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Verkehrswende in Pforzheim

Debatte um Zerrennerstraße in Pforzheim: Skepsis gegen Tempo 20 überwiegt

Die Zerrennerstraße soll nach dem Willen der Grünen im Pforzheimer Gemeinderat entschleunigt werden. Nun wurden die Pläne erstmals in einem Ausschuss diskutiert. Begeistert waren nur wenige.

Noch zu schnell: Ginge es nach den Grünen Fraktionen im Pforzheimer Gemeinderat, dann würde die Zerrennerstraße auf Tempo 20 gedrosselt werden und die Straße so zu einer Ruheoase in der Innenstadt werden.
Noch zu schnell: Ginge es nach den Grünen Fraktionen im Pforzheimer Gemeinderat, dann würde die Zerrennerstraße auf Tempo 20 gedrosselt werden und die Straße so zu einer Ruheoase in der Innenstadt werden. Foto: Roland Wacker

Wie soll die Zerrennerstraße künftig aussehen? Mit oder ohne Tempo 20? Diese Frage hatte am Mittwoch erstmals Gemeinderäte in einem Gremium, konkret dem Planungs- und Umweltausschuss, beschäftigt.

Das Meinungsbild: unklar, da vertagt. Der Weg dorthin: ziemlich skurril, weil sich plötzlich die Gewählten über ganz andere Fragen wie die Knöllchen einzelner Stadträte unterhielten.

Andreas Sarow (CDU) fiel zunächst seiner eigenen Fraktion in den Rücken. Die hatte die Pläne zur Umgestaltung der „Zertrennerstraße“ (Sarow) vorwiegend kritisch gesehen. Monika Descharmes (FDP) zählte dann auf, dass ausgerechnet Sarow nun für die Radfahrer spreche. Also derjenige, der seinen Pkw regelmäßig dort abstelle, wo er nicht hingehöre.

Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (GL) sprang Sarow schließlich bei, weil sie selbst „schon geblitzt wurde und mich trotzdem für Tempo 30 einsetze“. Martin Erhardt (CDU) forderte schließlich noch, den Innenstadtring endlich fertig zu bauen. Nur dass der, so Schüssler, schon längst fertig gebaut sei. „So, wie ihn der Gemeinderat wollte.“

Zerrennerstraße soll leichter zu überqueren sein

Vor diesen turbulenten Szenen stellte zunächst Experte Anton Schwarzenberger sein Konzept vor: Mehrere Querungen sollen auf der Zerrennerstraße gebaut werden.

Ziel ist, die Enz gewissermaßen näher an die Innenstadt zu holen, indem man die große Verkehrsachse zwischen Marktplatz und Fluss leichter überquerbar macht. Zwecks Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer schlug er Tempo 20 vor, „das geht leider nicht anders“, sagte Schwarzenberger.

Einzelne Fahrspuren sollen wegfallen und durch Grünstreifen ersetzt werden, auch Bank-Ecken für die Fußgänger sind angedacht. Radfahrer sollen eine gesicherte Spur bekommen. An der Kreuzung zur Leopoldstraße soll es deshalb künftig nicht mehr möglich sein, nach links Richtung Sedanplatz abzubiegen.

Ich hatte nicht das Gefühl, dass Pforzheim da zusammengebrochen ist.
Axel Baumbusch, Grüne Liste, zu Tempo 20 beim Weihnachtsmarkt

Zustimmung fand der Vorschlag nur bei den beiden Grünen Fraktionen und eben Sarow („Fahrrad ist Lifestyle“). Axel Baumbusch (Grüne Liste) erinnerte an das vorübergehende Tempo 20 während des Weihnachtsmarkts: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass Pforzheim da zusammengebrochen ist.

Die meisten hatten nur ein Problem damit, dass da Blitzer standen.“ Sunita Vimal (Bündnis 90/Die Grünen) schloss sich dem an, wies allerdings wie auch andere Redner vor ihr darauf hin, dass die Ausfahrt der Tiefgarage am Waisenhausplatz mit einer Querung für Fußgänger direkt davor nicht gefährlich werden dürfe.

Gerade die Aspekte Tempo 20 und Abbiegen Richtung Sedanplatz stießen auf massive Kritik. Während Thomas Müller (CDU) noch den pragmatischen Vorschlag machte, doch Tempo 30 zu lassen und per elektronischer Anzeige bei Veranstaltungen auf Tempo 20 zu reduzieren, wurde Norbert Sturm (AfD) generalistischer: „Ich komme auf 30.000 zusätzliche Verkehrsbewegungen für den Innenstadtring.

Und dann ist die Sache schon erledigt“, rechnete er vor: Denn einerseits soll die Zerrennerstraße entschleunigt werden, gleichzeitig will man ja auch den Schlossberg in eine autofreie Zone umbauen - auch darüber und über die Ergebnisse des Werkstattverfahrens wurde zuvor diskutiert, wie auch über eine mögliche Beruhigung der Oststadt rund um die B10.

Bevor wir davon träumen, die Stadt autofrei zu machen, sollten wir erst einmal die Alternativen dafür schaffen.
Nicole Gaidetzka, Unabhängige Bürger

„Bevor wir davon träumen, die Stadt autofrei zu machen, sollten wir erst einmal die Alternativen dafür schaffen“, forderte Nicole Gaidetzka (Unabhängige Bürger).

Und Descharmes redete sich in Rage: „Ich glaube, selbst die Radfahrer haben damit ein Problem. Da müssen die auch schon auf ihre Geschwindigkeitsbegrenzung achten.“

Damit redete sie, vielleicht unbeabsichtigt, einigen Beobachtern der Aktivisten von Critical Mass um Stadtrat Christof Weisenbacher (Wir in Pforzheim) das Wort. „Ich hatte schon geahnt, dass das nicht durchkommt“, sagte Weisenbacher nach der Sitzung. „Man hätte eigentlich konsequent den Autoverkehr draußen halten müssen. Aber das haben sie sich wieder nicht getraut.“

THW bekommt eigenen Platz

Abseits dieser Aufregung wurde die Wendestelle Villinger Straße einstimmig in „Platz des THW“ umbenannt, um die Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerks zu ehren.

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