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Stadt schreitet nicht ein

Betrunkene im Pforzheimer Schlosspark: Anwohner erwarten Reaktion aus dem Rathaus

Im Pforzheimer Schlosspark sammeln sich nicht nur am Abend und in der Nacht Betrunkene – eine unbefriedigende Situation für die Anwohner. Diese suchen nach Lösungen, um den Park wieder freundlicher zu gestalten.

Anrainer suchen nach Lösungen: Heike Reisner-Baral, Florian Jendrusch, Ralf Straub, Anton Fröhlich, Bernd Schön, Oliver Lamprecht, Christine Müh und Michael Pfisterer (von links) tauschen sich darüber aus, wie man den Schlosspark zu einem freundlicheren Ort machen kann.
Heike Reisner-Baral, Florian Jendrusch, Ralf Straub, Anton Fröhlich, Bernd Schön, Oliver Lamprecht, Christine Müh und Michael Pfisterer (von links) tauschen sich darüber aus, wie man den Schlosspark zu einem freundlicheren Ort machen kann. Foto: Stefan Friedrich

Die Situation am Schlosspark, vor allem am Abend und in der Nacht, beschäftigt die Anrainer. Dort halten sich auch tagsüber Menschen auf, die Alkohol trinken – im Dunkeln können die Betrunkenen auf manchen bedrohlich wirken. Für die Anrainer eine unbefriedigende Situation, die hinlänglich bekannt sei. Und doch habe sich bislang wenig getan. 

Am Mittwochnachmittag haben sie sich deshalb nahe der Luthereiche getroffen, um darüber zu diskutieren, wie aus dem Park und der Umgebung wieder ein freundlicher Ort werden könnte, vor dem das Publikum des Kommunalen Kinos (Koki) genauso wenig Angst empfinden muss, wie die Schulkinder, Restaurantgäste oder Kirchgänger. 

Eines war ihnen dabei besonders wichtig: Es gehe nicht um eine Anklage gegen bestimmte Gruppen, sondern um die konstruktive Suche nach Lösungen.

Nachbarn diskutieren über verlorengegangene Scham im Schlosspark

Schon bei dem Gespräch, an dem sich Pfarrerin Heike Reisner-Baral, die Gastronomen Florian Jendrusch vom Enchilada und Michael Pfisterer vom Lehners, Schulleiter Ralf Straub, Anton Fröhlich vom Stadtjugendring, Bernd Schön von der Beratungsstelle Plan B, Stadtbau-Geschäftsführer Oliver Lamprecht und Koki-Geschäftsführerin Christine Müh beteiligen, wird klar: Ganz so einfach wird es nicht werden. 

Noch während die Runde über die verlorengegangene Scham mancher Menschen im Schlosspark diskutiert, stellt sich wenige Meter entfernt ein Mann an einen Baum und uriniert in aller Öffentlichkeit, mitten am helllichten Tag. 

Unverständnis: Stadt Pforzheim hat noch nicht eingegriffen

Es sind solche Bilder, die die Anrainer sprachlos machen. Und nicht nur sie: Reisner-Baral erzählt von Besuchern der Kirche, die aus Kassel kamen und sich auf dem Weg von der Bahnhofsunterführung durch den Schlosspark bereits ihr Bild von Pforzheim gemacht hätten. Ein gutes sei es nicht, weiß Reisner-Baral. Von „Fremdschämen pur“ ist sogar die Rede. 

Deshalb ist das Unverständnis groß, warum die Stadt nicht einschreitet. Nicht, um Menschen aus dem Stadtpark zu vertreiben, sondern um sicherzustellen, dass hier alles rücksichtsvoll und ordentlich abläuft und dass das oft zitierte gute Miteinander seinen Namen auch verdient. 

Alle Menschen müssen sich wohlfühlen können.
Bernd Schön, Beratungsstelle Plan B

Ändert sich nichts an der Situation, dann laufe man irgendwann Gefahr, dass sich auch die Stadtgesellschaft von der Innenstadt abwendet, befürchtet Straub. Deshalb müsste mehr miteinander geredet werden, wie öffentlicher Raum gestaltet werden soll, gibt Schön zu bedenken. 

„Alle Menschen müssen sich wohlfühlen können“, fordert er. Genau das sei im Schlosspark aktuell aber nicht wirklich der Fall. Niederschwellige Initiativen oder Ideen, etwa die Gastronomie in den Park zu lassen, hätten im Rathaus bislang kein Gehör gefunden. Insofern herrscht momentan eine gewisse „Ratlosigkeit, wie Veränderung geschaffen werden kann“, räumt Müh ein. 

Ratlosigkeit aber auch deshalb, ergänzt Reisner-Baral, „weil wir an dem Thema mindestens schon zehn Jahre dran sitzen. Immer wieder, immer wieder. Und es wird immer diffiziler“. Die Entmietung des Schlossbergzentrums machen sie dabei als eine der Ursachen aus. Die Vergangenheit lässt sich aber nicht mehr ändern. 

Deshalb muss der Blick jetzt nach vorne gehen. Sie wollen das Gespräch mit der Stadtverwaltung, am liebsten noch vor den Sommerferien. „Es gibt ja schon kleine Lösungsbausteine, über die seit vielen Jahren gesprochen wird“, bemerkt Müh. „Sie müssen nur umgesetzt werden.“

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