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Zehn Jahre Vorarbeit für Stadtumbau

Die neue City-Ost verbindet Pforzheim mit Vergangenem

Pforzheim setzt auf Stadterneuerung. Ein Kernstück zur Überwindung der autogerechten Stadt aus den 50er Jahren ist die Bebauung des Areals östlich und nördlich des Rathauses. Investor Ten Brinke investiert rund 100 Millionen Euro.

Visualisierung zum Neubau der Innenstadt-Ost
Ein Bild der Zukunft: Drei neue Gebäuden sollen in der Östlichen Karl-Friedrich-Straße für eine hochwertige Stadtatmosphäre sorgen. Ob es so aussieht, wie von Ten Brinke inszeniert, wird sich 2026 zeigen. Foto: Ten Brinke

Wenn an diesem Donnerstag in Pforzheim auf dem bisherigen Rathausparkplatz der erste Spatenstich für die vier Neubauten der Innenstadt-Ost gefeiert wird, dann beginnt die „Erneuerung von Vergangenem“. Pforzheim schickt sich an zu bauen, was seit rund einer Dekade diskutiert und geplant wird.

Ziel ist die „Reparatur der autogerechten Stadt“ durch einen Rückgriff auf Althergebrachtes, wie der damalige Oberbürgermeister Gert Hager (SPD) 2014 bei der Bundesstiftung Baukultur in Berlin darlegte.

Die bis zur Stadtzerstörung 1945 prägenden Höfe und Gässchen sind Vorbild für den Umbau. So ist es in einem Leitplan von 2012 festgeschrieben.

Der Name Schlossberghöfe ist Programm

Der Name Schlossberghöfe für das neue Quartier ist dementsprechend nicht Nostalgie, sondern Programm. Pforzheim hat sich Ende der Zehnerjahre aufgemacht, der unscheinbaren Tallage neuen Glanz zu verleihen.

Dazu gehören neben der City-Ost die Verkehrsberuhigung der Zerrennerstraße, Sichtachsen und fußläufige Verbindungen vom Hauptbahnhof bis zur Enz sowie eine bessere Anbindung von Oststadt und Insel-Areal ans Zentrum. Für die Schlossbergauffahrt allerdings bedeutet das das Aus, und das bringt bis heute manchen Pforzheimer auf die Palme.

Es ist gut möglich, dass Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) darauf eingeht, wenn er an diesem Donnerstag ab 11 Uhr in kleinem Kreis die Bedeutung der City-Ost unterstreicht. Rund 50 Gäste werden dazu erwartet. Alle anderen sollten online per Live-Stream verfolgen können, in welchem Ausmaß der Rathauschef an den Masterplanprozess von 2010 bis 2012 erinnert und wie es dann weitergeht.

Auf Basis der damals festgelegten Schwerpunkte entstanden Analysen und Konzepte, die 2018 zu einem „Städtebaulich-räumlichen Leitbild 2050“ führten. Die neue City-Ost spielt darin eine hervorragende Rolle.

Verwaltungsgericht bekam Arbeit

Einig war sich die Stadtgesellschaft trotz dieser Vorarbeiten nicht, als es daran ging, tatsächlich zu bauen. Es rumorte stark, während Fachleute, Verwaltung, Gemeinderäte und Bürger – insgesamt etwa 50 Mitglieder – nach einem dreijährigen wettbewerblichen Dialogverfahren 2018 für den Ten-Brinke-Entwurf dafür stimmten.

Ein Bürgerbegehren wurde angestrengt. Das Verwaltungsgericht bekam Arbeit. Aber das Großprojekt für rund 100 Millionen Euro war nicht zu stoppen.

Große Emotionen dürften noch einmal aufwallen, wenn das erste Gebäude fertig ist. Dann zieht das Technische Rathaus um und der alte, denkmalgeschützte Bau aus den 50er Jahren zerbröselt unter der Abrissbirne. Zeitgleich ist auch der Abbruch der vier Betonwürfel auf der gegenüberliegenden Seite an der Östlichen Karl-Friedrich-Straße geplant.

Ende 2023 soll es soweit sein. Zumindest beim Start der Großbaustelle sieht es so aus, als ob dem zeitlich nichts im Wege steht. Die rund 50 „Baggerschürfe“ seit 10. Januar haben zu keinen unerwarteten Altlasten oder beeindruckenden Funden geführt, ist bei Ten-Brinke-Projektleiter Hermann Fabritius zu erfahren: „Die oberen Schichten bestehen erwartungsgemäß aus viel Bauschutt, darunter etliche richtig großen Brocken.“

Noch nichts Konkretes zur Nutzung

Die Untersuchung war notwendig, damit der spätere Aushub sortengemäß deponiert werden kann. Wenn sich jetzt die Festgesellschaft versammelt, wird sie nichts mehr sehen von den vielen Erdhäufchen, die für die Analyse angelegt worden waren. „

Die Löcher sind wieder zugemacht“, sagt die städtische Projektkoordinatorin Andrea Hermesmeier. Sie hat die Erduntersuchung wegen des öffentlichen Interesses durch eine Spezialfirma begleiten lassen.

Wenn die Analyseergebnisse Ende kommender Woche vorliegen sowie Wasser- und Abwasserleitungen liegen und die Baucontainer angeschlossen sind, wird dann mehr als geschürft. Bis 2026 soll zumindest dieser Teil der Pforzheimer Innenstadt „urban, hochwertig und lebendig“ sein, gibt das Leitbild 2050 vor. Dafür ist vertraglich eine Mischung aus Wohnen, Einzelhandel, Gastronomie, zwei Kitas sowie Kultur und Verwaltung vereinbart. Was das konkret bedeutet, ist jenseits der Rathausnutzung allerdings noch offen.

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