Demonstration in Pforzheim: Durch den Haidach für Putin
Bislang gab man sich auf dem Haidach eher verschlossen, wenn es um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ging. Wie es dort mit den Sympathien für den russischen Diktator Wladimir Putin und seinen Krieg in der Ukraine steht, lässt sich für Außenstehende nur schwer ergründen.
Doch jetzt wollten offenbar einige Flagge zeigen: Für Freitagabend hatte eine Gruppierung zu einer Demonstration quer durch den Stadtteil aufgerufen, der von vielen Russlanddeutschen bewohnt wird. „Gegen Corona-Diktatur und westliche Russland-Hetze“ war das Motto, mit dem auf Flugblättern auf die Kundgebung hingewiesen wurde.
„Kommt alle mit Flagge“ steht ganz unten auf dem Wurfzettel, der zweisprachig formuliert ist. Daneben ist eine russische Flagge abgebildet, allerdings falsch herum. „Das ist ja schon seltsam, dass diese sogenannten Patrioten ihre eigene Landesflagge nicht mehr kennen“, hört man von Leuten, die dieses Flugblatt bekommen haben und es kritisch sehen.
Vor allem Querdenker unter den Demonstranten
Der Veranstalter hatte 300 Teilnehmer angemeldet, diese Zahl dürfte zum Start des Demonstrationszugs nicht ganz erreicht worden sein. Und es waren auch keine flammenden Putin-Fans, die sich in der Hannah-Arendt-Straße trafen.
Die Gruppe setzte sich vor allem aus denselben Corona-Kritikern, und Querdenkern zusammen, die sich montags auf dem Pforzheimer Marktplatz treffen um zu demonstrieren. Auch der Organisator der Veranstaltung war derselbe, wollte aber mit der Presse nicht sprechen. Die Polizei war mit einem Aufgebot an Bereitschaftspolizisten und einem Anti-Konflikt-Team vor Ort.
Die Rhetorik der Demonstranten war eine ähnliche wie bei den Montagsdemos, allerdings war die Pandemie nicht mehr im Fokus der Megafon-Durchsagen, sondern die Solidarität mit den vermeintlich vom Westen gegängelten Russen: „Wir wollen dieses Russland-Bashing nicht mehr mitmachen“, schallte es durchs Megafon zum Auftakt der Kundgebung.
„Auf die Straße für die Wahrheit“, tönte es aus dem Zug weiter. Am Straßenrand standen einige Haidacher, die mit Russland-Flaggen auf den Demonstrationszug warteten um sich ihm anzuschließen.
Jetzt muss wieder der Haidach leidenAnwohner
Es fanden sich aber auch kritische Stimmen: „Jetzt muss wieder der Haidach leiden“, sagte einer, der am Straßenrand zuschaute. Andere hatten sich mit einer Europaflagge an die Strecke gestellt. „Schade, dass nicht noch mehr Menschen kommen, die dagegen sind“, sagte eine andere Zuschauerin.
Der Pforzheimer Stadtteil Buckenberg-Haidach ist seit Jahrzehnten eine Hochburg der russlanddeutschen Community. In den 1980er Jahren wurden viele Spätaussiedler in einem Übergangswohnheim dort untergebracht. Mit den Jahren leben sich die Menschen ein, ihre Kinder besuchen nahegelegene Schulen und es wird neuer Wohnraum geschaffen.
Nach Angaben des Stadtarchivs Pforzheim beträgt der Aussiedler-Anteil in diesem Stadtteil heute ungefähr 55 Prozent der Bevölkerung.