Nach dem Tötungsdelikt am frühen Dienstagmorgen gibt es immer noch keine heiße Spur zum Täter. Unmittelbar nach der Tat hatten die Ermittler vor Ort zahlreiche Spuren gesichert, Zigarettenstummel eingesammelt und den Tatort fotografiert.
Schon am Vormittag war von der Bluttat nichts mehr zu sehen. Auch auf erneute Nachfrage halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft immer noch bedeckt.
Sie wollen nicht einmal bestätigen, ob es sich bei der Tatwaffe um ein Messer handelte. Obwohl Augenzeugen zufolge die Ermittler eine solche Waffe auch in den Mülleimern rund dem Tatort gesucht haben sollen.
Bluttat am Pforzheim Waisenhausplatz: War es eine Auseinandersetzung im Rotlichtmilieu?
Am Dienstagabend wurde berichtet, dass die Polizei erneut mit einem großen Aufgebot rund um den Waisenhausplatz ausgerückt sei. Die Beamten gingen demnach von Tür zu Tür und befragten die Anwohner. Polizeisprecher Michael Wenz wollte diesen konkreten Einsatz nicht bestätigen, bezeichnete es aber als mögliche Ermittlungsarbeit, die Anwohner im Umfeld des Tatorts zu befragen.
Die Gerüchteküche brodelt munter weiter. Am Dienstag wurde gemutmaßt, dass es eine Tat in der Dealerszene, ein Streit um Schulden oder eine Überreaktion eines Obdachlosen gewesen sein könnte. In der „Pforzheimer Zeitung“ ist zu lesen, dass es sich um eine Auseinandersetzung im Rotlichtmilieu gehandelt haben könnte. Dort werde in einer Gewerbeimmobilie verbotenerweise der Prostitution nachgegangen.
Über den mutmaßlichen Täter ist nicht viel bekannt. Die Polizei sucht einen 27 bis 30 Jahre alten Mann, der etwa 1,75 Meter groß und von normaler Statur ist. Er soll dunkelblondes, schulterlanges Haar haben. Er soll mit einer Jacke bekleidet gewesen sein, die im Bauchbereich blau und an den Schultern und Ärmeln weiß war.
Zudem habe er eine dunkelblaue Jogginghose getragen und sprach nach Angaben der Polizei Deutsch.
Getöteter war auf Instagram sehr aktiv
In den sozialen Netzwerken war der Getötete sehr präsent: Sein Profilbild auf Instagram zeigt die Zeichnung eines Jugendlichen auf dem Fahrrad, der vor einem Streifenwagen flüchtet. Unmittelbar nach der Tat berichteten Menschen, die das Opfer kannten, dass der junge Mann bis vor Kurzem in Haft war.
Tatsächlich findet sich auch auf den Social-Media-Konten des Getöteten ein Clip, der einen jungen Mann zeigt, der frisch aus dem Gefängnis in Stammheim entlassen wird, und vor dem Zaun der Haftanstalt seine Kiste mit Habseligkeiten und das charakteristische Hochhaus der JVA filmt. Ein anderes Video zeigt das Opfer, wie es mit einer Schreckschusspistole rumballert.
Dazwischen gibt es reichlich Belangloses: Essen mit Freunden, Abhängen in Hotels, Aufnahmen aus teuren Autos, die durch die Stadt fahren. Alles untermalt mit hartem Gangster-Rap.
Die typische Selbstinszenierung eines jungen Erwachsenen, der mit dem vermeintlichen Gangster-Leben der deutschen Rapszene kokettiert, die schnelle Autos, Drogen und Waffen verherrlicht. Unter seinen Fotos im Netz häuften sich seit Dienstag die digitalen Beileidsbekundungen.