„Der Bahnhof frisst Gas ohne Ende“, sagt Andreas Richter, Schriftführer der Eisenbahnfreunde. Deshalb sei der Verein einer der größten Gaskunden der Stadtwerke Pforzheim.
Entsprechend hoch dürfte die Jahresrechnung für die Energiekosten ausfallen: Früher habe sie im oberen vierstelligen Bereich gelegen, nun dürfte sie fünfstellig werden. „Das ist ein dramatischer Kostenanstieg für den Verein.“
Umso wichtiger sei, dass der Verein seine drei großen Jahresveranstaltungen durchziehen könne, so Richter: „Und die müssen wirtschaftlich erfolgreich sein. Sonst sind wir pleite.“
Beiträge der Mitglieder decken nicht die Kosten der Pforzheimer Eisenbahnfreunde
Die Erlöse aus den Eisenbahntagen, dem Vatertagsfest und dem Büchermarkt generieren den Löwenanteil der Einnahmen des Vereins. Die Beiträge der 90 Mitglieder decken lediglich zehn bis 15 Prozent der Kosten, rechnet Richter vor. Und der Zuschuss der Stadt Pforzheim für das Vereinsmuseum sei lediglich eine Aufwandsentschädigung.
Eine wichtige Rolle spielt der Büchermarkt, der jedes Jahr im November Tausende Besucherinnen und Besucher in den Weißensteiner Bahnhof lockt.
4.000 bis 5.000 Euro kommen durch den Verkauf von Büchern, Bildbänden, CDs und Schallplatten für die Einsenbahnfreunde zusammen.
Darauf hofft der Verein auch bei der neuen Auflage, die vom 5. bis 8. November stattfindet. Nach der coronabedingten Absage vor zwei Jahren organisierte man den Basar vor einem Jahr dann wieder.
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Es war die erste große Veranstaltung für die Eisenbahnfreude in anderthalb Jahren und unter strengen 2G-Auflagen. Richter rechnet damit, dass es dieses Jahr keine Auflagengeben wird.
Wer sich beim Gruschteln in den Bücherkisten im Bahnhofsgebäude mit Maske sicherer fühlt, dürfe natürlich eine tragen. Darauf will der Verein auch mit einem Schild hinweisen – für den Fall, dass manche Besucherinnen und Besucher auf die Mund-Nase-Bedeckung anderer mit Unverständnis reagieren sollten.
Unter keinem guten Stern standen in den vergangenen beiden Jahren die Eisenbahntage. Sie wurden 2021 und 2022 wegen der Corona-Pandemie abgesagt, weil die Abstände im Gebäude nicht eingehalten werden konnten.
Ob die Traditionsveranstaltung wie geplant vom 6. bis 8. Januar 2023 über die Bühne gehen kann, wollen die Eisenbahnfreunde Anfang November entscheiden.
Bei der Entscheidung werde nicht nur Corona eine Rolle spielen; die Veranstaltung müsse so viele Besucher anlocken, dass sie sich finanziell lohne, sagt der Schriftführer.
Das Geld aus den Veranstaltungen ist in den vergangenen Jahren in den Erhalt des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes geflossen. Dabei haben die Mitglieder auch selbst mitangepackt.
Zuletzt haben sie die Fensterläden gestrichen. Außerdem wurden im Durchgang zur Güterhalle abgebrochene Kacheln ausgetauscht. Weitere Instandsetzungen liegen derzeit aber auf Eis – aus finanziellen Gründen.
Für den Verein gehe es in den kommenden Monaten darum, durch den Winter zu kommen und zu überleben, sagt Richter. Zu tun gebe es in dem Bahnhofsgebäude immer etwas.
Derzeit müsste das Loch auf dem Schieferdach des Hauptgebäudes von einem Spezialisten repariert werden. Sanierungsbedürftig ist außerdem das Zierbrett am Giebel.
Etwas verändern soll sich ab nächstem Jahr auch im Museum der Eisenbahnfreunde. Richter hegt den Traum, den musealen Bereich attraktiver zu gestalten – mit Führungen, interaktiven Elementen und Angeboten für Kinder.
Die Umsetzung soll 2023 angegangen werden mit Beteiligung der beiden neuen Vorstands-Beisitzer Andreas Orso und Horst Rothfuß. Orso, der in Jugendgruppen aktiv war, will die Jugendarbeit des Vereins stärken. Rothfuß soll sich der Neugestaltung des Museums widmen.
Eines ist schon passiert: Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Rüdiger Baumann hat die Vereinsanlage, die den Bahnhof zeigt, wie er vor hundert Jahren aussah, von konventioneller Technik auf Digitaltechnik umgerüstet.
Sebastian Hager hat sich um die Fahrzeuge gekümmert. „Das war ein Riesenprojekt“, betont Richter. Der Vorteil sei nun, dass die H0-Anlage ein besseres Fahrverhalten aufweise. Davon können sich Besucher am 6. November beim nächsten offenen Museumstag überzeugen.