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Abschluss erst 2023

Brütende Falken stoppen weitere Sanierung der Burg Liebeneck

Die Sanierungsarbeiten an der Burgruine Liebeneck im Wald hoch über dem Würmtal werden langwieriger und teurer. Die Schäden sind deutlich größer als vorgesehen. Brütende Falken halten die Arbeiten immer wieder auf.

Eingezäunt: Die Sanierungsarbeiten an der Burgruine Liebeneck hoch über dem Würmtal dauern schon seit 2019 und sollen voraussichtlich 2023 abgeschlossen sein. Derzeit ruhen die Arbeiten wegen der Schutzfrist für die Wanderfalken.
Die Sanierungsarbeiten an der Burgruine Liebeneck dauern schon seit 2019 und sollen voraussichtlich 2023 abgeschlossen sein. Derzeit ruhen die Arbeiten wegen der Schutzfrist für die Wanderfalken. Foto: Torsten Ochs

Das Kulturdenkmal im Wald ist eingerüstet und mit Bauzäunen gesperrt. Seit September 2019 laufen wie berichtet die Sanierungsarbeiten an der Burgruine Liebeneck über Würm. Und sie werden sich wohl noch etwas hinziehen. Bis Juli ruhen die Arbeiten erst einmal – wegen der Schutzfrist für die Wanderfalken, die hier nisten.

Von der ursprünglichen Anlage der ehemaligen Spornburg stehen noch der 30 Meter hohe Bergfried, der schon vor mehr als drei Jahren saniert wurde, und einige Mauern, die den Burghof umschließen. Die Instandsetzung erfolgt von innen nach außen. Begonnen wurde mit der inneren Kernburg, der äußere Ring bildet den Abschluss.

Im vergangenen September wurden die Mauer- und Verfugarbeiten an den Wänden und an der Mauerkrone der inneren Kernburg abgeschlossen, teilt Christian Lindinger, Leiter des Pforzheimer Amtes für Vermögen und Bau Baden-Württemberg, auf Nachfrage mit. Vorhandene Fugen an den Burgwänden und einzelne entfernte Steine dienen als Brutstätten für Vögel und Fledermäuse.

Allerdings ist nach Rodungsarbeiten an den Außenmauern der Burg und einer genaueren Schadensanalyse die Schrägstellung der Außenwand aufgefallen. „Das Mauerwerk auf der Mauerkrone sitzt lose und ist ohne ausreichenden Verbund. Die Schäden an der äußeren Ringmauer sind also deutlich umfangreicher als zunächst angenommen“, erklärt Lindinger. Wurzeln hätten die Struktur des Mauerwerks gelockert. Wegen ihrer Neigung musste die Mauer mit Bauzäunen vom Wanderweg abgesperrt werden.

Das beauftragte Ingenieurbüro BfB (Büro für Baukonstruktionen GmbH) und die Baufirma Zedler sichteten im November auch das Gelände außerhalb der Burg. Die Stützwand südlich des Wanderweges, die Mitte der 1970er Jahre gebaut wurde, soll auch noch untersucht werden.

Arbeiten müssen wegen Falken immer wieder unterbrochen werden

Durch die zusätzlichen Instandsetzungsarbeiten verzögert sich die Sanierung wohl bis August 2023. Die Arbeiten müssen in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde und dem Amt für Umweltschutz immer wieder von Mitte Januar bis Mitte Juli unterbrochen werden, weil auf dem Bergfried seit einigen Jahren ein Falkenpaar brütet.

Die zuständige Naturschutzbehörde hatte deshalb eine Umweltbaubegleitung (UBB) gefordert. Im April müsse also überprüft werden, ob die Wanderfalken erfolgreich Jungvögel ausgebrütet haben. Wenn dem so sein sollte, könne der nächste Bauabschnitt beginnen, so Lindinger. Voraussichtlich ab Juni und dann mit Arbeiten in geringer Lautstärke.

Äußerer Ring bildet den Abschluss: Bis Sommer 2023 ruhen die Sanierungsarbeiten an der Burgruine Liebeneck. Im Juli sollen sie weitergehen.
Äußerer Ring bildet den Abschluss: Bis Sommer 2023 ruhen die Sanierungsarbeiten an der Burgruine Liebeneck. Im Juli sollen sie weitergehen. Foto: Torsten Ochs

Durch Schutzmaßnahmen sei es gelungen, dass der Wanderfalke von der „Roten Liste“ der bedrohten Tierarten genommen werden konnte, erklärt Gerhard Vögele, Naturschutzwart für Pforzheim und Enzkreis. Zu diesen Schutzmaßnahmen zählen auch die Bewachung des Nestes in einer Brutnische hoch oben in der Außenmauer. „Es läuft alles korrekt ab“, sagt Vögele.

Der Schutz bedrohter Arten komme natürlich immer wieder auch bei Bau- und Sanierungsarbeiten zum Tragen, die sich dann aus Rücksicht auf den Artenschutz auf bestimmte Zeiten im Jahr beschränken müssen, sagt Stefan Baust, Pressesprecher der Stadt Pforzheim, auf Nachfrage. Die Naturschutzbehörde stehe in engem Kontakt mit allen involvierten Akteuren wie Bauherrschaft und Genehmigungsbehörde. „Unsere Erfahrung ist, dass durchweg großes Verständnis für die Belange des Artenschutzes herrscht und die Zeiträume eingehalten werden“, so Baust.

Kosten für Sanierung der Burgruine Liebeneck liegen wohl über 1,1 Millionen Euro

Wegen der unvorhergesehenen Arbeiten und des arbeitstechnischen Aufwands werde die Sanierung teurer als geplant – vorgesehen waren ursprünglich 1,1 Millionen Euro, so Lindinger. Die Kosten für die Instandsetzung der Burgruine trägt das Land Baden-Württemberg.

Die Burgruine wurde 1263 erstmals urkundlich erwähnt. Im Orleans’schen Krieg (1688 bis 1697) war die Burg Zufluchtsort des Pforzheimer Stadtarchivs. Nachdem sie 1692 ausgebrannt war, wurde sie wieder aufgebaut. 1828 ging sie an den badischen Staat über, wurde danach aber planmäßig zerstört, damit „kein Gesindel hier Unterschlupf findet“, wie auf einer Infotafel steht. Zuletzt wurde von 1968 bis 1977 der Bergfried renoviert. Danach lag die Ruine lange im Dornröschenschlaf.

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