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Vogel des Jahres 2021

Das Rotkehlchen zwitschert auch in Pforzheim

Sie sind 14 Zentimeter groß, zierlich, haben eine orangefarbene Stirn, Kehle und Brust: Mit keinem anderen Vogel kann das Rotkehlchen verwechselt werden. Die auffällige Färbung und ihr häufiges Vorkommen in fast allen Teilen unserer Kulturlandschaft, haben die Vögel zu ausgesprochenen Sympathieträgern gemacht. Nun wurde das Rotkehlchen zum Vogel des Jahres 2021 gewählt.

Ein Rotkehlchen sitzt auf einem Ast. Auf dem Ast liegt auch noch etwas Schnee.
Zweifacher Preisträger: Bereits 1992 wurde das Rotkehlchen zum Vogel des Jahres gekürt. Die Singvögel sind vielen Gefahren ausgesetzt, etwa extremer Kälte und Katzen. Trotzdem sind sie bislang nicht gefährdet. Foto: Franz Lechner

Sie sind 14 Zentimeter groß, zierlich, haben eine orangefarbene Stirn, Kehle und Brust: Mit keinem anderen Vogel kann das Rotkehlchen verwechselt werden. Die auffällige Färbung und ihr häufiges Vorkommen in fast allen Teilen unserer Kulturlandschaft, haben die Vögel zu ausgesprochenen Sympathieträgern gemacht.

Im Stadtkreis Pforzheim bieten vor allem der Büchenbronner Wald, der Klapfenhardt- und der Steinig-Wald sowie der Hauptfriedhof sehr gute Beobachtungsmöglichkeiten. Wer aufmerksam lauscht, kann sich zur Zeit an dem melodiösen, klagenden Gesang erfreuen.

In Großbritannien ist der Singvogel sogar auf vielen Weihnachtsgrußkarten abgebildet, weil der Legende nach Christus auf all seinen Wegen von Rotkehlchen begleitet wurde. In diesem Jahr ist dem Rotkehlchen eine besondere Ehrung zuteilgeworden: Es wurde zum Vogel des Jahres gekürt und setzte sich damit gegen Rauchschwalbe und Kiebitz durch.

Bereits 1992 erhielt das Rotkehlchen diesen Titel. Die Wahl zum Vogel des Jahres gibt es seit 50 Jahren. Zum Jubiläum haben sich der Nabu und sein Partner, der Landesverband für Vogelschutz in Bayern, etwas Besonderes ausgedacht: Zum ersten Mal haben nicht die beiden Verbände, sondern etwa 450.000 interessierte Naturfreunde die Wahl zum Vogel des Jahres entschieden.

Rotkehlchen gehört zu häufigsten Vogelarten

Rotkehlchen aus der Familie der Drosselvögel kommen in Westeuropa bis nach Sibirien, Nordwestafrika und Kleinasien vor. In Baden-Württemberg sind sie als Brutvögel flächenhaft über das ganze Land verteilt und gehören mit einem Brutbestand von bis zu 470.000 Brutpaaren zu unseren häufigsten Vogelarten.

Sie besiedeln alle Waldgesellschaften, bevorzugen aber extensiv bewirtschaftete Laub- und Mischwälder mit dichtem Unterholz und kleinen Feuchtbiotopen. Auch in Parklandschaften, auf Friedhöfen und in pestizidfreien Gärten sind die wenig scheuen Vögel häufig anzutreffen. Beim Rotkehlchen sehen jedoch Männchen und Weibchen gleich aus – was die Geschlechtsbestimmung schwierig macht.

In Baden-Württemberg ist das Rotkehlchen Teilzieher. Folglich überwintert ein Teil der heimischen Population, und der andere Teil zieht in den westlichen Mittelmeerraum. Regelmäßig ziehen in der Herbst- und Winterzeit aus Ostdeutschland, Schweden und Finnland stammende Rotkehlchen durch Baden-Württemberg oder überwintern im Land. An Futterstellen kann man daher sowohl einheimische Vögel als auch Wintergäste beobachten.

Insekten, kleine Spinnen, Würmer, Schnecken, Ameisen und Blattläuse bilden die Hauptnahrung der Rotkehlchen, aber auch Beeren und Früchte werden nicht verschmäht. Im Winter ist der Insektenfresser auf fettreiche Nahrung angewiesen, um extreme Temperaturen überstehen zu können. Kleie vermischt mit Rindertalg sowie leicht geröstete, mit Fett angereicherte Haferflocken sind an den Futterstellen ein gern angenommenes Zubrot.

Die Brutperiode des Frühbrüters dauert von Anfang April bis Ende Juli. Das bodennahe Nest wird in Höhlungen, Mulden, unter Grasbüscheln und Wurzeln, in Erdlöchern, aber auch in Mauerspalten und nieder hängenden geeigneten Nisthilfen angelegt. Selbst in Konservendosen und Blumentöpfen sind Bruten nachgewiesen worden. Das Gelege umfasst drei bis neun Eier, die etwa 14 Tage bebrütet werden. Nach weiteren 14 Tagen verlassen die Jungen, die noch etwa drei Wochen von den Eltern betreut werden, das Nest. In den meisten Fällen findet danach eine Zweitbrut statt.

Die nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützten Rotkehlchen sind das ganze Jahr über mannigfachen Gefahren ausgesetzt. Extreme Kälte, der immer weiter zunehmende Verkehr und die Jagd in den Mittelmeerländern verkleinerten die Bestände. Aber auch Katzen tragen in hohem Maße zu Verlusten des Bodenbrüters bei. Noch entscheidender jedoch ist die Ausräumung der Landschaft durch die intensive Landwirtschaft, die zusammen mit Verbauungen und Versiegelungen zu einem hohen Verlust von Lebensräumen führt.

Lebensräume des Rotkehlchens verbessern

Mit der Wahl des bisher noch ungefährdeten Rotkehlchens zum Vogel des Jahres sollen Behörden und Privatleute dafür sensibilisiert werden, die Lebensräume des Rotkehlchens zu verbessern oder zu erhalten. So sollten Kommunen für eine naturnahe Gestaltung und Pflege ihrer Garten- und Parkanlagen sorgen. Gartenbesitzer sind aufgerufen, für mehr Gartenvielfalt durch die Pflanzung von einheimischen Sträuchern wie beispielsweise Schneeball, Hartriegel oder Pfaffenhütchen zu sorgen und auf Pestizide zu verzichten. In den Wäldern sind Unterholzstrukturen sowie eine pestizidfreie Waldbewirtschaftung wichtige Biotopverbesserungen für den Vogel des Jahres.

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