem Spiel der Fußballeuropameisterschaft 2021 in München hat ein Nachspiel vor Gericht. Wie die Staatsanwaltschaft München I am Dienstag mitteilte, hat die Strafverfolgungsbehörde Anklage erhoben.

In dem Verfahren am Amtsgericht München wird dem im Juni 2021 in der Allianz-Arena gelandeten Gleitschirmpiloten vorsätzliche Gefährdung des Luftverkehrs in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen zur Last gelegt. Einem Helfer wird Beihilfe zur vorsätzlichen Gefährdung des Luftverkehrs vorgeworfen.

Den Ermittlungen zufolge war der Pilot Kai S., ein Arzt aus Pforzheim, trotz eines Flugverbots kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels Deutschlands gegen Frankreich in der Nähe der Allianz-Arena gestartet. Dabei sollen ihm weitere Menschen geholfen haben, die aber laut Staatsanwaltschaft nicht zu ermitteln waren.

Drei Minuten vor Spielbeginn warf der Pilot knapp über dem Dach des Stadions aus 52 Metern Höhe für eine Greenpeace-Aktion einen großen gelben Ball ab, der in der Nähe des Mittelkreises des Fußballplatzes landete.

Pilot verfing sich in Stahlseil

Danach verfing der Pilot sich mit seinem Flieger aber mit einem Stahlseil eines Blitzableiters, verlor die Kontrolle und geriet in einen Sturzflug. Zeitweise sei der Pilot unkontrolliert wenige Meter über dem Zuschauerunterrang geflogen, hieß es.

Dabei habe er einen Mitarbeiter des französischen Fernsehens am Oberkörper getroffen, der dadurch Prellungen erlitt und ins Krankenhaus musste. Kurz danach sei ein medizinischer Beauftragter der Europäischen Fußballunion UEFA von einem abspringenden Teil des Fliegers getroffen und im Gesicht erheblich verletzt worden.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hätte der Pilot erkennen müssen, dass ein derart knapper Überflug des Stadions zum Kontrollverlust über das Fluggerät führen kann. Die Gefährdung von Menschen hätte er demnach ebenfalls vorhersehen können und müssen.

Wie die Ermittler mitteilten, hätte wegen des Gewichts von Gleitschirmflieger und Pilot und der Geschwindigkeit eine deutlich größere Zahl an Zuschauern getroffen werden können. Wegen der damaligen Corona-Auflagen war das Stadion mit 14.500 Zuschauern nur zu einem Teil gefüllt.

Wie sich eine ähnlich gelagerte Vorstrafe im Verfahren gegen Kai S. auswirkt, ist noch unklar. Der Aktivist stand 2013 schon einmal vor Gericht. Wie französische Medien berichteten, war der Pforzheimer damals als 29-Jähriger von einem Strafgericht in Frankreich zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt, weil er mit einem Motorschirm-Fluggerät über das Kernkraftwerk Bugey im Département Ain geflogen war und dabei eine Rauchbombe auf einem Reaktor abgesetzt hatte, um auf Sicherheitsmängel hinzuweisen.

Auch damals hatte Kai S. Berichten zufolge ein ernstes Problem mit seinem Fluggerät: Er habe noch auf den Kernkraftgelände notlanden müssen, nachdem einer der Flügel seines Gleitschirms zusammengeklappt war.

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