Die Zukunft ist digital, daran ließ Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) bei der Hauptveranstaltung der Smart City Days 2021 keinen Zweifel: „Mit allen Herausforderungen und Chancen, die damit einhergehen.“ Die Veranstaltung am Donnerstagabend mit Informationsständen im Reuchlinhaus und dem Innovationstruck der Bundesregierung vor der Tür war ausgebucht.
Fax-Geräte in Gesundheitsämtern war eines der „Beispiele für schlechte Digitalisierung“ und leider gebe es auch im Bildungsbereich noch große Defizite. „Wer Smart City sein will, braucht kluge Köpfe und muss früh darin investieren“, konstatierte Boch.
Digitalisierung gebe es nicht ohne Geld. Daher freue er sich, dass Pforzheim als Modellprojekt 9,1 Millionen Euro Fördermittel „als Belohnung für die bisherigen Anstrengungen“ zugesprochen bekam. Damit könne man einiges auf die Beine stellen.
Oberbürgermeister Boch will digitale Stadt mit den Bürgern weiterentwickeln
Ein nachhaltiges energieeffizientes Gewerbegebiet, neue intelligente Logistik für die Innenstadt oder Online-Beteiligungsformen für die Bevölkerung? Die Entscheidung, wohin die digitale Zukunftsreise geht, will Boch gemeinsam mit der Stadtgesellschaft treffen.
Denn „die Digitalisierung soll eine Bereicherung für das Leben aller sein, das Leben erleichtern und die Stadtgesellschaft voranbringen“. Eine Austausch-Plattform seien die Smart City Days.
Auf dem Podium diskutierte Boch über die Herausforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung mit der Country Leaderin von Oracle Deutschland, Stefanie Kemp, dem Direktor Forschungsbereich Urbane Systeme beim Fraunhofer IAO, Steffen Braun, und der Digitalisierungsbeauftragten des Städtetags, Frauke Janßen.
Die Pforzheimer Innenstadt als Spielplatz für alle Generationen?
„Öffentlicher Raum muss gelebt werden“, forderte Braun. Aus Untersuchungen über die Innenstadt der Zukunft 2030 sei ein hoher Bedarf an Aufenthaltsqualität erkennbar. Er regte an, die Innenstadt „viel stärker als großen Spielplatz für alle Altersgruppen zu sehen“.
Die Industrieproduktion werde klimaneutral, das biete neue Chancen für Wohnen und Arbeiten neben der Produktion. Als größte Chance für Pforzheim nennt Braun „die Optimierung des öffentlichen Raums“ durch intelligente Steuerung des Verkehrs bis hin zur Warensteuerung. Um den Wandel vom Individualverkehr hin zur öffentlichen Mobilisierung zu schaffen, seien Angebote notwendig, „die aus Nutzersicht Spaß machen und attraktiv sind“.
Stefanie Kemp arbeitet seit 35 Jahren an verantwortlichen Stellen in Sachen Informationstechnologie. Doch an erster Stelle sieht sie nicht die Technik, sondern: „Was die Bürger am Ende empfinden, das macht es aus. Die Werte müssen klar sein.“
Ihr Tipp für die Stadt ist: „Überlegen sie sich ganz konkret, zu welchem Zweck die Digitalisierung gut ist. Was ist der Mehrwert?“ Zur Umsetzung brauche es „einen gesunden Mix von jungen Menschen mit neuen Ideen und Erfahrenen“. Kemp empfiehlt, auch nach dem EfA-Prinzip zu handeln, „Einer für Alle“, und mit anderen Städten zu kooperieren. Wie Frauen auch in der IT-Branche in Führungspositionen kommen können, wollte Boch wissen. Mit Leidenschaft für das, was man tut, erklärte Kemp.
Souveräner Umgang mit Daten wird für die Kommunen zur wesentlichen Grundlage
Frauke Janßen stellte Ergebnisse aus der Städtetag-Studie „Die Stadt der Zukunft mit Daten gestalten“ vor. Ein souveräner Umgang mit Daten werde immer mehr eine wesentliche Grundlage der kommunalen Selbstverwaltung sein.
„Ansonsten entscheidet weiterhin Google, ob der Verkehr durch die verkehrsberuhigte Zone gelenkt wird oder welche Verkehrsmittel priorisiert angezeigt werden“, so ein Fazit der Studie. Um mehr Menschen an der Digitalisierung zu beteiligen, empfiehlt Janßen, die Kommunikation zu überdenken. „Digitalisierung“ spreche nur wenige an. Dabei gehe es darum, „das Lebensumfeld zu gestalten“.