
Mit der St. Petrus und Paulus Gemeinde Pforzheim ist ein neuer Gesellschafter der „Kita der Religionen“ beigetreten. Die antiochenisch-orthodoxe Religionsgemeinschaft stellte sich am Mittwochnachmittag vor und nutzte den Termin zugleich zu einer sakralen Segnung.
Bereits im März 2020 öffnete in Pforzheim die Kita Irenicus als sechsgruppige Einrichtung mit 100 Kindern und etwa 25 Mitarbeitenden. Sie ist bundesweit die erste Kita mit multireligiösem Schwerpunkt.
Viel länger schon gibt es die antiochenisch-orthodoxe Religionsgemeinschaft in Pforzheim: Mitte der 1960er Jahre sei die erste Generation nach Deutschland gekommen, unter anderem mit drei Familien nach Pforzheim, sagt Mihail Kocamahhul als Vertreter des neuen Gesellschafters. „Mittlerweile sind wir in der vierten Generation.“
Die antiochenisch-orthodoxe Religionsgemeinschaft in Pforzheim umfasst etwa 150 Mitglieder
Die Gemeinde umfasse etwa 150 offizielle Mitglieder, Tendenz steigend. „Wir beziehen uns direkt auf die Bibel“, sagt Kocamahhul, „auf die vor 2.000 Jahren viertgrößte Provinz Antiochia“. Dort sollen die Jünger Christi zum ersten Mal Christen genannt worden sein. „Aus dieser Stadt stammen wir alle her.“ Und diese Geschichte habe die Religionsgemeinschaft nach Europa getragen, unter anderem auch in den Pforzheimer Stadtteil Eutingen, „was uns wirklich stolz macht“.
Vor zwei Jahren besuchte Dekanin Christiane Quincke die Gemeinde bei einer Visitation, „und hier hatten wir ein gutes Gespräch gehabt“, erinnert sich Kocamahhul. Sie seien eingeladen worden, als Gesellschafter Teil der „Kita der Religionen“ zu werden. „Für uns war das Neuland“, räumt Kocamahhul ein. „Wir waren ja immer mit uns selbst beschäftigt und das war ein gewagter Schritt für die erzkonservativen Orthodoxen, allerdings auch ein guter Schritt.“ Deshalb habe er die Einladung gerne aufgenommen und in verschiedenen Gremien und Arbeitsgruppen besprochen.
„Das hat dann ein Jahr gedauert, bis wir das Okay geben konnten, weil wir verschiedene Mitgliederversammlungen hören mussten“, sagt Kocamahhul. Danach habe die eigentliche Arbeit begonnen, die nun in den offiziellen Beitritt als weiterer Gesellschafter mündete.
Von Anfang an, seit der Gründung, war für uns schon klar, dass wir jetzt erst mal in der damaligen Zusammensetzung anfangen, aber wir sind noch nicht vollständig.Christiane Quincke
Dekanin in Pforzheim
„Von Anfang an, seit der Gründung, war für uns schon klar, dass wir jetzt erst mal in der damaligen Zusammensetzung anfangen, aber wir sind noch nicht vollständig“, sagt Quincke. „Insofern war uns auch klar: Wir haben erst mal einen guten Stamm, aber da arbeiten wir noch dran.“ Dass die antiochenisch-orthodoxe Gemeinde nun hinzustößt, das begrüße sie.
Tatsächlich seien nämlich relativ viele orthodoxe Kinder in der Kita Irenicus. „Das fiel schon auf“, deshalb sei es schade gewesen, dass in der Trägerstruktur bislang keine orthodoxe Gemeinschaft vertreten gewesen sei, so Quincke. „Wir haben uns näher kennengelernt und gesagt: Mensch, das passt jetzt gut“, erzählt sie von den Gesprächen mit dem neuen Gesellschafter. „Es gab eine große Aufgeschlossenheit und dafür bin ich sehr dankbar.“
Die interreligiöse Kita in Pforzheim ist ein begehrter Arbeitgeber
Mittlerweile wird die Kita in der Irenicusstraße auch als Ausbildungsstelle sehr geschätzt, berichtet Geschäftsführerin Sabine Jost. „Im letzten Jahr kamen ganz viele Bewerbungen, die sich speziell auf unsere Kita beworben haben, und das macht Mut“, so Jost. Zumal es von Anfang an der Wunsch gewesen sei, auch Fachkräfte mit anderem Glauben zu beschäftigen, die wegen des interreligiösen Konzeptes in der Kita mitarbeiten möchten.