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Bäderfragen in Pforzheim

Pforzheimer OB sagt dreimal „Nicht“ zum Hallenbad auf dem Wartberg

Das Ringen um die Zukunft der Frei- und Hallenbäder in Pforzheim geht bei einer Sondersitzung des Gemeinderats weiter. Nicht nur die lokale CDU ist dabei gespalten.

Das Emma-Jaeger-Bad in Pforzheim
Warten auf den Abriss: Das Emma-Jaeger-Bad ist seit vielen Jahren geschlossen. Ob an gleicher Stelle oder auf dem Wartberg stattdessen eine Schwimmhalle entsteht, wird seit langem engagiert diskutiert. Foto: René Ronge

Beratungsbedarf bis zur letzten Minute signalisiert die Pforzheimer SPD, wenn es um die Zukunft des Emma-Jaeger-Bads geht. Sie tut es wortlos, denn sie geht auf Tauchstation sobald sich auch nur der Anschein einer Nachfrage zu der Sondersitzung des Gemeinderats an diesem Dienstag zeigt.

Die Bäderfrage, die jetzt in der Entscheidung zwischen Kombibad auf dem Wartberg oder Schwimmhalle im Zentrum kulminiert, spaltet die Partei. Ziel ist aber Geschlossenheit, wie Fraktionsführerin Jacqueline Roos bei früherer Gelegenheit sagte.

Entscheidet die SPD sich für den von CDU, Grüner Liste und Bündnis 90/Die Grünen beantragten Neubau des bislang innerstädtischen Bads beim Wartberg-Freibad, wird sie zum Königsmacher. Hält sie an ihrer bisherigen Position fest, müsste zumindest Roos gegen ihre Überzeugung stimmen.

OB-Brief „zur Klarstellung“

Mit einem dreifachen unterstrichenen „Nicht“ hat sich Oberbürgermeister Peter Boch dagegen erneut deutlich gegen seine CDU gestellt. In einem Brief macht er sich gegenüber den 40 Stadträten noch einmal dafür stark, dass der Alternativvorschlag verworfen wird.

„Im Sinne einer Klarstellung“ verweist er darauf, dass es den für die Zukunft angekündigten modularen Zubau von Rutschturm, Warmbadebecken und Sauna auch bei einem Umzug auf den Wartberg nicht sofort geben würde.

Eine weitere Vorlage für Diskussionen ist das unterstrichene „Nicht“ zum Vergabeverfahren. Die Ausschreibung beinhalte keine gemeinsamen Becken oder technische Einrichtungen von Hallen- und Freibad, warnt Boch. „Die Technik beider Bäder läuft weiter komplett voneinander getrennt.“

Bochs drittes „Nicht“ bezieht sich auf die Zukunft des Freibads. Sie ist weder im sogenannten Bäderkompromiss (Sitzungsvorlage R 0190) vom 28. Januar 2020 festgeschrieben, noch gibt es dafür einen Finanzierungsvorschlag.

Der Oberbürgermeister lässt in seiner „Klarstellung“ dennoch wissen: Sollte das Hallenbad auf dem Wartberg gebaut werden, wäre eine Sanierung auf lange Sicht ausgeschlossen – komme also nicht so bald. Schließlich soll das Freibad ja offen bleiben, während gebaut wird. Außerdem warnt Boch vor „nicht abschätzbaren zeitlichen Verzögerungen“.

Wir wollen, dass es losgeht, aber am richtigen Ort.
Marianne Engeser, CDU-Fraktionsvorsitzende

„Sie sind beherrschbar“, hält dem die CDU-Fraktionsvorsitzende Marianne Engeser entgegen und verweist auf die Einschätzung der von der Stadt engagierten Beratungsgesellschaft am 19. Oktober. Der Wartberg sei die bessere Lösung, auch wenn jetzt zunächst eine Schwimmhalle wie am bisherigen Emma-Standort geplant werde.

„Wir wollen, dass es losgeht, aber am richtigen Ort“, weist Engeser ihren Parteifreund in die Schranken. Es sei „eine Jahrhundertchance, dass man überhaupt so ein Gelände wie auf dem Wartberg hat“, bezieht sich Engeser einmal mehr auf Berater Stefan Studer vom Ingenieursbüro Kannewischer.

Der OB stelle sich „mit seiner ganz subtilen Art und Weise, seine Position klar zu machen, gegen die Expertenmeinung, die die Stadt einholte“, argumentiert auch Axel Baumbusch (Grüne Liste). Die Stadt habe jetzt die Chance zu gewinnen mit einem gut durchfinanzierten Schwimmbad, das langfristig betrieben werden kann, verweist er auf die erhofften personellen Synergieeffekte sowie geringeren Baukosten auf dem Wartberg.

„Das einzige, das noch einmal überdacht werden sollte, ist der Rück- und Verbau beim alten Emma“, kommentiert Stefanie Barmeyer (Bündnisgrüne). Sie kritisiert den damit verbundenen massiven Eingriff und die große Umweltbelastung. Als weiteres Argument für den Wartberg führt sie an, dass es viel mehr Platz als am Emma-Standort für die angedachten modularen Zubauten gibt.

Keine Abweichler bei den Freunden des Innenstadtbads

Unverändert steht die Phalanx der Freunde eines neuen Innenstadtbads. „Entscheidend ist der Zeitverlust und die zentrale Lage“, macht Norbert Sturm von der AfD deutlich.

Auf eine eigens erstellte Bewertungsmatrix verweist Freie-Wähler-Chef Michael Schwarz. Für die beschlossene Lösung spreche bessere Erreichbarkeit, keine Kosten für Busverbindungen auf den Wartberg, Nahwärme durch die Stadtwerke, Zentralität und keine zeitliche Verzögerung.

Stabil auf der Seite Innenstadtlösung steht bislang auch die FDP, die sich erst in Sitzungen äußere, wie Obmann Hans-Ulrich Rülke kürzlich bezogen auf die Beratung am 20. Dezember klarmachte.

Damals musste das Thema vertagt werden, weil die Freien Wähler Fachberatung forderten. Dem Winkelzug nach jahrelanger Debatte plus mehreren Fachvorträgen entspricht die Verwaltung mit der Vorberatung an diesem Dienstag ab 16 Uhr, der um 17 Uhr die beschließende Sondersitzung des Gemeinderats folgt.

Kombibad auf dem Wartberg fällt schon 2018 durch

Einzelstadtrat Reinhard Klein kommentiert zu den Antragstellern, dass „gerade diese drei Fraktionen mit Schuld sind an der Bädermisere“, die es jetzt zusammen mit WiP/Die Linke auf den Wartberg zieht.

Der Bürgerliste-Mann knüpft mit der Behauptung auch an das vom Ersten Bürgermeister Dirk Büscher (CDU) bereits 2018 angestrebte Kombibad dort an. Die CDU hatte ihren Parteifreund dabei nachdrücklich unterstützt.

Ebenfalls für ein Hallenbad auf dem Wartberg tritt der Sportkreis ein. Dass auch die Bevölkerung in der Frage gespalten ist, konnte der OB beim Jahresempfang am Samstag erleben.

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